Der 1. Dezember ist in Kasachstan ein Feiertag. Gefeiert wird der erste Präsident des Landes: Nursultan Nasarbajew. Der mittlerweile 77-Jährige regiert das Land seit 1990 – erst als Präsident der Sowjetrepublik und später des unabhängigen Kasachstans.

Am 1. Dezember 1991 wurde Nursultan Nasarbajew zum Präsidenten Kasachstans gewählt. Er erhielt 98,7 Prozent der Stimmen. 15 Tage später erklärte er die Unabhängigkeit und Kasachstan sagte sich als letzter Staat von der Sowjetunion los. Seit 26 Jahren regiert Nasarbajew das zentralasiatische Land.

Im Jahr 2011 beschloss der Senat der Republik Kasachstan, den 1. Dezember zu einem Feiertag zu Ehren des Präsidenten zu erklären. Der „Tag des Ersten Präsidenten“ wurde schließlich 2012 erstmals begangen. Damals sagte Nasarbajew: „Indem es mich zum Präsidenten gewählt hat, hat das kasachstanische Volk mir eine große Verantwortung übertragen. Und in all diesen Jahren habe ich seinen Willen erfüllt.“

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Wo kommt dieser Mann her?

Nursultan Nasarbajew wurde am 6. Juli 1940 in Tschelmolgan, in der Nähe von Almaty, geboren. Nachdem der Familie, bei der Nasarbajews Vater als Arbeiter angestellt war, infolge Stalins Zwangskollektivierungen das Land enteignet worden war, zogen die Nasarbajews in die Berge.

Trotz der schwierigen Situation in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, sei seine Kindheit eine sehr glückliche gewesen, wie er selbst sagt. Vor allem an die wunderschönen Berge des Alatau erinnere er sich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog die Familie zurück nach Tschelmolgan, wo Nursultan Nasarbajew in die Schule ging und Russisch lernte. Aufgrund seiner guten Noten wurde er auf ein Internat nach Kaskelen geschickt.

Nach seiner Schulzeit bezog er ein staatliches Stipendium und arbeitete im Karagandaer Stahlwerk in Temirtau. Einen Teil seiner Ausbildung absolvierte er im ukrainischen Dniprodserschinsk. 1962 trat er der Kommunistischen Partei bei. Später studierte er am Polytechnischen Institut in Karaganda und wurde 1972 zum Sekretär des Komitees der Kommunistischen Partei des Karaganda Hüttenkombinats bestimmt. Vier Jahre später wurde er Zweiter Sekretär des Regionalen Parteikomitees in Karaganda.

Unter Dinmuchamed Kunajew, dem Ersten Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kasachstans, wurde Nasarbajew 1984 Vorsitzender des Ministerrates und am 22. Juni 1989 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Kasachstans. Am 24. April 1990 wurde er vom Obersten Sowjet zum ersten Präsidenten Kasachstans ernannt. Der damalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, soll ihn sogar als Vize-Präsident in Betracht gezogen haben.

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22 Jahre interethnische Beziehungen

In den 1990er Jahren führte Nasarbajew das Land durch eine schwere Wirtschaftskrise, die alle ehemaligen Sowjetstaaten traf. Die willkürliche Grenzziehung durch das Sowjetregime und die multiethnische Zusammensetzung stellten die zentralasiatischen Staaten vor große Herausforderungen. Im Ferghanatal, das sich Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan teilen, kommt es bis heute immer wieder zu Unruhen. Tadschikistan versank im Bürgerkrieg.

In Kasachstan bemühte man sich, es nicht zu ethnischen Auseinandersetzungen kommen zu lassen. Ein Schritt war die Ausstellung kasachstanischer Pässe an alle Bürger – unabhängig ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Eine weitere Maßnahme war die Bildung der Assemblee des Volkes. Bereits 1992 verkündete Nasarbajew die Idee, eine Art Volksversammlung zu erschaffen.

Am 1. März 1995 ordnete der Präsident qua Dekret an, die Assemblee zu gründen. Noch im selben Monat fand die konstituierende Sitzung der Versammlung des Volkes Kasachstans unter dem Motto „Für Frieden und Eintracht in unserer gemeinsamen Heimat“ statt, an der auch Nasarbajew als Vorsitzender teilnahm. In der Assemblee sind über 100 Ethnien vertreten. Neun ihrer Mitglieder werden in die Maschilis, das Parlament Kasachstans, als Abgeordnete entsandt. Von den insgesamt 382 Mitgliedern der Assemblee stellen die Deutschen mit 21 Vertretern die drittgrößte Gruppe.

Die Hauptaufgaben werden vom Sekretariat der Versammlung des Volkes Kasachstans koordiniert. Dieses ist für die Bewahrung der Sprachen und Traditionen zuständig. In allen Regionen Kasachstans gibt es ein „Haus der Freundschaft“, das allen Ethnien für Veranstaltungen zur Verfügung steht. Die Volksversammlung ist auch für die ethnischen Medien, wie die DAZ, verantwortlich.

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Was passiert am 1. Dezember?

Der 1. Dezember wird mit zahlreichen Veranstaltungen begangen, die den Präsidenten ehren sollen. 2010 ernannte ihn das Parlament zum „Führer der Nation“. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen 2015 erhielt er erneut rund 98 Prozent der Stimmen.

In diesem Jahr wird die Oper in Astana das Galakonzert „Ел тірегі – Елбасы“ (frei übersetzt: Garant des Staates – der Präsident“) geben. Das Abschlusslied ist «Mein Land», mit den Worten von Nasarbajew selbst. In der Philharmonie der Stadt Kostanai zeigt eine Ausstellung die Besuche Nasarbajews in der Region seit 1991. Im Staatsfernsehen werden die Filme aus der Tetralogie „Der Weg des Führers“ gezeigt, die das Leben Nasarbajews darstellen.

Im vergangenen Jahr wurde zum Tag des Präsidenten eine Statue Nasarbajews in Taldykorgan enthüllt, die 4,20 Meter hoch ist, ebenso wie eine Gedenktafel zur ersten Amtseinführung am Palast der Republik in Almaty. Außerdem gab die Notenbank einen 10.000-Tenge-Schein mit dem Antlitz des Präsidenten heraus. Selbst eine in dieser Woche eröffnete Brücke in Pawlodar, die über den Fluss Usolka führt, wird mit dem „Tag des Ersten Präsidenten“ in Verbindung gebracht.

Othmara Glas

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