Ein gängiges Sprichwort besagt: Sag mir, wer dein Freund ist, dann sag ich dir, wer du bist. Bei einem Wissenstreffen an der Al-Farabi-Universität äußerten die Studenten der Fakultät für Internationale Beziehungen ihren Wunsch, gerade die Freundschaft zwischen Kasachstan und Deutschland noch weiter zu stärken. Vertreter aus Deutschland gaben dafür grünes Licht: Anja Seifert vom deutschen Generalkonsulat in Almaty, Eva Portius vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und Susanne Becker vom Goethe-Institut Kasachstan versprachen, die Initiativen der Studenten in diese Richtung zu unterstützen – vor allem, wenn sie Deutsch lemen möchten.

/Bild: Andrea Rüthel. ‚Sie wollen noch mehr Studenten für das Deutschlernen begeistern: Prof. Dr. Mara Gubaidullina, Eva Portius, Susanne Becker und Anja Seifert.’/

Das Wissenstreffen an der Al-Farabi-Universität, Fakultät für Internationale Beziehungen, hat schon eine lange Tradition. Doch dieses Mal stand es unter einem ganz besonderen Stern: Dem Jahr „Deutschland in Kasachstan 2010“. Mitte April bat Organisatorin und Stellvertretende Dekanin der Fakultät für Internationale Beziehungen Prof. Dr. Mara Gubaidullina ihre Studenten zum Runden Tisch: Hier bat sich die Möglichkeit, zusammen mit den deutschen Auslandsvertretern Anja Seifert vom deutschen Konsulat in Almaty, Eva Portius vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und Susanne Becker vom Goethe-Institut Kasachstan, über aktuelle deutsche Tendenzen zu diskutieren und ihr Wissen über Deutschland anschließend in einem Quiz auf die Probe zu stellen. Als wichtigster Punkt auf der Tagesordnung entpuppte sich dabei die Frage: Was kann getan werden, um den Rückgang der kasachstanischen Deutschlerner zu stoppen?

Deutsche Tugenden sind nicht „out“

In einem Punkt sind sich die Studenten einig: Deutschland könnte für Kasachstan in vielen Punkten ein Vorbild sein. Eine Studentin wünscht sich für Kasachstan in naher Zukunft ein demokratisches System mit einer starken Opposition wie in Deutschland. Eine andere Studentin fasziniert die Emanzipation der Frau in der deutschen Gesellschaft: Angela Merkel habe hier einen Meilenstein gesetzt. „Und selbst bei unserem Treffen heute repräsentieren nur Frauen die deutsche Seite“, stellt sie fest.

Auch die Lage der deutschen Minderheit in Kasachstan wird engagiert diskutiert: Verliert Kasachstan etwas dadurch, dass die russlanddeutsche Minderheit auswandert?“ „Ja“, meint ein Student, „man sollte eine Mauer aufbauen, damit sie hier bleiben.“ Es ist herauszuhören, dass viele junge Kasachstaner den Deutschen immer noch Tugenden wie Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und Kraft zuschreiben. „Deutschland ist wirtschaftlich und politisch ein mächtiges europäisches Land. Ich glaube, für Kasachstan ist es der richtige Weg, die Freundschaft zu Deutschland zu stärken“, sagt ein Student.

Zahl der Deutschlerner geht zurück

Obwohl das Deutschlandbild so positiv ist, lernen jedoch die wenigsten Studenten am Runden Tisch tatsächlich Deutsch: Der Trend geht eher in Richtung Englisch, Spanisch oder Französisch. Eine Studentin erzählt, dass die Fakultät die Spezialisierung auf Deutschland in ihrem Studienjahr sogar habe schließen müssen: Nur drei Leute hatten sich für Deutsch als Fremdsprache entschieden.

„Wir empfehlen wirklich, Deutsch zu lernen. Englisch ist schließlich eine Sprache, die junge Menschen sich sowieso aneignen müssen. Aber Deutsch lernt man nicht einfach so nebenbei“, sagt Susanne Becker, die als Leiterin der Sprachabteilung am Goethe-Institut in Almaty selbst Deutschkurse anbietet.

Woran liegt es, dass die Zahl der jungen Deutschlerner zurückgeht? Die Antwort vieler Studenten ist schlichtweg „schlechte Propaganda“. „Als wir nach dem zweiten Kurs eine Spezialisierung wählen konnten, war eine Werbung für die Spezialisierung auf Deutschland kaum vorhanden“, kritisiert ein Student. Auch scheint die Werbung der „Konkurrenz“ schlichtweg stärker zu sein: Das Gerücht klingt durch, Französisch sei die meistgesprochene Sprache in Europa. „Sehen Sie sich Statistiken an – Das ist schlichtweg falsch“, sagt die Leiterin des DAAD Informationszentrums Almaty Eva Portius. Auch mangele es von Seiten des DAAD nicht an Initiative: Schon seit rund zehn Jahren kämpfe der Austauschdienst vor Ort um Deutschlerner. Verschiedene Lektoren geben an Universitäten sogar kostenlos Deutschkurse. Unterricht durch Muttersprachler – das sei eine große Chance. „Wenn Sie hier wirklich ein deutsches Zentrum wollen, werden auch wir Ihnen jederzeit zur Hilfe kommen“, richtet sich Anja Seifert, dritter Sekretär des Deutschen Generalkonsultats Almaty, an die Studenten. „Aber die Initiative muss von Ihrer Seite kommen.“

Die beste Werbung für Deutsch kommt jedoch aus den Reihen der Studenten selbst: Deutschland sei in Kasachstan das Land, das jungen Menschen die meisten Stipendien, Sprachkurse und Austauschmöglichkeiten biete. „Uns tun sich unglaubliche Möglichkeiten auf. Ich habe es nie bereut, mich auf Deutschland spezialisiert zu haben“, sagt eine Studentin.
Das Wissenstreffen eröffnet einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft: Auch weiterhin wollen Prof. Dr. Mara Gubaidullina, Anja Seifert, Eva Portius und Susanne Becker für kasachstanische Studenten Möglichkeiten schaffen, mit Deutschland in Dialog zu treten: Und zwar in deutscher Sprache.

Von Andrea Rüthel

30/04/10

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