In unserer neuen Rubrik „Kasachische Kinkerlitzchen“ schreiben die Redaktionsmitarbeiter der DAZ über die kleinen und kuriosen Geschichten, die sie in ihrem Alltag in Kasachstan so erleben.

Es ist wieder soweit, alle vier Jahre das gleiche Spiel. Die Welt dreht durch, weil es eine Weltmeisterschaft gibt: Die Fußball-WM der Männer. Ich kenne keine andere Sportart, die sich so einer großen Beliebtheit erfreut. Zwar ist Fußball nicht überall die populärste Sportart. Im diesjährigen Austragungsland Russland ist es zum Beispiel Eishockey. Doch global betrachtet, zieht nur das schwarz-weiße Leder so viele Menschen in seinen Bann, wie es ein Puk, ein Basketball oder ein Formel-1-Auto niemals schaffen würden.

Woher diese Faszination kommt ist mir bis heute unklar. 22 Männer (oder Frauen), die einem Ball hinterlaufen. Die wenigen Spiele, zu denen ich während der WM 2014 zum Public Viewing mitgeschleift worden war, waren unglaublich langweilig. Das Endspiel, als Deutschland schließlich nach 90 Minuten plus Nachspielzeit plus Verlängerung und anschließendem Elfmeterschießen doch noch gewann, eingeschlossen. Hätte man die ersten 120 Minuten nicht einfach überspringen können?

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Ich persönlich finde Handball und Eishockey viel spannender. Da passiert wenigstens was auf dem Spielfeld. Aber nun gut, dachte ich mir dieses Jahr, geb ich dem Ganzen noch einmal eine Chance. Zusammen mit einer Kollegin machte ich mich also am Tag des WM-Eröffnungsspiels auf den Weg ins Stadion. Nein, natürlich nicht in Moskau, sondern in Almaty. Es spielte Kairat Almaty gegen Ertis Pawlodar. Die erste Halbzeit war dabei gar nicht mal unspannend. Kairat schoss in den ersten 30 Minuten bereits zwei Tore. Neugierig betrachten wir die Reaktionen der Fans, wenn ein Tor fiel oder danebenging, lauschten den Stadiongesängen und freuten uns über die friedliche Atmosphäre. Kein Alkohol, keine Bengalos, keine aggressiven Hooligans.

Die zweite Halbzeit tröpfelte dann so vor sich hin, was nicht nur am einsetzenden Nieselregen lag. Kairat wähnte sich schon als Sieger und verzichtete auf riskante Aktionen. Ertis akzeptierte die Niederlage und zeigte wenig Kampfgeist, daran noch etwas zu ändern. Immerhin sorgte die Abenddämmerung in Verbindung mit den Regenwolken und den brennenden Flutlichtern für ein schönes Licht im Stadion. Dahinter erhoben sich die majestätischen Berge Almatys. Am Ende schauten selbst die kasachischen Sportjournalisten lieber die Eröffnungsfeier der WM in Moskau als auf das Spielfeld vor ihnen. Bis zum Schlusspfiff blieb es dann auch bei einem 2:0 für die Heimmannschaft.

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Trotz meines bis dato absoluten Desinteresses an diesem Sport sorgte mein erster Stadionbesuch also dennoch dafür, dass selbst ich ein bisschen dem Fußballfieber erlag und schon darüber nachdenke, nicht auch zum nächsten Spiel von Kairat Almaty – dann gegen den Erzrivalen aus Astana – zu gehen. Könnte interessant werden.

Othmara Glas

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