Alle Jahre wieder stellen sich Millionen Deutsche einen Weihnachtsbaum für ein paar Wochen ins Wohnzimmer. Die Meisten kaufen ihn auf dem Weihnachtsmarkt. Der deutsche Markt für Tannenbäume ist der Größte in Europa.

Spätestens drei Wochen nach dem Heiligen Abend, wenn der Staubsaugerbeutel die vielen grünen Nadeln nicht mehr schluckt und die Hälfte des eigentlich weißen Flokati grün und stachelig ist, fragen sich auch die Putzmuffel in der Familie: Warum kaufen wir nächstes Jahr nicht einfach einen Plastikbaum? So eine künstliche Tanne hat doch einiges für sich: Sie ist symmetrisch, immer gleich grün, hat gleichmäßige Zweige, ist nicht krumm, riecht nach Plastik und das Wichtigste: sie macht keinen Dreck. Dies scheint die meisten Deutschen aber nicht zu überzeugen, denn die Verkaufszahlen der Tannenbäume zu Weihnachten sprechen für sich.

Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger hat ausgerechnet, dass im Jahr 2012 25 Mio. Weihnachtsbäume verkauft wurden. Demnach kommt ein Plastikbaum für die meisten Deutschen nicht in Frage. Es ist ja auch etwas ganz anderes, am Heiligen Abend das Wohnzimmer zu betreten, es duftet nach frischem Tannengrün, das einen hell erleuchtet anstrahlt und mit bunten Kugeln behangen ist.

Idealbild eines Tannebaumes

Am allerbesten hat eine solche Szenerie Thomas Mann beschrieben, wenn er den Leser am Weihnachtsfest der Buddenbrooks teilhaben lässt. Dort heißt es: „Ein gewaltiger Tannenbaum, der fast bis zur Decke reichte, geschmückt mit Silberflitter und weißen Lilien – und auf der Spitze ein schimmernder Engel.” So oder ähnlich muss er sein, der Tannenbaum zum Fest der Geburt des Heilandes. Der erste geschmückte Weihnachtsbaum stand 1510 in Riga. Seitdem hat sich die Tradition in ganz Europa verbreitet.

Ob Blaufichte, Rotfichte oder edle Nordmanntanne, ein echter Tannenbaum, der duftet und nadelt, an dem vielleicht sogar noch etwas Harz am Stamm klebt, muss sein. In ganz Europa werden jährlich bis zu 50 Mio. Tannenbäume verkauft, davon mindestens die Hälfte in Deutschland. In der Bundesrepublik gibt es also europaweit den größten Markt für Tannenbäume.

„Bei uns kosten Nordmanntannen zwischen 16 bis 22,50 Euro. Eine Blaufichte ist schon ab 9 Euro zu haben. Rotfichten kosten zwischen 5 und 7 Euro“, weiß Dr. Martin Rometsch vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. Der meistverkaufte Baum ist dabei die Nordmanntanne, mit einem Marktanteil von 70 Prozent.

Die meisten Tannen wachsen auf deutschem Boden. Die größten Anbauflächen für Weihnachtsbaumkulturen befinden sich in Nordrhein-Werstfalen, Schlweswig-Holstein und Baden Württemberg. Dort gedeihen Tannen-Zöglinge auf Flächen, die bis zu 350.000 Hektar groß sind. Dabei sind die Tannen meist schon in einem gewissen Alter, bevor sie in Deutschland gepflanzt werden.

„Das Saatgut kommt aus Georgien. Die Tannensamen werden in Dänemark drei bis vier Jahre lang gezüchtet. Einige Zuchten stammen auch aus Norddeutschland“, klärt Dr. Rometsch. Erst danach werden die Jungtannen auf die Plantagen umgesetzt. Dort wachsen sie bis zu 12 Jahre lang. Je nach Witterung können ungefähr 70 Prozent der gepflanzten Bäume gerodet und verkauft werden.

Diese Zeit müssen sie auch der Witterung standhalten, um nicht krumm und schief zu werden oder Löcher zu bekommen. „Dieses Jahr war das Wetter in Deutschland gut. Im Frühjahr feucht, wir hatten keine umfangreichen Winter– oder Spätfröste.

Bäume werden gehegt und gepflegt

Auch die Sommertrockenheit im August haben die Bäume gut überstanden“, sagt Martin Rometsch. Dabei weiß er auch, dass zum Beispiel der Sturm „Kyrill“ 2007 nicht nur viele Forstschäden angerichtet hat, sondern auch das Weihnachtsbaumgeschäft durcheinandergewirbelt hatte. Falls die Witterung doch mal zu kräftig auf die Bäume einwirkt, müssen die Tannenbaumhändler versuchen, die Fehler durch Schnitt– und Pflegemaßnahmen zu korrigieren. „Dadurch verliert jeder Tannenbaumhändler ein Standjahr“, so Rometsch.

Der Bundesverband der Tannenbaumhändler erwartet auch dieses Jahr einen ähnlich umfangreichen Absatz. Die Weihnachtskulisse der Buddenbrooks ist nach wie vor die perfekte Vorstellung eines gelungenen Weihnachtsfestes. Obwohl…vielleicht züchten die Baumschulen ja auch irgendwann Tannenbäume, die gar nicht mehr nadeln?

Von Dominik Vorhölter

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