Mit Fragen des Klimawandels beschäftigen sich mittlerweile viele nationale und internationale Organisationen. Zudem hat sich in den letzten Jahren eine große Anzahl von Initiativen gebildet. Besorgte Bürger wollen selbst etwas tun, ohne auf Entscheidungen ihrer Regierungen zu warten. Das Spektrum möglicher persönlicher Aktivitäten ist groß, auch wenn jeweils nur kleinste Beiträge von Privatpersonen zu erwarten sind. Doch auch Kleinvieh macht bekanntlich Mist.

Solche persönlichen Aktivitäten sind leider noch nicht in Kasachstan zu beobachten, sondern vor allem in Deutschland und anderen europäischen Staaten. Hierzulande wird über das Thema Klimawandel kaum etwas publiziert, und nur wenige Leute interessieren sich dafür. Gleichwohl gibt es eine ganze Reihe von staatlichen und nicht staatlichen Organisationen, die sich des Themas angenommen haben. Eine spürbare Breitenwirkung konnte bisher nicht erzielt werden, möglicherweise wird sie auch gar nicht angestrebt. Diese ist jedoch notwendig, wenn nachhaltige Ergebnisse erzielt werden sollen. In Kasachstan werden generell viele Dinge allein als Sache von echten oder auch selbst ernannten Spezialisten angesehen, Mitwirkungsmöglichkeiten des Volkes werden eher gering geschätzt.

Auch in Deutschland ist es mit dem Kampf gegen den Klimawandel bei Weitem nicht ideal bestellt, wenn auch im Vergleich zu Kasachstan ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht besteht. Einer aktuellen Studie nach unterschätzen im Moment viele deutsche Unternehmen den Trend hin zur Beachtung von Aspekten des Klimawandels. Das betrifft insbesondere den Handel und Unternehmen der Konsumgüterindustrie. Deren Geschäftsmodelle sind noch zu sehr rückwärts gewandt und gehen oft an den Erwartungen der Kundschaft vorbei. Doch wer sich – zumindest in Europa – nicht mit den möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf seine Branche beschäftigt, kann schon in wenigen Jahren böse Überraschungen erleben.
Schon heute drohen Unternehmen erhöhte Risiken durch extreme Wetterereignisse wie lang anhaltende Hitzeperioden, Wirbelstürme und sintflutartige Regenfälle. Auch weniger spektakuläre Phänomene wirken sich auf den Absatz von Konsumgüterherstellern aus. Ungewöhnlich milde Winter bewirken zum Beispiel Absatzeinbrüche bei Saisonware wie Winterbekleidung und Wintersportartikeln.

Zahlreiche Verbraucher achten inzwischen verstärkt auf die Klimabilanz einzelner Erzeugnisse und greifen etwa bei Milcherzeugnissen und Mineralwasser vermehrt zu regionalen Produkten. Für die etwa 28 Milliarden Plastikflaschen, die jährlich in den USA verkauft werden, müssen 17 Milliarden Barrel Öl aufgewendet werden. Speziell die Ökobilanz von Einwegplastikflaschen ist verheerend. Sowohl in den USA als auch in Europa werden daraus bereits praktische Konsequenzen gezogen: In vielen öffentlichen Gebäuden oder bei öffentlichen Veranstaltungen ist es oft nicht mehr üblich, in Flaschen abgefülltes Wasser anzubieten.

Als Ersatz wird Leitungswasser gereicht, das in Deutschland zu den saubersten und bestkontrollierten Lebensmitteln gehört und zudem wesentlich billiger abgefülltes Wasser in Flaschen ist. Zum ersten Mal hat sich auch der Weltmarktführer bei abgefülltem Wasser, der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestle, im vergangenen Jahr über einen Rückgang der Nachfrage nach abgefülltem Wasser in Europa beschwert. Das dürfte erst der Anfang sein. Zunehmend werden sich Produzenten darauf einstellen müssen, dass der Handel ausschließlich Produkte ordern wird, deren Umweltbelastung ausgewiesen wird. Dieser Druck geht von den Kunden aus, die bekanntlich König sind. In Kasachstan haben wir diesen Wandel noch vor uns, früher oder später, hoffentlich nicht zu spät.

Bodo Lochmann

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia