Kasachstan, der drittgrößte PKW-Absatzmarkt der GUS, lockt die tschechische VW-Tochter Skoda. Ende Juni startete der Massenhersteller mit einem Probebetrieb in Ust-Kamenogorsk. Im nächsten Jahr könnten bei entsprechender Nachfrage 5000 Autos produziert werden.

Kasachstan, der drittgrößte PKW-Absatzmarkt der GUS, lockt die tschechische VW-Tochter Skoda. Ende Juni startete der Massenhersteller mit einem Probebetrieb in Ust-Kamenogorsk. Im nächsten Jahr könnten bei entsprechender Nachfrage 5000 Autos produziert werden.

Der Volkswagen-Konzern in Wolfsburg hätte derzeit eigentlich Grund zu feiern. Genau vor 50 Jahren, am 5. August 1955 wurde der Millionste VW-Käfer produziert. Mit dem Auto des deutschen Wirtschaftswunders gelang VW der Aufstieg zu einem der größten Automobilproduzenten Europas. Der Massenhersteller expandierte mutig auf neue Märkte. Der VW-Käfer wurde beispielsweise in Mexiko gefertigt.

Mit der ersten Generationen des VW-Golf etablierte sich VW in den 70er und 80er Jahren als Produzent von günstigen PKW. Seit Beginn der 90er Jahre versucht VW den Ruf als Massenmarke abzulegen. Die VW-Modelle wurden luxuriöser, die Edelmarken Bugatti, Bentley und Lamborghini wurden zugekauft. Ebenso 1991 der tschechische Automobilbauer Skoda.

Diese Marke soll seitdem im VW-Konzern den Markt für preiswerte und qualitativ solide PKW bedienen. Dies gelang Skoda bis heute mit Erfolg. Die Kernmarke VW steckt indes in einer tiefen Krise. Volkswagen kämpft mit Absatz- und Qualitätsproblemen, arbeitet kaum profitabel, und das Image leidet unter Politiker- und Schmiergeldaffären.

Nur Skoda liefert glänzende Geschäftszahlen und ist derzeit eine der dynamischsten Konzernsparten der VW-Gruppe. Der traditionsreiche tschechische Automobilbauer aus Mlada Boleslav steigerte Umsatz und Gewinn im ersten Quartal diesen Jahres beträchtlich. Der PKW-Absatz stieg in diesem Jahr bislang um sieben Prozent.

Die Skoda-PKW bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Mittelklasse-PKW Octavia ist nicht nur für die etablierten Absatzmärkte Westeuropas interessant, sondern auch für den Absatz in Osteuropa und der GUS. Vom Verkaufsschlager Octavia wurden seit Produktionsstart 1996 bereits über eine Million Einheiten gefertigt.

Skoda produziert neben den Stammwerken in der Tschechischen Republik bisher auch auf Fertigungsstraßen in Bosnien-Herzegowina, Indien und der Ukraine. Die Region Asien und Zentralasien stuft der tschechische Automobilbauer als bedeutende Absatzmärkte der Zukunft ein. In zwei Jahren soll mit der Fertigung in China begonnen werden. Nun wird auch Kasachstan, der drittgrößte PKW-Markt der GUS, direkt vom Geschäftserfolg der VW-Tochter Skoda profitieren.

Skoda will den Mittelklasse-PKW Octavia in der westkasachstanischen Bezirkshauptstadt Ust-Kamenogorsk fertigen. Gemeinsam mit Azia-Auto sollen im dortigen Montagewerk schon im kommenden Jahr bis zu 5000 Einheiten produziert werden. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf etwa 30 Millionen Euro. Die Summe wird gemeinsam von Azia-Auto, Skoda und der Kazkommertsbank aufgebracht.

Ende Juni startete die Probephase des gemeinsamen Fertigungswerkes. Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew nahm eines der ersten Fahrzeuge in Empfang. Im September wird voraussichtlich der erste Skoda für den kasachstanischen Markt vom Band rollen. Bis Jahresende sollen im Probebetrieb noch etwa 500 bis 1000 Einheiten gefertigt werden. In den kommenden Jahren könnten dann 3000 bis 5000 Skoda in Ust-Kamenogorsk montiert werden.

Wieviele PKWs es langfristig pro Jahr werden könnten, sei derzeit noch unklar, so Skoda- Konzernsprecher Jaroslav Cerny gegenüber Radio Prag. Entscheidend für die Absatzchancen in Kasachstan wird sicher die Entwicklung der Nachfrage nach Neuwagen als auch den Autokreditkauf- und Finanzierungsmöglichkeiten sein.

Bisher wird der Kraftfahrzeugbestand in Kasachstan noch vom Import gebrauchter PKW westlicher Standards dominiert, der etwa 60 bis 80 Prozent des gesamten Marktvolumens ausmacht. Durch die jüngst erfolgte Erhöhung der Importzölle für europäische Gebraucht-PKW will die kasachstanische Regierung nun den Neuwagenkauf stimulieren.

Der langfristige Erfolg der tschechischen Wirtschaftswunder-PKW des VW-Konzerns in Kasachstan wird vor allem vom Fortgang der kasachstanischen Wirtschaftsentwicklung und der Ausbildung einer kaufkräftigen Mittelschicht abhängen. Laut Azia-Auto könnten in dem Montagewerk von Ust-Kamenogorsk nach derzeitigem Stand der Technik bis zu 45.000 Einheiten gefertigt werden.

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