Der Markakolsee gilt als einer der schönsten Seen Kasachstans. Es ist schwer, seine Schönheit zu beschreiben. Aber einige Namen, die die Menschen ihm gegeben haben, charakterisieren recht trefflich sein Aussehen: „Das blaue Wunder vom Altai“, „Der kleine Baikalsee“ oder „Die Perle des Erzaltai“. Dieses Naturwunder wählte den großen Raum zwischen zwei Gebirgszügen, deren Hänge mit Wald bedeckt sind.

Der See ist einem Halsschmuck aus sonnigen Perlen ähnlich, der im Sonnenlicht glänzt und vor der dunklen Kulisse der Berge Kurtschum und Asutau funkelt. Über diesen großartigen See gibt es viele Sagen. Wie er zu seinem Namen gekommen ist, veranschaulichen die folgenden zwei Sagen.

Erste Sage

Ein Mann brachte ein im vorigen Frühling geborenes Lamm, kasachisch „Marka“, auf eine Wiese zum Weiden. Damit das Lamm nicht fortlaufen konnte, pflockte er es mit einem Stock und einem Seil an. Den Stock trieb er fest in die Erde. Er war sich sicher, dass er beruhigt nach Hause gehen könne, um dort seine landwirtschaftlichen Arbeiten fortzusetzen. Aber das Lamm wollte nicht allein bleiben. Unruhig lief es hin und her, suchte nach seinem Herrn und zerrte mit seinem Seil an dem Pflock. Dieser hielt der Kraft des Lamms auf Dauer nicht stand und wurde schließlich herausgerissen. An dieser Stelle aber sprudelte plötzlich Wasser hervor wie aus einer Quelle. Das Wasser schwoll zwischen den Bergen zu einem großen See an, den das Volk Markakol nannte, also der See des Lamms, denn „Kol“ bedeutet im Kasachischen „See“. Seit dieser Zeit bewundern die dortigen Bewohner und jeder, der in diese Gegend kommt, dieses Naturwunder.

Zweite Sage

Es ist die traurige Geschichte über einen reichen und geldgierigen Mann, der seine Tochter gegen ihren Willen einem alten Mann verkaufen wollte. Das Mädchen flehte den Vater an, es nicht mit dem alten ungeliebten Mann zu verheiraten. Aber dem Vater war der zu erwartende Reichtum wichtiger als das Glück seiner Tochter. Denn es waren als Brautpreis Pferde, Kamele, Schafe, Gold und Geld vereinbart. Der Vater befahl seinen Knechten, die Tochter mit Gewalt zu fassen und dem alten Bräutigam zuzuführen. Aber die Tochter war mittlerweile in ihrer Verzweiflung mit ihrem Lieblingslamm, einem Marka (im Kasachischen ein Lamm, das etwa 5-6 Monate alt ist), auf einen hohen Felsen gestiegen und flehte Gott an ihr zu helfen. Doch der Vater befahl erbarmungslos seinen Leuten, die Tochter herunterzuholen und in die Jurte des alten Mannes zu bringen.

Als die Knechte sich ihr näherten, wehte plötzlich ein starker Wind mit hohen Wellen über den See. Die Tochter sah keinen Ausweg mehr und stürzte sich mit dem Lamm im Arm in den See. Für immer versteckten die Wellen die Tochter und das Lamm vor ihrem nur auf Reichtum bedachten Vater. Auch jetzt zeigte er kein Bedauern über den Verlust der Tochter, sondern weinte, schrie und jammerte jeden Tag am Ufer: „Das war mein Marka, das war mein Marka!“ Seit dieser Zeit nennt das Volk diesen prachtvollen See Markakol.

Die Sagen wurden von Schülern der Klassen 7-9 übersetzt. Korrigiert wurden sie von Wolfgang Nietzel, Waldorflehrer in Gröbenzell bei München/Bayern.

Name des Projekts: Sagen aus Ostkasachstan und dem Altaigebirge.

Projektleiterin: Saule Kabidollina.

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