Mit dem „Stipendienprogramm deutsche Schulen“ bietet der DAAD kasachischen Schülern und Studenten die Chance, ein komplettes Studium in Deutschland finanziert zu bekommen. Die DAZ fragte die Kandidaten der ersten Auswahlrunde, warum sie ausgerechnet in Deutschland studieren wollen.

/Bild: Marlies Ootes. ‚Lera und Alissa würden am liebsten sofort für ein Studium nach Deutschland fliegen.’/

„Deutschland steht in weltweiten Bildungsrankings an der Spitze“ begründet Olga aus dem ostkasachischen Ust-Kamenogorsk ihren Wunsch, in Deutschland zu studieren. Deutsch beherrscht sie bereits fließend, dennoch möchte die 17-Jährige ihre Sprachkenntnisse noch erweitern. Und ihre Freunde wieder sehen. Denn viele Bekannte ihrer Familie sind in den 90er Jahren nach Deutschland ausgewandert, darunter auch ihre beste Freundin. „Wir schreiben uns aber oft. Sie erzählt mir immer von ihren Erfahrungen in der neuen Heimat“. Aber auch Olga selbst hat Deutschland sehr gut gefallen. „Ich hatte mit meiner Schulklasse einen Wettbewerb gewonnen. Deshalb waren wir zwei Wochen in Deutschland.“ Die Reisegruppe sah sich verschiedene Städte an. „Mir hat vor allem die Atmosphäre sehr gut gefallen.“ Neue Kulturen kennen zu lernen reizt die Abiturientin des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Ust-Kamenogorsk sehr. Aus diesem Grund hat sie sich für den Studiengang „European Studies“ an der Universität Magdeburg entschieden. In ein anderes Land wäre sie jedoch auch gegangen. „Aber Deutschland bietet sich für mich an, da ich an meiner Schule bereits das Deutsche Sprach-diplom (DSD) abgelegt habe.“

„Zum Glück waren die Fragen nicht schwerig“

Das DSD ist Voraussetzung für das vom Auswärtigen Amt finanzierte „Stipendienprogramm deutsche Schulen“. In Kasachstan bieten acht Schulen das DSD an. Neben dem DSD sind auch überdurchschnittliche Studienleistungen für das Stipendium nötig. Für die Vorauswahlen im März an der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty wurden 22 Kandidaten eingeladen. Insgesamt hatten 26 Bewerber ihre Unterlagen ins DAAD-Büro geschickt. Neben einem Studierfähigkeitstest mussten die Kandidaten die Kommission in einem persönlichen Gespräch von ihren Zukunftsplänen überzeugen.

Lera zeigt sich zufrieden über den Verlauf des Gesprächs: „Am Anfang war ich sehr nervös, aber die Fragen waren zum Glück nicht schwierig.“ Die 17-Jährige kann gut erklären, was ihr an dem Studienaufenthalt in Deutschland liegt: „Ich möchte Pharmazeutin werden, und in Deutschland lässt sich der Studiengang Pharmazie vertiefter studieren. Und ich will gerne noch mal in Deutschland leben. Das hat mir so gut gefallen.“ Während der Schulzeit war sie bereits drei Monate zum Austausch an der Waldorfschule in Stuttgart. „Dort hat sich mir eine komplett neue Welt eröffnet! Vor allem die Mentalität der Deutschen ist anders – interessanter.“

Deutscher Papa als Eintrittskarte?

Nach Interessantem und Neuem sucht auch Erstsemestlerin Alissa. Sie studiert bereits Japanologie an der Kasachischen Universität für Internationale Beziehungen und Weltsprachen in Almaty. Ein paar Wörter Japanisch spricht sie bereits. Doch vorerst will sie nicht nach Japan, dort sei das Leben stressig und teuer. Ihr Studium möchte sie deswegen lieber in Deutschland fortsetzen, und zwar im Südosten des Landes. „Die Menschen dort sind so freundlich.“ Deswegen bewirbt sie sich jetzt für die Universität Erlangen. Dass ihr Vater deutsche Wurzeln hat, spiele aber nur unterschwellig eine Rolle. „Er hat mit mir nie Deutsch gesprochen, er beherrscht die Sprache kaum. Nur meine Oma, die nach dem Krieg nach Kasachstan umgesiedelt wurde, spricht noch Deutsch.“ Die kleine Alissa kam eher aus Zufall auf eine deutsche Schule, weil ihre Mutter dort arbeitete. Selbst spürt Alissa die deutschen Wurzeln nicht. „Ich lerne aber die Sprache schon so lange, jetzt möchte ich meine Sprachkenntnisse auch mal in der Praxis prüfen“, meint die 19-Jährige.

„Russlanddeutsche Wurzeln sind eher selten eine Motivation, ein Stipendium für ein Studium in Deutschland zu beantragen“, sagt Eva Portius, Leiterin des DAAD-Büros in Almaty. „Die Meisten streben einfach einen guten und international anerkannten Studienabschluss an. Die Möglichkeiten dazu sind in Kasachstan beschränkt, nicht zuletzt, da für manche Studiengänge erhebliche Gebühren gezahlt werden müssen.“ Gerade mit finanzieller Unterstützung des deutschen Staates wird ein Studium in Deutschland zu einer sehr attraktiven Alternative. Das Stipendium deckt nicht nur die Studienkosten, sondern auch Lebenshaltungs-, Reise- und Krankenversicherungskosten werden übernommen. „Mit dem ‚Stipendienprogramm Deutsche Schulen’ wird den kasachischen Schülern und Studenten buchstäblich der rote Teppich ausgerollt“, meint Portius.

Wie viele Stipendien letztendlich vergeben werden und an wen, erfahren die Kandidaten erst Mitte Mai. Bis dahin bleibt ihnen nur das Daumendrücken. Wo die drei potenziellen Stipendiaten sich selbst in zehn Jahren sehen? Japanologiestudentin Alissa möchte auf jeden Fall noch mal nach Japan. Die beiden Schülerinnen Olga und Lera könnten sich vorstellen, nach dem Studienabschluss in Deutschland zu bleiben. Olga ergänzt noch: „Aber vielleicht kehre ich auch zurück, weil ich dann viel Gutes für mein Land tun kann.“

10/04/09

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