Mit der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ möchte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier den Weg für eine „internationale Lerngemeinschaft“ ebnen. Es soll ein weltweites Netzwerk von mehr als 1.000 Partnerschulen entstehen – mit dabei sind auch fünf Schulen aus Kasachstan.

/Bild: Timo Bauer-Savage. ‚Feierliche Aufnahme in den Kreis: Mitte März erhielt die Schule Nr. 27 in Almaty von Ministerialdirigent Michel Zenner aus dem Auswärtigen Amt ihre „Pasch“-Plakette.’/

Die ersten Schulleiter, Deutschlehrer und Schüler der teilnehmenden Schulen waren bereits auf Entdeckungsreise in Deutschland und berichten in der DAZ von ihren Erlebnissen.

Die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ stellt Weichen für die Zukunft der Schüler, indem diese sich schon früh mit einer zweiten europäischen Fremdsprache und der deutschen Kultur auseinandersetzen. Damit legen die Schüler den Grundstein für ein Studium in Deutschland und eine anschließende internationale berufliche Karriere. Fünf Schulen in Kasachstan sind Teil dieser Initiative, die abgekürzt „PASCH“ genannt wird.

An 132 deutschen Auslandsschulen werden derzeit etwa 70.000 Schüler unterrichtet. Hinzukommen noch weltweit 610 Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten. Ausgehend von diesem Fundament will die „Pasch“-Initiative die Gruppe der mit Deutschland besonders verbundenen Schulen erweitern. So soll ein den ganzen Globus umspannendes Netz von mindestens 1.000 Partnerschulen entstehen. Die Initiative, der 2008 Mittel in Höhe von 45 Millionen Euro zur Verfügung standen, möchte helfen, lebendige, und langfristige Bindungen zu Deutschland aufzubauen und Lehrer sowie Schüler zu einem offenen Gedankenaustausch und zur Zusammenarbeit untereinander anzuregen.

Deutschunterricht schon ab der zweiten Klasse

Anfang Oktober 2008 überreichte der deutsche Botschafter in der Republik Kasachstan, Rainer Schlageter, den Direktorinnen der fünf kasachischen Schulen aus Kokschetau, Karaganda, Pawlodar, Almaty und Astana während einer Feierstunde die Aufnahmeurkunden. Mit dabei waren auch Vertreterinnen aus dem kasachischen Bildungsministerium.

Aber es wurde nicht nur gefeiert. Die Schulleiter und die Deutschlehrer der Partnerschulen erarbeiten Maßnahmen, mit denen sie dem Deutschunterricht an ihren Schulen einen besonderen Schwerpunkt geben wollen.

Dazu gehört der Beginn des Deutschunterrichts als zweite oder sogar als erste Fremdsprache ab der zweiten Klasse genauso wie eine stärkere Vernetzung der Schulen untereinander. Ende 2008, Anfang 2009 reisten dann die ersten Schulleiter, Lehrer und Schüler aus den „PASCH-Schulen“ nach Deutschland um ihre Sprach- und Landeskundekenntnisse zu vertiefen – was sie erlebt haben, berichten sie in der DAZ:

Deutschland aus erster Hand I – „Meine fettesten drei Wochen“

„Ich bin siebzehn Jahre alt. In diesem Jahr bin ich PASCH-Schüler geworden“, stellt Semen aus Karaganda, der mit vier anderen Schülern aus den PASCH-Schulen in Kasachstan zum internationalen Jugendsprachkurs in Heidelberg im Januar 2009 eingeladen worden war, in seinem Bericht stolz fest. Zusammen mit fast 80 Schülern von PASCH-Schulen aus Südamerika, Afrika, Osteuropa und Indien erhielt er drei Wochen Sprachunterricht, arbeitete in internationalen Projektteams und bezeichnet voller Begeisterung seinen Lehrer als den besten Deutschlehrer, den er kenne, weil er mit „leichter“ Methode Interesse für alle möglichen Themen wecken konnte und die Schüler mit Filmen, Musik, Gedichten dazu brachte, „viel zu sprechen“. Sein Fazit: „PASCH-Kurs waren meine fettesten drei Wochen.“

Auch Darja aus Astana schreibt gleich zu Beginn ihres Berichts: „Diese drei Wochen waren wie in einen Märchen! Ich habe viele neue Freunde aus Argentinien, Brasilien, der Ukraine gefunden. Ich habe mit ihnen eine gemeinsame Sprache gefunden.“ Ihr Geburtstag während des Kurses war für sie außergewöhnlich: „ An diesem Tag habe ich in fünf Sprachen dieses Lied gehört! Alle haben mir gratuliert. Das war der beste Geburtstag in meinen Leben“. Alle kasachischen Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sich darüber einig, dass die Exkursion zum EXPLO, einem interaktiven Wissenschaftszentrum in Heidelberg, eigentlich nur durch den Besuch des Mercedes-Benz-Museums bei Stuttgart gekrönt wurde. Und wer Jegor aus Kokschetau anschließend bei seinem frei auf Deutsch gehaltenen Vortrag über Deutschland vor Studenten der Pädagogischen Hochschule in Kokschetau hörte, konnte sich mit eigenen Ohren von dem Erfolg dieses Sprachkurses überzeugen.

