Die usbekische Wirtschaft nimmt nach dem Corona-Jahr 2020 langsam wieder an Fahrt auf. Das zeigt der neue „Wirtschaftsausblick Usbekistan“, den das German Economic Team Uzbekistan (GET) am Donnerstag gemeinsam mit der Delegation der Deutschen Wirtschaft präsentierte. Wie einmal pro Halbjahr üblich, haben die Experten des GET die Wirtschaftslage in Usbekistan unter die Lupe genommen und zugleich einen Ausblick auf das Gesamtjahr gegeben.

Demnach betrug das Wirtschaftswachstum des zentralasiatischen Landes im vergangenen Jahr trotz Corona 1,6 Prozent. Im laufenden Jahr soll es laut Prognose mit 5 Prozent wieder deutlicher nach oben gehen. Erwartet wird zudem ein starker Anstieg der Investitionen (7 Prozent) und Dienstleistungen (7,7 Prozent). Weiterhin sehr hoch war im abgelaufenen Jahr die Inflation, die seit Jahren ein Problem für die Usbeken darstellt. 2020 lag hier der Wert bei 11 Prozent, für 2021 wird ein unwesentlich niedrigerer Wert von 10 Prozent prognostiziert.

Starke Erholung bei Handel und Rücküberweisungen

Besonders wichtig für Usbekistan: Die Rücküberweisungen von Arbeitsmigranten – etwa in Russland – beliefen sich in den ersten vier Monaten 2021 auf 2 Milliarden US-Dollar. Sie stiegen damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34 Prozent an, was laut den Autoren der Studie auf eine Erholung der Wirtschaft in den Zielländern zurückzuführen ist. Ihr Fazit: „Steigende Rücküberweisungen sollten (den) Konsum stärken“. Usbekistan zählt neben Tadschikistan zu den Ländern in der Region, die besonders viele Arbeitsmigranten in wohlhabendere Länder entsenden und entsprechend von den Rücküberweisungen profitieren.

Auch mit Blick auf den Handel konstatieren die Experten von GET eine starke Erholung. Demnach stiegen in den ersten sechs Monaten die Importe um 15 Prozent, während die Exporte um 44 Prozent anzogen. Allerdings sind dabei die Exporte von Gold nicht berücksichtigt, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 35 Prozent einbrachen. Man darf bei diesen Zahlen jedoch nicht außer Acht lassen, dass das Handelsvolumen von einem niedrigen Niveau aus nach oben geschnellt ist, da im Vorjahr pandemiebedingt Grenzen geschlossen und Lieferketten unterbrochen waren. Dem Rückgang der Goldexporte im ersten Halbjahr steht indes ein erheblicher Anstieg im Vorjahr gegenüber, als die Goldpreise sich sehr positiv entwickelten.

Schleppende Impfkampagne

Die Autoren der Studie haben in ihrer neuen Veröffentlichung auch einige Sonderthemen unter die Lupe genommen. Unter anderem ging es um Landwirtschaft, wo die Experten des GET erste Erfolge durch Reformen, aber nach wie vor einen langen Weg voraus sehen. Weitere Themen waren Energie, Banken und Exporte. Hier werden Hemmnisse für die Ausfuhr von Obst und Gemüse sowie Bekleidung in die EU als zentrales Problem genannt – für Usbekistan, dessen Wirtschaft sehr textillastig ist, durchaus schwierig. Bei Obst und Gemüse sind die größten Ausfuhrhemmnisse laut Studie die eingeschränkte Verfügbarkeit und Nutzung von Vorkühlanlagen, ungeeignete Verpackungen und Probleme mit der Zertifizierung von Lebensmittelsicherheit. Bei Bekleidung stehen das schlechte Image Usbekistans in Bezug auf Arbeitsstandards sowie die Prüfung der Einhaltung von Sozialstandards im Vordergrund.

Nicht zuletzt ging es im Wirtschaftsausblick Usbekistan auch um den aktuellen Umgang mit der Pandemie. Hier zeigt sich, wie auch in den anderen Ländern der Region, ein Anstieg der Fallzahlen seit April 2021, auf den die Regierung mit punktuellen Regelverschärfungen reagiert. Besonders problematisch ist aber, dass die Impfkampagne im Land kaum vorankommt. Bislang sind knapp 11 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, lediglich 3,3 Prozent komplett. Allerdings ist die niedrige Impfquote auch ein Problem der gesamten Region. So sind in Kirgisistan gerade einmal 1,5 Prozent der Bevölkerung einmal und 1,1 Prozent komplett geimpft. In Tadschikistan liegt die Quote bei den Komplettimpfungen sogar lediglich bei 0,2 Prozent. Am besten steht im Vergleich noch Kasachstan da: Hier sind 26,3 Prozent der Bevölkerung einmal und 15,3 Prozent komplett geimpft.

cstr.

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