Was macht die Sprachlernzentren für Deutschlerner so attraktiv? Die Leiterin des Sprachlernzentrums (SLZ) Kostanai, Oksana Dmitrijewa, sprach mit der DAZ über Deutschlernangebote, Motivation und die Rolle der Sprachassistenten.

DAZ: Frau Dmitrijewa, was ist Ihr Aufgabengebiet als Leiterin des SLZ?

Oksana Dmitrijewa: Ich bin seit 2002 Leiterin des Sprachlernzentrums Kostanai. Das Zentrum selbst wurde im Jahre 2000 gegründet und ist ein Kooperationspartner des Goethe-Instituts Almaty. Zur Zeit sind in unserem SLZ sieben Mitarbeiter tätig sowie eine Sprachassistentin.

Von Hause aus bin ich Germanistin und unterrichte Deutsch und Kasachisch. Meine Aufgabe besteht darin, Sprachkurse auszuplanen und zu koordinieren. Das geschieht meist auf einem Arbeitstreffen aller SLZ-Leiter in Almaty. Das Goethe-Institut Almaty übernimmt hierbei eine wichtige Koordinationsfunktion. Wir bieten international anerkannte Prüfungen des Goethe-Instituts in Deutsch als Fremdsprache (DaF) an. Außer den Prüfungen des Goethe-Instituts haben wir noch Fortbildungen zur Methodik und Didaktik und Landeskunde zu Deutschland und deutschsprachigen Ländern auf dem Programm.

Wir beraten Interessenten zu Studienmöglichkeiten in Deutschland sowie zur Au-Pair-Tätigkeit. Wir verstehen uns generell als ein Informationszentrum zu Deutsch und Deutschland.

Welche Bildungsangebote bietet das SLZ Kostanai und wer ist Ihre Zielgruppe?

Als Schwerpunkt bieten wir im SLZ Sprachkurse und andere Deutschlernangebote an. In der modernen Unterrichtsmethodik „Deutsch als Fremdsprache“ nutzen wir im Gegensatz zu anderen Bildungseinrichtungen einen kommunikativen und interkulturellen Ansatz. Unsere Kurse sind nach den Kriterien des Europäischen Referenzrahmens gegliedert, d.h. nach sogenannten Niveaustufen. Diese Unterteilung existiert seit 2005 und gibt den Deutschlehrern „Kann-Bestimmungen“ vor, die genau festlegen, was ein Kursteilnehmer wann beherrschen sollte. Diese Kriterien sind für jede Prüfdisziplin, also Hören, Lesen, Schreiben und Sprechen, festgelegt. Jede Stufe von A1- bis B2-Niveau führt dann auch zu einer Prüfung nach vorgegebenen Richtlinien. Kann-Bestimmung bedeutet in diesem Fall, dass die Deutschlerner die Anforderungen beherrschen sollten, aber nicht müssen. Jeder ist anders – manche erfüllen die Kriterien sehr gut, andere nur befriedigend. Wir streben jedoch nach jedem stattgefundenen Kurs bei den Teilnehmern eine Selbst-Reflexion bzw. Selbsteinschätzung an. Der Vorteil unserer Angebote ist, dass die Kursteilnehmer durch den Referenzrahmen in unseren Intensivkursen in viel kürzerer Zeit Deutsch lernen als in anderen Einrichtungen. Das hängt natürlich vom individuellen Niveau der Teilnehmer ab: für ein A1-Niveau benötigen viele Deutschlerner durchschnittlich an die fünf Monate, für ein C1-Niveau viele Jahre. Die höchste Stufe, die wir am SLZ Kostanai anbieten, ist der B2-Kurs. B2 wird in einem Trimester durchgeführt mit einem entsprechenden Prüfungsvorbereitungskurs. Im April finden dann die B2-Prüfungen für alle Kursteilnehmer statt. Unsere Sprachassistentin Constanze Jantsch ist genau in diesem Bereich tätig.

Wie wichtig ist die Aufgabe der Sprach-assistenten am SLZ?

Für uns ist die Tätigkeit der Sprachassistenten immens wichtig, gerade weil durch deutsche Muttersprachler eine sehr hohe Qualität in der Ausbildung sichergestellt werden kann. Besonders in kleinen Provinzstädten wie Kostanai gibt es erfahrungsgemäß wenige Möglichkeiten für Deutschlerner, mit Muttersprachlern zu sprechen. Constanze Jantzsch, unsere Sprachassistentin am SLZ, organisiert neben ihrer Lehrtätigkeit jede Woche einen Deutsch-Klub für Deutsch-Interessierte. Dort können die Deutschlerner mehr über die moderne deutsche Kultur, das Alltagsleben und Landeskunde erfahren, sich deutsche Filme anschauen oder über globale Themen diskutieren.

