Der Standard (Österreich)
„Die dramatischen TV-Bilder täuschen zwar teilweise: In Frankreich herrscht kein Bürgerkrieg; an den meisten Orten im Land merkt man nichts von den Unruhen. Die Vororte brennen aber wirklich, mehr denn je. Der Anlass – der Unfalltod zweier Nordafrikaner in einem Trafo-Häuschen – ist fast schon vergessen. Nicht so die Bemerkung von Innenminister Nicolas Sarkozy, er werde mit dem „Lumpenpack”, aufräumen: Die wirklich gemeinten Schläger wollen dem obersten Polizisten beweisen, dass er Unrecht hat, die übrigen Vorstadt-Bewohner – jene friedlichen Millionen, die unter der Alltagsgewalt am meisten leiden – fühlen sich jetzt fast solidarisch.”

Il Foglio (Italien)
„Es ist mittlerweile relativ klar geworden, dass die verschiedenen Integrationspolitiken gescheitert sind oder zumindest unter dem Widerstand einer radikalisierten Schicht leiden, welche langsam eine gewisse Form der Hegemonie auf die Einwanderer der zweiten und dritten Generation auszuüben beginnt. Sowohl das angelsächsische System, das auf einer Anerkennung der Minderheitenwerte basierte, als auch das ihm entgegengesetzte System der französischen Regierung, das glaubt, dass es französische Muslime gäbe, aber keine Muslime in Frankreich, schaffen es nicht, diese Phänomene der Rebellion gegen die westliche Lebensart einzudämmen. Dies bedeutet zwar nicht, dass die Integrationspolitiken beendet werden dürfen. Vielmehr muss nun vom Glauben abgerückt werden, dass Konsumgesellschaft und Säkularisierung automatisch zur Integration führen, denn vielleicht stimmt eher das Gegenteil.”

Le Figaro (Frankreich)
„Diese Unruhen sind zweifellos die Folge einer unkontrollierten Einwanderungspolitik, deren Auswirkungen Frankreich immer noch ausbadet. 1974 wurden mit der Familienzusammenführung die Schleusen geöffnet. Daraufhin wurde die Einwanderung immer mehr zu einem Recht, auf das gepocht wurde, die nachfolgenden Regierungen haben dann dafür gesorgt, dass die Mechanismen der Integration übersättigt wurden. Der Zufluss der Einreisenden, sei er legal oder illegal, muss dringend kontrolliert werden. Sonst werden in 15 Jahren die Kinder der Neuankömmlinge von heute die Problemviertel in Brand setzen.”

The Times (Großbritannien)
„Das populistische Image von Nicolas Sarkozy als dem harten, aber ehrlichen Innenminister, der niemals zögert, das Gesetz durchzusetzen, ist nach hinten losgegangen, obwohl seine Politiken generell durchdachter waren als die seines Amtsvorgängers. Eine Woche lang haben de Villepin und Chirac opportunistisch versucht, die Situation zu ihrem Vorteil auszunutzen, indem sie sich zurücknahmen und sich weigerten, einzugreifen. Erst jetzt scheint die Regierung sich darüber klar zu werden, dass, wenn sie die politischen Spiele nicht beiseite legt und einen gründlichen Blick auf die tieferen Ursachen wirft, die Ausschreitungen von heute zu einer weitaus größer angelegten Gewaltwelle ausufern könnten.”

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