Staatliche Gremien erarbeiten regelmäßig verschiedene Strategien zur Entwicklung der Jugendpolitik. Nichtregierungsorganisationen rufen die jungen Menschen zum Engagement auf. Verändern aber diese Maßnahmen etwas im Bewusstsein der jungen Generation?

Kasachstan ist ein junges Land. Die Anzahl junger Menschen stieg in den vergangenen 13 Jahren von 3,78 Millionen auf 4,7 Millionen. Die neue staatliche Konzeption für die Jugendpolitik zählt für diesen Zeitraum eine Reihe von Fortschritten auf: so sei die Anzahl von Jugendorganisationen von 150 auf 1.043 angestiegen, die Mittel zur Finanzierung von Projekten seien um den Faktor 10 erhöht worden, während die Jugendarbeitslosigkeit sich auf ein Viertel des Standes von vor 13 Jahren zurückging.

Seit 2008 existiert auch ein beim Präsidenten angesiedelter Beirat für Jugendpolitik, der die „Stimme der Jugendlichen“ bei relevanten staatlichen Entscheidungen hörbar machen soll. Doch wie wird die neue Konzeption der Jugendpolitik bis ins Jahr 2020 unter denjenigen diskutiert, die sie betrifft, den Jugendlichen selbst? Hierüber sprach die DAZ mit dem Vorsitzende des Zentrums für Jugendentwicklung, Nikita Schabajew.

DAZ: Du bist Vertreter einer großen Jugend-NRO, sozusagen eine „Stimme aus dem Volk“, und weißt sicher, was man über die neue Konzeption unter Jugendlichen sagt…

Nikita Schabajew: Als aktiver Nutzer sozialer Netzwerke kann ich sehen, wie andere Jugendliche die Jugendpolitik sowie diese Konzeption besprechen. Ich glaube, dieses Dokument stellt einige Aspekte der Jugendpolitik nicht genau dar. Sie ist oberflächlich geschrieben. Man muss sie in bestimmten Aspekten vertiefen. Die Jugend selbst muss aber die Ziele dieser Konzeption im wirklichen Leben umsetzen. Sie dient nur zur Orientierung.

Du betreust Schüler und Studenten in verschiedenen Projekten. Ist unsere Jugend deiner Meinung nach gesellschaftlich und politisch aktiv?

Ich kann die jungen Menschen in zwei Gruppen teilen. Einige sind aktiv: Sie wollen etwas um sich herum verändern. Es gibt aber auch diejenigen Jugendlichen, die darauf warten, dass jemand für sie etwas verändert. Sie werden dann nur diesem von jemand anders veränderten Weg folgen. Sie streben nicht nach Veränderungen, denn sie sind mit jener Sachlage zufrieden, die es im Moment gibt. Aber wenn sich die Lebensbedingungen verbessern, beginnt die Jugend, aktiver zu werden. Die Anzahl der Aktivisten wächst. Aber meiner Ansicht nach sind das zurzeit etwa 15-20 Prozent aller Jugendlichen.

Du hast einige Zeit in Spanien studiert. Wie ist der Unterschied zwischen unseren und europäischen Jugendlichen?

Es ist schwer zu vergleichen, wir haben verschiedene Lebensstandards. Na ja, die Jugendlichen dort sind aktiver, sie sind über verschiedene Ereignisse besser informiert. Doch kann ich nicht sagen, dass der Unterschied groß wäre.

Hast Du dich irgendwann an staatliche Gremien gewendet, um Unterstützung für Deine Projekte zu bekommen?

Ich habe mich nie auf Staatshilfe gestützt, ich versuche alles selbständig zu machen. Warum? Weil man entweder eine lange Zeit auf diese Unterstützung warten muss, oder man benutzt dafür Methoden, die schon der Vergangenheit angehören.

Was für Methoden sind das?!

Diese Methoden haben einen zu bürokratischen Charakter, der sich für die Jugend nicht eignet. Sogar wenn man den Wunsch hat, etwas zu verändern, wird es auf solche Weise unter dieser bürokratischen Schicht vergraben. Deshalb verliert man das Interesse daran. Und noch etwas: Was die Konzeption angeht, muss sie Ideen der Jugend widerspiegeln…

Sie enthält aber Ideen der älteren Generation. Wie kann man erreichen, dass die Jugend in dieser Konzeption nicht als Objekt wahrgenommen wird, sondern als Subjekt?

Dafür muss man eine aktive Dialogplattform haben. Es gibt schon die Jugendkonferenz Zhascamp. Wenn aber diese Organisation mehr Menschen unterstützen würde, dann wäre es möglich einige Änderungsvorträge vorzunehmen. Wir rufen die Jugendlichen aus anderen Städten zur Teilnahme daran auf sowie erklären, dass die Möglichkeit besteht, dass die Konzeption im Internet kommentiert wird und dem Staat Änderungen vorgeschlagen werden.

Von Xenia Sutula

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