Kaum jemand weiß noch, dass Roman Herzog, der siebte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (von 1994 bis 1999), auf seiner ersten „offiziellen“ Auslandsreise ausgerechnet die damals noch junge Republik Kasachstan besuchte. Im DAZ-Archiv findet sich ein Beitrag vom 15. April 1995, der das Ereignis beleuchtet.

Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland erstarkt und wird ausgebaut

Wie geplant war, traf der Bundeskanzler der BRD, Roman Herzog, zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Almaty ein. Nach seiner Einlogierung in der Gastresidenz fuhr er noch am selben Tag zur Hochgebirgseisbahn Medeo und besuchte das Deutsche Haus, wo er sich mit Vertretern der deutschen Diaspora Kasachstans unterhielt. Am Abend traf Herzog mit. Spezialisten der in unserer Republik arbeitenden deutschen Firmen zusammen.

Am Montagvormittag fand auf dem Platz vor der Residenz des Staatsoberhaupts Kasachstans die Zeremonie des offiziellen Empfangs des hohen Gastes statt. Der Präsident Nursultan Nasarbajew mit Gattin begrüßte herzlich Herzog. Darauf begann das Gespräch der beiden Staatsoberhäupter. Sie erörterten einen breiten Kreis von Fragen, verbunden mit dem Ausbau der beiderseitigen Beziehungen, der jetzigen internationalen Lage und den Problemen der europäisch-asiatischen Zusammenarbeit. Es wurde festgestellt, daß die regelmäßig gewordenen Treffen und Gespräche der führenden Repräsentanten Kasachstans und Deutschland eine feste Basis für die Entwicklung und Erstarkung der gegenseitig vorteilhaften bilateralen Beziehungen auf verschiedenen Gebieten schaffen.

Davon zeugt die Tatsache, daß in den letzten zwei Jahren rund 170 kasachstanischdeutsche Gemeinschaftsunternehmen entstanden sind; in der Republik arbeiten Vertretungen von 57 großen Gesellschaften der Bundesrepublik Deutschland. Die Oberhäupter der beiden Länder behandelten eingehend die Lage der deutschstämmigen Bürger Kasachstans. Nasarbajew berichtete über die Arbeit, die im Rahmen der Regierungsorgane zur Herabsetzung ihrer Migration geleistet wird.

Weiter wurden im Beisein der Präsidenten über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von organisierter Kriminalität, Terrorismus und anderen gefährlichen Verbrechen besprochen sowie das Protokoll bezüglich des Austausches von Urkunden über die Ratifizierung des Vertrags zwischen Kasachstan und der Bundesrepublik Deutschland, Kapitalinvestitionen zu fördern und sie gegenseitig zu schützen, signiert.

Nasarbajew überreichte Herzog die Namenlisten der 7.500 deutschen Kriegsgefangenen, die in Kasachstan begraben sind. Dabei erklärte er, daß die Republikführung und die Machtorgane an der Basis alles in ihren Kräften Stehende unternommen haben, um die Gräber der deutschen Bürger in Ordnung zu bringen und ihre Namen festzustellen. Jetzt können die Angehörigen der Verstorbenen nach Kasachstan kommen, um die Bestattungsorte der ihnen nahen Menschen aufzusuchen. In seiner Antwortansprache dankte Herzog wärmstens dem Präsidenten und unterstrich, daß die Pflege der Gräber von Militärangehörigen die guten Beziehungen und das Vertrauen zwischen unseren Völkern noch mehr festigen werde. Danach beantworteten die Präsidenten Fragen von Journalisten.

Auf der Zeremonie der Unterzeichnung der Dokumente waren der Leiter der Präsidialapparates Nurtai Abykajew und andere offizielle Persönlichkeiten anwesend.
Am selben Tag legte das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland Blumen am Ruhmesmemorial im Park „28 Panfilow-Gardisten“ nieder und traf in der Botschaft der BRD mit Vertretern der Geistesschaffenden unserer Republik zusammen.

Im Opern– und Ballettheater „Abai“ veranstalteten Herzog und seine Gattin einen Empfang, auf dem Nasarbajew, andere führende Repräsentanten der Republik und die Chefs der in Almaty akkreditierten diplomatischen Vertretungen zugegen waren.

Am Abend fand ein offizielles Essen im Namen des Präsidenten Nasarbajew und seiner Gattin zu Ehren des Präsidenten Herzog und seiner Gattin statt. Am 11. April ist die Delegation der BRD nach Taschkent abgereist.

Deutsche Allgemeine, Nr. 15, 15.04.1995.

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