DAZ-Autor Mathias Fritsche kam mit einem willkommenen Geschenk aus dem niedersächsischen Braunschweig in das kasachische Almaty und entdeckte überraschend, dass die deutsche Universitätsstadt in Kasachstan nicht völlig unbekannt ist.

Es ist vier Uhr morgens, wie prognostiziert bitterkalt – weit unter 10 Grad minus – vor dem Flughafenterminal in Almaty. In der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans empfangen einen sofort dutzende Taxifahrer, die in jedem ahnungslosen Ausländer eine gute Verdienstmöglichkeit sehen. Der bestellte Fahrer, ein weißhaariger Russe in einer dunklen Lederjacke, fährt vom taghell erleuchteten Gebäudekomplex am Rande der Stadt in Richtung Zentrum. Entlang der breiten Hauptstraße, im orangenen Licht der Straßenleuchten, sind viele kleine Holzhäuser zu sehen, die eher einen dörflichen Eindruck von der Millionenstadt Almaty vermitteln. Erst nach und nach erwachsen die vorbeihuschenden Gebäude zu riesigen bunt beleuchteten Hochhäusern aus viel Glas und Stahl.

Nach ein paar Stunden Schlaf bietet sich einem in der strahlenden Mittagssonne ein völlig anderes Bild. Die Stadt ist inzwischen erwacht. Überfüllte Straßen und dicht bebaute Siedlungen verdecken den Blick auf das am Horizont aufragende Bergpanorama mit schneebedeckten Gipfeln. In der Redaktion der Deutschen Allgemeinen Zeitung angekommen, findet das mitgebrachte Geschenk des Braunschweiger IT-Unternehmens „Netzlink Informationstechnik GmbH“ ein kleines schwarzes Notebook, ein neues Zuhause und auch schnell neue Freunde. Direkt am Fenster, auf einem Computertisch in Buchenholzoptik, bekommt der IBM-Rechner den wunderschönen Namen DAZ 8 und eine IP-Adresse zugewiesen, mit der er im Netzwerk erkannt wird, und verliert sogleich sein Stromkabel. Zu begeistert ist der Hausmeister im Deutschen Haus, Anatoli Nikolajewitsch, endlich seinen eigenen Laptop zu entstauben und wieder aufladen zu können. „Irgendwie ist das Stromkabel abhanden gekommen, und ich wusste nicht, ob der Computer überhaupt noch funktioniert“, erklärt der weißhaarige „Mann für alle Fälle“ mit einem Lächeln und möchte das Kabel am liebsten gar nicht mehr hergeben. Als leistungsstärkster Rechner in seinem neuen Netzwerk, arbeitet der kleine schwarze „Braunschweiger“ zuverlässig, auch bei den zahlreichen Stromausfällen.

Die Eintracht auch hier bekannt

Vor allem am Donnerstag, dem Produktionstag der deutsch-russischen Zeitung, ist man in der Redaktion der DAZ froh über den neuen Computer. „Wenn alle Redakteure und der Layouter hier arbeiten, fehlte bisher immer ein Rechner, und wir mussten oft improvisieren. Der Laptop aus Braunschweig ist eine echte Hilfe, und wir freuen uns sehr über dieses Geschenk“, so Cornelia Riedel, Redakteurin der deutschsprachigen Redaktion.

Wo genau dieses Braunschweig liegt, aus dem der Computer bis in die zentralasiatische Metropole gekommen ist, kann in Almaty kaum jemand sagen. Umso erstaunlicher erscheint die Reaktion von Alichan Baimenow, Parteivorsitzender der Demokratischen Partei Kasachstans, als er erfährt, dass ein Braunschweiger in seiner Stadt weilt. „Braunschweig, das kenne ich vom Fußball, da spielt doch die Eintracht, oder?“, fragt er ein wenig unsicher. Nach einem bestätigenden Nicken fügt der Kasache noch hinzu: „Ich weiß nicht, in welcher Liga sie heute spielen, aber früher waren die einmal ganz gut.“

Herzhafte Würste in Kasachstan

Mit Braunschweig verbinden die meisten Kasachen jedoch nicht die Stadt der Forschung, sondern für sie ist es der Inbegriff herzhafter Genüsse. Nicht so einfach zu finden, nur in gut sortierten Fachgeschäften, wie in dem kleinen Laden in der Nähe des „Grünen Basars“ in Almaty, kann man die Spezialität kaufen, die den Namen der Stadt Heinrichs des Löwen trägt. Die „Braunschweigskaja Kolbassa“, eine rötlich schimmernde, oft sehr schmale Hartwurst, ist unter kasachischen Feinschmeckern ein beliebter Brotbelag. Das Kilogramm „Braunschweiger“ kostet in der Fleischerei im Einkaufszentrum „Turkestan“ gegenüber dem größten Almatyer Wochenmarkt rund sechs Euro. Das entspricht einem durchschnittlichen Tageslohn eines Kasachen. Eine Investition, die sich nur wenige leisten. Die beiden zierlichen Verkäuferinnen hinter der Theke, die gut mit Wurstspezialitäten gefüllt ist, reagieren ein wenig verdutzt aber schlagfertig auf die Frage nach der Herkunft des Namens der „Braunschweiger“: „Keine Ahnung, Hauptsache die Wurst schmeckt!“

Von Mathias Fritsche

17/03/09

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