Mit unserer Sprachassistentin wenden wir auch die Methode des „Team-Teaching“ an. Das betrifft jedoch nur Deutschkurse auf B2-Niveau. Der Unterricht läuft so ab, dass ein Mal pro Woche ein Kurs mit zwei Lehrkräften, also Constanze und einem einheimischen Deutschlehrer, veranstaltet wird. In diesem Unterricht informieren die beiden Lehrer die Kursteilnehmer über das moderne Leben und aktuelle Ereignisse in Deutschland. Dieses „Team-Teaching“ halten wir für sehr hilfreich und nützlich beim Deutschlernen.

Wie wecken Sie das Interesse und die Motivation bei der jungen Zielgruppe zum Deutschlernen?

Das versuchen wir durch ein neues Sprachkursangebot und durch Fortbildungskurse. Mittlerweile bieten wir mehr Jugendkurse mit nur einer Altersgruppe an. Vorher standen vorrangig gemischte Kurse mit allen Altersstufen auf dem Plan. Für die Jugendkurse erhielten wir vom Goethe-Institut außerdem neue Lehrwerke, die uns darin unterstützen.

In Bishkek, Kirgisien, befindet sich ein weiteres Sprachlernzentrum, an dem wir Fortbildungskurse für Deutschlehrer anbieten.

Außerdem wird in Kostanai eine interaktive Ausstellung zum Thema „Musik“ gezeigt. Das ist ein spannendes Thema, wofür sich die Jugend begeistern kann: moderne Musikrichtungen motivieren und wecken Interesse an der Sprache.

Die Motivation der Studenten variiert natürlich, generell streben viele ein Studium in Europa bzw. Deutschland und in deutschsprachigen Ländern an. Es gibt eine Reihe von interessanten Sprachkursen und Bildungsangeboten in Deutschland und Österreich. Das Goethe-Institut hat sogar Angebote für ganze Schulklassen ins Förderprogramm aufgenommen. In Kostanai ist Deutsch sehr beliebt, denn in der Region leben noch viele Deutschstämmige. Der Anteil von Deutschstämmigen in den Sprachkursen beträgt ca. 50 Prozent.

Kann man mit einem Deutsch-Zertifikat vom SLZ auch sofort in Deutschland studieren oder was sind hier die nächsten Schritte?

Nicht ganz. Hinsichtlich der Studienmöglichkeiten in Deutschland arbeiten wir eng mit dem DAAD zusammen, der interessante Stipendienprogramme für gute Kandidaten anbietet. Dafür benötigt man ein Sprachzertifikat vom Goethe-Institut. Je höher das Sprachniveau, desto besser stehen die Chancen darauf, ein Stipendium zu erhalten.

Mit einem Zertifikat vom Goethe-Institut, was die Deutschlerner hier bei uns am SLZ erwerben, sind sie nicht sofort in der Lage zu studieren. Das ist ein ganzer Prozess, wo sich die Bewerber erst einmal klar darüber werden müssen, wie und wo sie studieren wollen: Möchten sie über ein Stipendium des DAAD an einer Universität in Deutschland studieren oder Studiengebühren in Kauf nehmen. Egal, wofür sich die Bewerber entscheiden, benötigen sie mindestens ein B2-Zertifikat, besser noch ein C1-Zertifikat für die Studientauglichkeit.

Unser Sprachlernzentrum berät alle Interessenten über Stipendienprogramme und Studienangebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Der DAAD ist ein wichtiger Partner der Sprachlernzentren – in welchem Rahmen finden mit dem DAAD oder anderen Bildungspartnern Projekte statt?

Der Deutsche Akademische Austauschdienst ist in der Tat ein sehr wichtiger Bildungspartner für uns. Jedes Jahr organisieren wir mit Studenten und DAAD-Vertretern Bildungstreffen, wo wir umfassend über die Studienmöglichkeiten und Stipendien des DAAD informieren.
Seit drei Jahren findet mittlerweile schon ein DaF-Online-Test statt, wofür die Vertreter des DAAD zu uns bis nach Kostanai anreisen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Malina Weindl.

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