Auch in diesem Jahr präsentierte sich Kasachstan wieder auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Der Stand des Landes und die Aktivitäten im Rahmen der Messe waren ein Spiegelbild der aktuellen und geplanten Entwicklungen in der Tourismusbranche des Landes. DAZ-Autorin Dagmar Schreiber beschreibt die Messe.

Die gute Nachricht zuerst: Kasachstans Beteiligung an der ITB war in diesem Jahr ausgesprochen erfolgreich. Der Stand Kasachstans, mit fast 300 Quadratmetern so groß wie nie zuvor, wurde mit dem Pokal „Bester Stand von Asien, Australien und Ozeanien“ ausgezeichnet. Die luftige, zeltartige Konstruktion in weiß und türkis mit der Aufschrift „Kasachstan“ war weithin zu sehen, die Atmosphäre auf dem Stand durch großzügig aufgestellte Sitzgruppen einladend. 60 Personen waren angereist, um Kasachstan zu präsentieren: Vertreter des Ministeriums für Tourismus und Sport unter Leitung des stellvertretenden Ministers Raschid Mussin, Tourismus-Fachleute aus den Oblast-Verwaltungen, einige Reisebüros, vier Tänzerinnen des Ensembles „Gulder“ und der Juwelier Serschan Baschirow. Auf großen Bildschirmen wurden Filme über Landschaften, Tiere und Outdoor-Aktivitäten gezeigt, und mehrmals täglich erfreuten die vier Tänzerinnen die Messebesucher mit ihrer Anmut. Vertreter von Presse, Radio und Fernsehen zeigten großes Interesse, und gleich mehrmals wurde am Montag nach der Messe auf NTV ein Interview mit Ryskul Bokischewa ausgestrahlt. Bokischewa ist eine sehr gelungene „Neubesetzung“ im Ministerium für Tourismus und Sport. Ohne zu übertreiben, kann man sie als die erfahrenste Tourismusfachfrau des Landes bezeichnen. Viele Jahre lang arbeitete sie bei INTOURIST, leitete anschließend eine der größten und besten Touristik-Firmen Kasachstans, Turan Asia. Sie entwickelte zusammen mit Lernidee Reisen das einzigartige Projekt „Sonderzug Registan“, eine Zugreise durch Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan. Ihre geliebte Arbeit bei Turan Asia hat sie nun aufgegeben, um als Leiterin des Ressorts für Tourismus zu helfen, die ehrgeizigen Cluster-Ambitionen der Regierung mit Leben zu erfüllen. Wenn die Arbeitsatmosphäre auf der Messe ein Vorgeschmack auf die Aktivitäten des Ministeriums war, so weckt das große Hoffnungen.

Zu tun gibt es viel: Es gilt, passende Projekte zu entwickeln und umzusetzen, es gilt aber auch, Unpassendes oder gar Schädliches zu verhindern. Was für Kasachstans Tourismusbranche geeignete Projekte sind, versuchte Rolf Freitag, Leiter des Münchener Marketing-Instituts IPK, auf der offiziellen Messepräsentation des Landes zu skizzieren. „Kasachstan als weit von den klassischen Reisemärkten entferntes Ziel muss, wenn es ausländische Touristen anziehen will, vor allem auf das Besondere und Außergewöhnliche setzen, auf das, was das Land von anderen Zielen unterscheidbar macht. Das sind die große Landschaftsvielfalt, die menschenleere Weite, die alten Nomadentraditionen, die Kultur der Seidenstraße“, so Freitag.

Aus meiner Sicht sollten bei der Entwicklung des Tourismus lokale Firmen mit ihrer Erfahrung einbezogen werden. Und der Aufbau von kleinen Projekten im Bereich des ländlichen Tourismus sollte unbedingt soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen. So bieten wir seit vier Jahren ökologisch verträgliche Kleingruppentouren durch Kasachstan an – in Zusammenarbeit mit Veranstaltern in Kasachstan. Das Projekt, dass dagegen türkische Investoren vorstellten, verschlug vielen der Anwesenden den Atem: Am Kaspischen Meer, in der idyllischen Bucht von Kendirli, soll ein zweites Las Vegas entstehen. In einer Region mit chronischem Süßwassermangel ist eine künstliche Megastadt in Planung, deren Wasserverbrauch durch einen 900 Kilometer langen Kanal aus Russland abgesichert werden soll! Man rechnet fest mit der internationalen Schickeria, die aus allen Ländern anreisen wird, um hier ihr Geld zu verzocken. Womit man noch nicht zu rechnen scheint, ist der Widerstand gegen dieses gigantomanische Projekt. Bleibt zu hoffen, dass die Initiatoren sich verrechnet haben und Spekulanten aller Art nicht zum Zuge kommen, die unter dem Deckmantel der Entwicklung des Tourismus Interessen durchsetzen wollen, die weit von den Bedürfnissen der sensiblen Kaspiregion und der Mehrheit der Bevölkerung Kasachstans entfernt sind.

Von Dagmar Schreiber

16/03/07

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