Mit viel Humor, spritziger Musik und unter Verwendung von kasachischen und deutschen Elementen zeigten die elf Schauspieler des Deutschen Jugendtheaters Karaganda eine moderne Version der Schneewittchen-Geschichte. Die Aufführung fand im Rahmen eines internationalen Jugendtheaterfestivals Ende April in Schwäbisch Hall, Deutschland, statt. Fünf Tage verbesserten die Jugendlichen in unterschiedlichen Workshops ihre Bühnenfertigkeiten und zeigten am Abend ihre mitgebrachten Stücke in einem Mix aus Landessprache, Englisch oder Deutsch. Das Spiel des Deutschen Jugendtheaters Karaganda wurde auf dem Festival mit viel Szenenapplaus honoriert und bekam am Ende sogar Standing Ovations.

/Bild: privat. ‚Der Spiegel der Königin.’/

Lautes Stimmengewirr, Gelächter, Gekreische klingen aus der Sporthalle im sonst so ruhigen Städtchen Schwäbisch Hall im Südwesten Deutschlands. Nein, hier findet kein Sportwettbewerb statt. Die circa 60 Jugendlichen nehmen an einem Internationalen Jugendtheaterfestival teil, welches zum vierten Mal von den Freilichtspielen Schwäbisch Hall organisiert wird. Gemeinsam leben, gemeinsam spielen, so das Motto des Theaterfestivals. „Das gemeinsame Übernachten in der Sporthalle ist eine Tradition unseres Festivals“, so Georg Kistner, leitender Dramaturg der Freilichtspiele und Organisator des Theaterfestivals. „Die Jugendlichen sollen lernen, gemeinsam mit unterschiedlichen Nationalitäten zusammenzuleben, Respekt und Toleranz füreinander zu zeigen.“

Eingeladen wurden Jugendtheatergruppen aus der Türkei, Russland (St. Petersburg), Albanien/Serbien, Deutschland und Kasachstan, die ihre aktuellen Theaterstücke auf dem Festival zeigten. Fünf Tage lang beschäftigten sich die Jugendlichen jeden Vormittag in unterschiedlichen Workshops. Das Angebot der Workshops war breit gefächert, ob Sprechen und Singen auf der Bühne, Camera Acting, Pantomime, brasilianische Kampfkunst für jeden Geschmack war etwas dabei. Erstmalig wurde in diesem Jahr auch ein Workshop für die Leiter der Theatergruppen angeboten. Der Abend war für die Aufführung der Theatergruppen reserviert.

Einblick in die internationale Theaterarbeit

An jedem Tag konnte das Schwäbisch-Haller Publikum einen Einblick in die Theaterarbeit der Gruppen aus den angereisten Ländern nehmen. So spielte die türkische Gruppe eine Sitcom, in der es um den Beziehungsverlust zwischen den Generationen ging, die russische Gruppe erzählte in sehr eindrucksvollen Bildern die „Chroniken von Narnia“, die aus Albanern und Serben bestehende Gruppe zeigte ihre Version von Erich Kästners „Emil und die Detektive“. Gespielt wurde zum Teil in einem Mix aus Landessprache und Englisch oder Deutsch. Am letzten Tag des Festivals wurden die Ergebnisse des Workshops dem Publikum vorgestellt und das Festival mit einer Abschlussparty beendet.

Für Kasachstan reiste das Deutsche Jugendtheater Karaganda unter der Leitung von Katja Bernhardt, Sprachassistentin des Goethe-Instituts am Sprachlernzentrum Karaganda, nach Schwäbisch Hall. Ermöglicht wurde diese Reise durch die Unterstützung des Goethe-Instituts München, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)/dem Deutschen Jugendverband Kasachstan und der Soros Foundation Kazakhstan. Gezeigt wurde die neueste Produktion „Schneewittchen“, nach einer Vorlage von Johannes Galli, die von der Theatergruppe in eine moderne Version überarbeitet wurde.

Gemeinschaftliches Miteinander

In der Darstellung des Deutschen Jugendtheaters ist der König beispielsweise Besitzer einer riesigen kasachischen Nachtclubkette, die Zwerge sind als Umweltschützer getarnte Bernsteingräber, der Jäger Chef der Security des Nachtclubs. Mit viel Humor, spritziger Musik und unter Verwendung von kasachischen und deutschen Elementen zeigten die elf jungen Schauspieler ein lebendiges und mitreißendes „Schneewittchen“. Das Spiel des Deutschen Jugendtheaters wurde auf dem Festival mit viel Szenenapplaus honoriert und bekam am Ende sogar Standing Ovations.

Auch wenn der Applaus das Wichtigste für einen Schauspieler ist, so stand doch nicht der Erfolg im Vordergrund, sondern das gemeinschaftliche Miteinander. Neue Freunde wurden gefunden, Erfahrungen ausgetauscht, neue Ideen gewonnen. Mit vielen positiven Eindrücken und dem Wunsch nach einer Wiederholung dieser Reise kehrte das Deutsche Jugendtheater wieder nach Karaganda zurück.

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Das Deutsche Jugendtheater Karaganda gründete sich im November 2009 auf Initiative der ehemaligen stellvertretenden Leiterin des deutschen Jugendclubs „Grashüpfer“ in Karaganda, Julia Serdobinzewa, und der Sprachassistentin des Goethe-Instituts, Katja Bernhardt. Im Deutschen Jugendtheater spielen sowohl Jugendliche, Studenten verschiedenster Fachrichtungen als auch junge Erwachsene im Alter von 14 bis 26 Jahren. Das alle verbindende Element ist das Interesse an der deutschen Sprache und Kultur. Dabei kommt es nicht darauf an, wie gut man bereits Deutsch spricht. Im Vordergrund steht die Lust am Theaterspielen, das gemeinsame Miteinander und der Wunsch, Deutsch zu sprechen und zu erlernen. So reich Kasachstan an unterschiedlichen Nationalitäten ist, so offen ist auch das Deutsche Jugendtheater für Spieler verschiedenster Herkunft. Die Gruppe setzt sich sowohl aus Kasachen als auch aus Russen und Deutschen zusammen.

Von Katja Bernhardt

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