Jahr 2009 war ein schwieriges für den deutsch-kasachischen Außenhandel. Auf dem zwölften Tag der Deutschen Wirtschaft Anfang Oktober in Almaty warben Vertreter aus Wirtschaft und Politik dennoch für eine stärkere Zusammenarbeit. Höhepunkt war die erste Sitzung des im Rahmen des Besuchs der deutschen Kanzlerin ins Leben gerufenen Deutsch-Kasachischen Wirtschaftrates.

/Bild: Olesja Klimenko. ‚In mehreren Gesprächsrunden tauschten sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft über die Zukunft des deutsch-kasachischen Außenhandels aus. ‚/

Eine der größten Herausforderungen für Kay Zwingenberger bestand bisher in der Einrichtung einer automatischen Briefsortieranlage. „Es hat uns jede Menge Nerven und Zeit gekostet, den Menschen, die bisher die Briefe von Hand sortiert haben, zu erklären, dass es tatsächlich eine Maschine gibt, die kyrillische Buchstaben lesen kann“, sagt der Präsident von Siemens Zentralasien. Hinter der an sich witzigen Anekdote verbirgt sich ein großes Problem der zentralasiatischen Länder: Es fehlen Fachkräfte. Mit der Lieferung von Geräten sei es oft nicht getan, es müssten auch Leute da sein, die damit umgehen können. So versorge Siemens die hiesigen Krankenhäuser mit Geräten zur Kernspintomographie, musste aber zusätzlich noch drei Ärzte einstellen, die im Land umherfahren und Radiologen schulen. Das Engagement scheint sich jedoch zu lohnen: 2009 machte Siemens Zentralasien den bisher höchsten Umsatz im Vergleich zu den Vorjahren.

Nachwirkungen der Krise

Insgesamt hat sich der Handel zwischen Deutschland und Kasachstan im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2008 um 40 Prozent verringert. So betrugen 2009 die deutschen Exporte ins neuntgrößte Land der Erde 1,5 Milliarden Euro, was einen Rückgang von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. „Die deutschen Unternehmer sind aufgrund der Lage Kasachstans nach der Wirtschaftskrise verunsichert“, sagt Alexander von Gleich, Finanzchef der kasachischen ATF-Bank. Kein Wunder angesichts dessen, dass noch viele hiesige Banken weiter unter erheblichen Kreditausfällen leiden. Die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, die unter anderem deutsche Exporte mit Bürgschaften absichert, hat die generelle Anerkennung von kasachischen Banken aufgehoben. Deckungsmöglichkeiten für Exporte nach Kasachstan werden nur noch im Einzelfall geprüft. Die Forderungen deutscher Firmen belaufen sich mittlerweile auf insgesamt 500 Millionen Euro. Über eine Einigung bezüglich der zukünftigen Absicherung deutscher Exporte nach Kasachstan durch Hermes-Bürgschaften wird noch verhandelt.

Gute Voraussetzungen

Alexander von Gleich kann das Misstrauen der deutschen Unternehmer verstehen. Trotzdem rät er ihnen auf jeden Fall nach Kasachstan zu kommen: „Wir Deutschen stehen für Zuverlässigkeit und Qualität. Deswegen gibt man sich hier viel Mühe, uns stärker einzubeziehen. Das sind doch gute Voraussetzungen für gemeinsamen Handel.“ Für zusätzliches Vertrauen seitens der deutschen Unternehmen könnte vielleicht auch der neu gegründete Deutsch-Kasachische Wirtschaftsrat sorgen. Von Wirtschafts- und Handelsvertretern beider Länder gegründet, soll er neue Projekte anstoßen und Firmen bei möglichen auftretenden Schwierigkeiten unterstützen.

Von Antonie Rietzschel

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