Wenn man „Deutsch“ hört, kommt einem meist sogleich das große wirtschaftlich und politisch sehr einflussreiche Deutschland in den Sinn. Dabei denkt kaum jemand an Österreich, den kleinen, in die Breite gezogenen Binnenstaat südlich von Deutschland…

Österreich wirkt kulturell, sprachlich und vor allem politisch gesehen stets wie Deutschlands kleines „Anhängsel“. In außereuropäischen Ländern kann es Österreichern schon einmal passieren, gefragt zu werden, warum sie sich nicht gleich an Deutschland anschließen, „weil da eigentlich eh kein Unterschied besteht“. Oft weiß man im ferneren Ausland auch nicht, dass die Muttersprache der Österreicher Deutsch ist, die sich abgesehen von Dialektformen sowie lexikalischen Unterschieden nicht stark von dem Deutsch unterscheidet, das in Deutschland gesprochen wird.

Dieses oftmalige „Übergehen“ Österreichs ist auch daran sichtbar, dass vor allem in Russland viele überzeugt sind, Österreich sei wie Deutschland Mitglied der NATO – ein Beitritt zu einer militärischen Organisation wie dieser wäre uns übrigens seit Verabschiedung des Neutralitätsgesetzes von 1955 gar nicht erlaubt. Österreich wird aber politisch meist als „Mitläufer“ Deutschlands gesehen.

Tradition und Natur

Auch wenn Österreich tatsächlich auf der politischen Agenda bei weitem keine führende Rolle innehat, sind die Österreicher auf etwas ganz anderes stolz: ihr reiches Kulturleben, in dem viel Wert auf Naturverbundenheit und Brauchtum gelegt wird, sowie Österreichs unschuldiges Image eines gastfreundlichen Urlaubslandes, in dem Kultur und Tradition auch im Alltag eine große Rolle spielen. Von diesen Traditionen wird nun im Folgenden ein kleiner Auszug präsentiert.

Österreichs traditionelle Tracht sind das Dirndlkleid und die Lederhose, die ihren Ursprung in der Alpenregion haben und in ganz Österreich sowie in Bayern verbreitet sind. In den letzten Jahren ist die Tracht in Österreich auch unter den Jugendlichen und den jungen Erwachsenen sehr angesagt, die sie auf Landfesten oder anderen besonderen Anlässen, wie der staatlichen mündlichen Schulabschlussprüfung, tragen. Auch setzen immer mehr Frauen im städtischen Bereich auf das Dirndl, zum Beispiel in seiner edleren Variante am Wiener Opernball oder in einer weißen Variante zur eigenen Hochzeit.

Heidnische Monster

Ein weiterer bayrisch-österreichischer alpenländischer Brauchtum sind die Krampus– bzw. Perchtenläufe, die außerhalb ihres Verbreitungsgebietes meist als furchterregend aufgefasst und eher misstrauisch beäugt werden. Der Krampus ist eine aus der vorchristlichen Zeit stammende wilde und zottelige Schreckgestalt, der oft in Begleitung des heiligen Nikolaus auftritt. Sie ist in vielen Städten und Dörfern Österreichs in der Nacht vor Nikolaus, also dem 5. Dezember, bei den sogenannten Krampus– oder Perchtenläufen in vielerlei Ausprägungen zu sehen und zu erleben. Bei den Krampusläufen ziehen als Krampus Verkleidete mit furchterregenden Masken und Hörnern sowie zotteliger Fellkleidung gemeinsam unter lautem Lärm ihrer Glocken durch die Straßen, um Passanten zu erschrecken. Die Kleidung sowie die Masken werden in aufwändiger Handarbeit hergestellt und sind zwar nicht unbedingt schön anzusehen, aber meist sehr kunstvoll holzgeschnitzt. Mit den mitgetragenen Glocken oder anderen Lärminstrumenten soll traditionell der Winter vertrieben werden.

Skurril aber herzlich

Eine weitere Besonderheit für Österreich ist der Heurige, welches ein in Österreich ökologisch angebauter Jungwein ist. Er wird in Heurigenlokalen, den sogenannten Buschenschänken, getrunken. Dazu wird traditionell die Brettljause serviert, eine kräftige Brotmahlzeit mit unterschiedlichen Wurst-, Käse– und Aufstrichsorten auf einem Holzteller.

Österreich hat kulturell gesehen viel zu bieten, auch wenn das eine oder andere auf Nicht-Österreicher sehr skurril wirken kann. Wer mehr über die Kultur dieses Landes bzw. über seine Geografie oder Geschichte erfahren möchte, kann einen Blick in die Ablai-Khan Universität der internationalen Beziehungen und Weltsprachen (KazUIR) in Almaty werfen, in der es eine „Österreichische Bibliothek“ mit ausschließlich aus Österreich stammenden sowie von Österreich handelnden Romanen, Sachbüchern, Videos und vieles mehr gibt.

Sabrina Kaschowitz ist Dolmetscherin für vier Sprachen (Deutsch, Russisch, Italienisch und Englisch) und bisher in vielen verschiedenen Kulturkreisen herumgekommen. Mit ihrer Heimat Österreich bleibt sie trotzdem nach wie vor sehr eng verbunden und macht auf ihren Reisen gern die Menschen mit deren Traditionen und Bräuchen bekannt.

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