Mehr als halbes Jahrhundert dauert bereits der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea an, der im März einen neuen Höhepunkt erreichte. Vertreter der koreanischen Minderheit in Kasachstan haben der DAZ erzählt, wie sie über die angespannte Situation in ihrem historischen Heimatland denken.

Über 100.000 Menschen mit koreanischen Wurzeln leben in Kasachstan: sie stellen damit eine der größten Minderheiten des Landes. Seit den 1950er Jahren lebt die Familie der 26-jährigen Koreanerin Katerina in Nordkasachstan. Ihre Großeltern sind zur Neulanderschließung aus der Ukraine ins damalige Zelinograd (heute Astana) gekommen. Obwohl Katerina keine Verwandten in Korea hat und nie dort war, ehrt sie ihre historische Heimat und verfolgt die Entwicklungen dort über das Internet. „Ich habe das Gefühl, dass die internationalen Medien diese Geschichte mit einem bestimmten Zweck verschärfen“, empört sich Katerina. Ihrer Meinung nach wird Konflikt in Korea gewöhnlich einseitig dargestellt. Man zeige Nordkorea als „böses Land“, aber niemand schreibe über die echten Ursachen des Konflikts.

Anderer Meinung ist dagegen Katarinas Schwester, die 22-jährige Jura-Studentin Lena. Sie ist überzeugt: Nordkorea ist ein Staat mit veralteten Vorstellungen über die Weltpolitik, deshalb ist sein Verhalten vorhersehbar. Die Regierung dort sei nicht flexibel und reagiere oft auf Provokationen. In den ersten Tagen des Konflikts in diesem Jahr veröffentlichten viele von Lenas Freunden in sozialen Netzwerken Bilder, in denen sie sich über die Außenpolitik des nördlichen Teils von Korea lustig machten.

Gemeinsam stärker?

Die koreanischen Eheleute Wladimir (62) und Lilia (60 können nicht begreifen, wie zwei Teile eines gemeinsamen Landes einander so hassen können. „Sie sind bereit, gegeneinander zu kämpfen. Dabei müssten sie sich im Gegenteil vereinigen! Dann wäre es wirklich ein starker Staat: die sowjetische Abhärtung von Nordkorea und die gute wirtschaftliche Entwicklung von Südkorea könnten eine passende Kombination sein“, sagt Lilia. Das sei aber nur die Theorie. In der Wirklichkeit kann sich das Paar nicht mehr vorstellen, dass sich die Situation irgendwann verbessert. Nord- und Südkorea seien zu verschieden, weil sie von Staaten mit ganz verschiedenen Ideologien unterstützt werden. Der Meinung von Wladimir und Lilia zufolge sind in erster Linie Russland und die USA nicht an der Vereinigung von Korea interessiert, das „nur Instrument in der Auseinandersetzung zwischen diesen Weltmächten ist“.

Die Geschichte mit diesem Kriegskonflikt verliert allmählich ihre Aktualität, meint IT-Spezialist Alexander. „Von Anfang an war ich sicher, dass diese Fehlhandlung von Nordkoreas Seite keine weitere Fortsetzung haben wird. Sie sind Kommunisten, aber doch nicht so verrückt, Raketen in Richtung Südkorea und USA zu starten“, erläutert der 29-jährige. Im Büro, wo Alexander arbeitet, hat aber die Nachricht von der Krisensituation in Korea für viel Aufsehen gesorgt. Vor allem die weibliche Hälfte des Arbeitspersonals sei etwas erschrocken, erzählt Alexander. „Nicht nur in Kasachstan haben die Menschen Angst vor einem möglichen Atomkrieg. Nordkorea hat die Atombombe, aber sie macht es doch nicht stärker. Das verstehen sie schon selbst, glaube ich“, so Alexander. Dann fügt er noch hinzu, wie schlecht die Wirtschaftslage in Nordkorea sei; viele Bürger litten an Hunger.

Von Xenia Sutula

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