Die Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland wollte den diesjährigen Tag der Unabhängigkeit gebührend feiern. Dazu lud sie ein Folkloreensemble aus Almaty ein. Die sechs Musiker boten am 11. Dezember dem begeisterten Publikum in Anwesenheit des Botschafters, Kairat Sarybay, in der rheinischen Metropole Köln ein zweistündiges Programm. Hier die Eindrücke unseres Bonner Korrespondenten Josef Bata.

Als Geste des gutnachbarschaftlichen Willens hatte die Kölner türkische Kulturgemeinde ihren Güney-Saal zur Verfügung für die etwa 200 größtenteils kasachischen Zuhörer bereitgestellt. Die waren zu dem Konzert gekommen, das anläßlich des Nationalfeiertages von der Botschaft Kasachstans in Deutschland veranstaltet wurde. Nicht nur die Musiker des Almatyer Folkoreensembles, auch einige Kasachen, waren in ihrer Nationaltracht erschienen. Videoaufzeichnungen von verschiedenartigen Landschaften und Baudenkmäler Kasachstans auf Großleinwand vervollständigten den Abend.

Das Programm bot nationale und ethnische Musikkultur ebenso wie zeitgenössische und akademische Werke. Auf dem Spielplan standen Werke berühmter Komponisten wie Kurmangasy Korkyt, Dina Nurpeissowa. Kuat Schildebajewa, Edil Hussainow und Renat Gaissin waren außerdem in Köln vor Ort und präsentierten ihr Können.

Die Festredner würdigten vor dem Konzert die Verdienste des Sammlers und Erforschers der kasachischen Folklore, des Kunstwissenschaftlers Dr. Bolat Saribajew (1927-1984). Er hatte sich mit seiner wissenschaftlichen Arbeit gegen die offizielle sowjetische Kulturpolitik gestellt, die die kasachische Volksmusik zurückzudrängen suchte. Heute, im 14. Jahr der Unabhängigkeit Kasachstans, können wieder die jahrhundertlang verstummten Instrumente erklingen und so die Verbindung mit zurückliegenden Generationen herstellen, wurde betont.
So erwuchs dann tatsächlich in dem Konzert aus dem Einsatz alter kasachischer Volksinstrumente und der Technik des jugularen Singens, einer Art des Jodelns, die man auch in Süddeutschland kennt, ein echter musikalischer Höhepunkt. Die Interpreten Arman Saduow und Kairat Achmetow präsentierten Folkloremusik als Form des modernen Jazz. Gasisa Gabdrachimowa, Lehrerin am Kasachischen Staatskonservatorium in Almaty, begeisterte das Publikum mit ihrer Violine und mit besinnlichen Klängen. Edil Hussainow trat als Komponist, Arrangeur und Musikinterpret auf. Renat Gassin kam mit seiner Dombra, einem zweisaitigen kasachischen Zupfinstrument, richtig in Form.

„Die Darbietungen der professionellen Künstler des Folkloreensembles der Republik Kasachstan boten einen beeindruckenden Einblick in die alte Kultur dieses zentralasiatischen Volkes”, bemerkte bereits in der Pause einer der begeisterten Zuhörer, Kristóf Andreànszky aus Köln. Für ihn war die Veranstaltung aus zweierlei Gründen ein Erlebnis. Zum einen sei Kasachstan seit dem zweiten Weltkrieg Heimat vieler Deutschstämmiger geworden. Außerdem sei das kasachische Volk durch die Zugehörigkeit zur ural-altaischen Sprach- und Völkerfamilie mit dem ungarischen Volk, dem er sich durch seinen ungarischen Vater besonders verbunden fühle, verwandt.

Die Anwesenden erlebten eine musikalische Zeitreise mit historischen Instrumenten. Dazu zählten die Kil-Kobys, ein zweisaitiges Streichinstrument, welches aus einem ganzheitlichen Holzstück gebaut wird, die Schan-Kobys, ein altertümliches musikalisches Mundinstrument, oder die Sibisgi, ein ebenfalls altertümliches, sanft klangfarbiges Holzblasinstrument. Natürlich fehlte auch die bekannte zweisaitige hölzerne Dombra und die Schetigen, ein mehrsaitiges Zupfinstrument, nicht.

Eine der anwesenden Studenten, Gulschat Tugambajewa aus Karaganda, sagte nach dem Konzert: „Das Programm fand ich sehr schön und interessant. Dadurch, dass die musikalische Entwicklung des kasachischen Volkes vom 6. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit hier dargestellt wurde, konnte ich sozusagen eine wunderbare Zeitreise durch die musikalische Kultur meines Volkes erleben.” Sie war besonders stolz darauf, dass im Herzen Europas, sehr weit von ihrer Heimat, die vertrauten Klänge von Kil-Kobys, Dombra und Schetigen auch hier zu hören waren. „Ich geriet plötzlich für eine Weile in die endlosen Steppen Kasachstans. Die ganze Geschichte des kasachischen Staates entstand auf einmal vor meinen Augen“, sagte sie begeistert.

Und noch etwas will sie zum Schluss loswerden: „Schreiben Sie bitte auch, dass wir, die kasachischen Studenten, uns herzlich bei den Organisatoren des Konzerts dafür bedanken, dass sie hier in Köln es ermöglicht haben, die kasachische Musikkultur unseren deutschen Freunden vorzustellen.”

23/12/05

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