Im Berliner Tierpark wurden zwei junge Schneeleoparden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Nachzucht der seltenen Raubkatzen, die ursprünglich aus Zentralasien stammen, gelingt in Zoos erst seit wenigen Jahren.

Im Berliner Tierpark wurden zwei junge Schneeleoparden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Nachzucht der seltenen Raubkatzen, die ursprünglich aus Zentralasien stammen, gelingt in Zoos erst seit wenigen Jahren.

„Kashi“ und „Naryn“ heißen die zwei Schneeleoparden-Jungen, die am 26. August erstmals den Besuchern des Tierparks Friedrichsfelde in Berlin gezeigt wurden. Die Zwillinge sind gerade zwei Monate alt und haben jetzt gemeinsam mit ihrer Mutter „Sayran“, einer neunjährigen gebürtigen „Schottin“ aus dem Zoo Edinburgh, in einem großen Gehege Auslauf. Der sechsjährige Vater „Omar“ aus dem estnischen Hauptstadtzoo Tallinn lebt zur Zeit noch allein, wird aber bald mit der Familie vereint. „Aus Erfahrung wissen wir, dass er ein gutmütiger Vater und für die Jungtiere ein beliebter Spielpartner sein wird“, so Claus Pohle, der stellvertretende Tierpark-Direktor.

Für Mutter „Sayran“ ist das bereits der vierte Wurf. Sie ist das erste Schneeleoparden-Weibchen, das dem Tierpark Berlin überhaupt Nachwuchs bescherte, zum ersten Mal im Jahr 1999. Ihre Nachkommen leben mittlerweile in Zoos in Polen, Kanada, Südkorea und in Tschechien. Schon seit den 1960er Jahren besitzt der Tierpark Schneeleoparden, doch die Nachzucht der Großkatzen in Gefangenschaft stellte lange Jahre ein Problem dar.

Schneeleoparden sind in den Hochgebirgen Zentralasiens beheimatet. Im Tienschan, im Altai, Pamir oder Himalaja leben sie meist oberhalb der Baumgrenze in Höhen von 3.000 oder 4.000 Metern, manchmal sogar noch höher. Nur noch etwa 3.500 bis 7.000 Tiere schätzt man, gibt es weltweit in freier Wildbahn. Das Verbreitungsgebiet, einst dreimal so groß wie Deutschland, schrumpft immer weiter. Deshalb wird der Irbis, wie die Großkatze auch genannt wird, auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN unter der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ geführt.

Neben der fortschreitenden Besiedelung seines Lebensraumes bedroht vor allem die Jagd den Schneeleoparden. Wegen seines außergewöhnlich dichten, rauchgrau gefleckten Fells werden trotz Schutzmaßnahmen, wie sie seit einigen Jahren beispielsweise in Kasachstan oder Kirgisistan mit staatlicher Unterstützung durchgeführt werden, noch immer Tiere geschossen oder mit Fangeisen gejagt. Jahrelang hat diese Jagdmethode den Zoos weltweit immer wieder verletzte Tiere beschert. Denn noch bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts war es üblich, Schneeleoparden aus der freien Wildbahn gezielt für Zoologische Gärten oder Tierparks zu fangen. Durch die Fangeisen verloren viele Tiere eine Pfote, ein paar Zähne oder zogen sich andere Verletzungen zu.

Während die ersten Schneeleoparden, die im 19. Jahrhundert in Zoos gelangten, die Gefangenschaft meist nur wenige Wochen überlebten, haben sich die Bedingungen für die Tiere durch größere Freigehege bis zur heutigen Zeit erheblich verbessert. Dennoch war die Nachzucht von Schneeleoparden bis vor etwa 20 Jahren noch eine Seltenheit. Dass heute mehr Schneeleoparden in Gefangenschaft geboren werden, liegt laut Claus Pohle vom Tierpark Berlin daran, dass die Tiere heute seltener Wildfänge sind. „Viele der heute in Zoos lebenden Schneeleoparden sind bereits in Gefangenschaft geboren. Sie kennen das Leben in Freiheit nicht und fühlen sich wohl“, so Pohle.

Die Nachzucht der Schneeleoparden durch Zoos wird, wie bei vielen anderen vom Aussterben bedrohten Tierarten, durch so genannte Zuchterhaltungsprogramme geregelt. Das Europäische Zuchterhaltungsprogramm für Großkatzen aus Zentralasien wird vom Zoo Helsinki aus koordiniert. Hier wird jeder Schneeleopard, der in einem Zoo in Europa lebt, registriert. Eine Expertengruppe gibt Empfehlungen für die Nachzucht, um nur Tiere miteinander zu verpaaren, die am wenigsten miteinander verwandt sind. Hier behält man auch den Überblick, ob nicht zu viele Tiere geboren werden. Bei den Schneeleoparden bestehe zur Zeit noch kein Anlass, die Zucht zu bremsen, so Pohle. Doch reguliert werden könne die Zahl der Schneeleoparden in den Zoos ausschließlich durch die Zucht. Denn Auswilderungen wie bei Gazellen oder Greifvögeln kämen bei Raubtieren kaum in Frage. „Die Tiere müssten erst wieder lernen, zu jagen,“ so Pohle. Solche Versuche hätte es zwar beispielsweise bei Luchsen schon gegeben. Für den Schneeleoparden sei ein solcher Aufwand allerdings zu groß.

Dass jemals Schneeleoparden aus Europas Zoos in ihre alte Heimat nach Zentralasien zurückkehren könnten, hält Pohle deshalb für unwahrscheinlich. So werden auch „Kashi“ und „Naryn“, die beiden jungen Schneeleoparden aus Berlin, innerhalb Europas umziehen. Mit einem Lebensalter von etwa einem Jahr werden sie von ihrer Mutter getrennt werden. Einer der beiden ist bereits nach Frankreich versprochen. Und auch für den anderen wird sich wohl bald ein Plätzchen finden.

09/09/05

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