Zu den zentralen Problemen Kasachstans gehört im Moment die kritische Situation im Bankensektor, die mit einiger Kraftanstrengung entspannbar scheint. Aus strategischer Sicht wichtiger ist die Tatsache, dass die Krise nur sehr wenig an den bisherigen Wirtschaftsstrukturen verbessert hat. Krisen sind eigentlich eine Art Reinigungsmittel des Marktes, weil schwache Firmen verschwinden und die allgemeinen Innovationsanstrengungen verstärkt werden. Für Kasachstan ist von oben auch ein gestärktes Herauskommen aus der Krise angesagt worden, die harten Fakten zeigen dies jedoch bisher nicht an.

Nach wie vor hängt alles von den Preisen für die Exportwaren auf den Weltmärkten ab. Dabei ist auch hierzulande allen Beteiligten klar, das Innovationen langfristig das beste Mittel gegen Wirtschaftskrisen sind. Dabei kann nicht erst bei Ausbruch einer Krise angefangen werden, über Innovationspolitik nachzudenken. Schließlich dauert ein typischer Innovationszyklus durchschnittlich acht bis zehn Jahre. Hinzu kommt das hohe Risiko des Nichterfolgs, das Innovationen objektiv innewohnt.

Unternehmen haben also nur dann eine Chance, mit Innovationen Krisenerscheinungen entgegenzusteuern, wenn ein betriebliches Innovationssystem nicht nur vorhanden ist, sondern auch effektiv funktioniert. Deutsche Erfahrungen besagen, dass es bei zielgerichteter Arbeit des Managements sechs bis sieben Jahre dauert, ehe ein betriebliches System des Innovationsmanagementes brauchbar funktioniert. Dabei ist die Frage der Bereitstellung finanzieller Mittel ein wichtiges Element, das jedoch in seiner Bedeutung in Kasachstan deutlich überschätzt wird.

Zwar sind die Länder und Unternehmen, die mehr Geld als ihre Konkurrenten in die Forschung stecken, mit höherer Wahrscheinlichkeit auch erfolgreicher, einen Automatismus gibt es jedoch nicht. Die Erfahrungen effektiver als Kasachstan im Innovationsbereich arbeitender Länder zeigen, dass hierzulande in der Regel mindestens zwei große Schwachpunkte bei der Installation einer effizienten betrieblichen Innovationspolitik gegeben sind: zum einen wird den Fragen der Ideenfindung zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Auch in erfolgreichen Unternehmen wird bei Weitem nicht jede Idee realisiert, es wird jedoch versucht, nicht für die Schublade zu forschen.

Der zweite Schwachpunkt hierzulande ist die unzureichende Ausrichtung auf die Markterfordernisse. Es wird in Kasachstan viel zu stark davon ausgegangen, welche Rohstoffe man hat und dass diese irgendwie zu verarbeiten sind. Die Weltmärkte insgesamt sind mehr als genug mit Waren zugeschüttet, so dass niemand auf einen neuen Produzenten wartet. Auch in Kasachstan kauft kaum jemand auf der Grundlage patriotischer Gefühle, sondern die Fakten Qualität, Preis, Service, Image sind entscheidend. Und da liegen ausländische Unternehmen nach wie vor weit vorn.

Erfolgreiche Innovationspolitik beginnt immer bei der Analyse der Märkte, und zwar der von morgen und übermorgen. Die entsprechenden Trends sind nicht immer eindeutig auszumachen, und noch schwieriger ist es dann, entsprechende Erzeugnisse mit Nachfragepotential zu schaffen. Ein Rezept zur Lösung dieses Problemkreises hat niemand. Nur kontinuierliches und zähes Arbeiten im Innovationsbereich kann eine Erfolgschance schaffen. Die Schaffung eines gesellschaftlichen Innovationsklimas gehört dazu, sprich die Diskussion von Entwicklungsfragen nicht nur durch einen kleinen Kreis von beruflich mit Innovationen verbundenen Experten.

Bodo Lochmann

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