Deutschland aus erster Hand II – Kaffee trinken und Beute mitbringen

Landeskundliche Erfahrungen ganz besonderer Art machten fünf Deutsch-Lehrkräfte der PASCH-Schulen aus Kasachstan bei ihrer Fortbildung in Deutschland im Januar 2009: „Niemand war außer uns auf der Straße zu sehen, weil es an jenem Tag der kälteste Tag im Januar war – Minus 28 Grad am Boden. So was gab es hier seit dem Jahre 1956 nicht.“ Mit Temperaturen wie im kasachischen Winter hatten die Lehrer nicht gerechnet. Aber sie nutzten diese Bedingungen und stellten landeskundliche Forschungen an. Sifa Wildanowa aus Kokschetau erzählt: „Wir wurden in kleine Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe erhielt eine Aufgabe, man gab uns den Stundenplan. Wir sollten diesen Ort entdecken und erforschen: Geräusche, Gerüche, Passanten… Es blieb uns nichts übrig, als in die Geschäfte zu gehen und dort die Menschen zu interviewen. Jeder Mensch, den wir angesprochen haben, war sehr nett, erzählte, erklärte uns alles. Eine Casino-Angestellte namens Linda Dreher schlug uns vor, eine Tasse Kaffee zu trinken.“ Sifa Wildanowa hat viele Fotos gemacht und sogar „Beute“ mitgebracht: ein Souvenir, eine Tafel Schokolade, einen Ball, eine Zeitschrift usw. Die Lehrerinnen konnten sich bei ihren zweiwöchigen Sprach-, Landeskunde- und Didaktikkursen in Frankfurt und Göttingen intensiv mit Deutsch vor Ort beschäftigen und bringen ihre Erfahrungen nun in den Unterricht an den PASCH-Schulen ein. Ganz sicher werden davon auch die 15 Schüler sowie ihre fünf Kolleginnen profitieren, die im Sommer 2009 erneut eine Erfahrung „Deutsch aus erster Hand“ als Stipendiaten des Goethe-Instituts machen können. (DAZ / Deutschland magazine / PASCH)

Deutschland aus erster Hand III – Multinationale Schulausbildung in Berlin

Ende Dezember reisten kasachische Schulleiter zusammen mit ihren Kollegen aus Kirgisistan und hochrangigen Vertretern der Bildungsbehörden in den beiden Staaten auf Einladung des Goethe-Instituts nach Berlin. Natürlich stand jeden Tag die Besichtigung einer der zahlreichen Sehenswürdigkeiten im vorweihnachtlichen Berlin auf dem Plan. Ins Zentrum des knapp zehntägigen Aufenthalts rückten jedoch Besuche und Gespräche mit deutschen Kollegen an insgesamt zehn verschiedenen Schulen in Berlin. Die kasachischen und kirgisischen Gäste konnten sich darüber informieren, wie diese Schulen auf die Herausforderungen einer multinationalen Schulausbildung mit einem deutsch-russischen Bildungsschwerpunkt reagieren. In Gesprächen mit Lehrern und Schülern lautete die Antwort auf die Frage „Wo kommen Sie her?“ nicht selten „Dort habe ich auch gelebt“ oder „Da haben meine Eltern gelebt“. Und so wurde die Auswanderung Deutschstämmiger aus Kasachstan und Russland aktuelles Thema in der schulischen Realität.

Ein Besuch im Auswärtigen Amt zeigte den Gästen die politischen Bemühungen der Bundesrepublik in der Zusammenarbeit mit den Staaten Zentralasiens, und der abschließende Besuch im Deutschen Bundestag mit einem Rundgang auf der berühmten Kuppel ließen das manchmal doch recht nass-kalte Dezemberwetter völlig vergessen.

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„PASCH” – offen für alle
Für die, die nicht nach Deutschland fahren, bietet das Goethe-Institut Almaty Fortbildungen vor Ort für die PASCH-Schulen an, zu denen jeweils auch Lehrer anderer Schulen mit einem aktiven Unterricht von Deutsch als Fremdsprache eingeladen werden. Die Aktivitäten der PASCH-Schulen in Kasachstan werden regelmäßig auf der Internetseite des Goethe-Instituts Almaty veröffentlicht, um auch anderen Schulen als Beispiel zu dienen.

10/04/09

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