Unzählige Autos habe ich schon angehalten in dieser Stadt. Jemandem, der zum ersten Mal nach Almaty kommt, würde ich sagen: Je mehr Taxifahrer du hier kennst, desto besser kennst du auch die Stadt.

Ich kann mich noch genau an meine erste Taxifahrt in Almaty erinnern. Ich war auf dem Weg zu einer Wohnungsbesichtigung. Zumindest war das der Plan. Dieser Moment war sehr aufregend: als ich zum ersten Mal die Hand am Straßenrand ausstreckte. Der Fahrer hielt und lächelte mich freundlich an. Ich konnte mich leider nur in gebrochenem Russisch verständigen. Es war schwer genug, das Ziel zu nennen und den Preis auszuhandeln. Nachdem wir einige Straßennamen-Worte gewechselt hatten, wusste der Fahrer also endlich Bescheid. So schien es zumindest. Bis ich am anderen Ende der Stadt endlich fragte: „Warum hier?“ Die Sprachbarriere hatte sich leider immer noch nicht in Luft aufgelöst. Daher gab es weitere 10 Minuten Diskussion. Also fragte er endlich ein paar Menschen auf der Straße, ob sie wüssten, wo sich die ominöse Straße befände. Zu unserem Glück gab es genau eine Frau, die Bescheid wusste. Sie lief also selbstbewusst voraus, mein tapferer Taxifahrer folgte. Also standen wir wenig später endlich vor dem richtigen Haus. Er war wahrscheinlich glücklicher als ich. „Einen Moment“, bat ich ihn und rief die Vermieterin an, mit der ich den Termin vereinbart hatte. Sie redete ziemlich schnell, also drückte ich dem lieben Menschen neben mir mein Telefon in die Hand. Nach kurzem Gespräch legte er auf. Mit sehr viel Geduld versuchte er mir zu erklären, was die Vermieterin gerade gesagt hat. „Was? Das Zimmer ist schon weg?“ – „Ja, eine andere Frau ist heute dort eingezogen.“ Also alles umsonst! Zumindest wusste der Taxifahrer, von wo ich kam und wo er mich wieder absetzen musste. Also lächelten wir uns nur an. Er wendete den Wagen und fuhr los.

Diese schöne Geschichte steht sinnbildlich für fast alle meine Fahrten durch Almaty. Meist kommt ein schönes und lustiges Gespräch dabei heraus. Und wenn du sagst, dass du aus Deutschland kommst, zaubert das fast jedem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht. Viele sagen, sie hätten auch einmal Deutsch gelernt. Aber das war in der Schule. Meistens schon Jahrzehnte zurückliegend. Die meisten freuen sich dann, wieder ein paar Brocken Deutsch zu sprechen. Einmal war der Fahrer so froh, ein paar Wörter Deutsch zu lernen, dass er für die Fahrt kein Geld verlangte. Es könnte sich hierbei auch um ein neues Tauschgeschäftsmodell handeln. Bringst du mir ein paar Wörter deiner Sprache bei, bringe ich dich ein paar Straßen weiter in meiner Stadt. Und manchmal gibt es sogar einen Wodka obendrauf.

Je mehr Taxifahrer ich hier kennen gelernt habe, desto mehr gab mir das die Möglichkeit, ein besseres Gefühl für die Stadt zu bekommen. Selbst wenn die Fahrt nur 5 Minuten dauert, so weiß ich nach jeder Fahrt ein Stückchen mehr. Klar, die Taxifahrer stehen nun nicht für die gesamte Bevölkerung Almatys. Aber seitdem ich mich mit ihnen angefreundet habe, habe ich mich auch immer mehr mit dieser Stadt angefreundet. Und ich weiß nun:

Die meisten Menschen hier sind hilfsbereit, herzlich und gastfreundlich. Zumindest den Deutschen gegenüber. Aber das ist ja schon mal was.

Maria Manowski

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