Viele Geschenke und Erinnerungen an ein großartiges Land mit großartigen Menschen wird der deutsche Botschafter Rainer Schlageter mitnehmen, wenn er Kasachstan im Juli verlassen wird. Rund vier Jahre warb er für die deutsche Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft und ist vor allem von der positiven Bilanz des Jahres „Deutschland in Kasachstan 2010“ überzeugt. Im Interview mit der DAZ spricht er über die Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit in Kasachstan, den Einfluss von Kulturdiplomatie und seine Pläne für die Zukunft.

/Bild: Deutsche Botschaft. ‚Rainer Schlageter: „Ich ziehe eine wirklich positive Bilanz des Deutschlandjahres.“/

Herr Schlageter, wie lautet Ihr Fazit zum Deutschlandjahr?

Ich ziehe eine wirklich positive Bilanz des Deutschlandjahres. Wir – Botschaft, Goethe-Institut, Generalkonsulat, DAAD, DWK und andere – haben mit über 100 Veranstaltungen einen breiten Bogen an Themen geschlagen, und haben dabei versucht, Deutschland in vielen Facetten zu zeigen. Sehr erfreulich war die Zusammenarbeit mit kasachischen Institutionen (Universitäten, Bibliotheken, Akimaten) und der „Wiedergeburt“, sie haben uns kräftig unterstützt. Natürlich kann diese Bilanz nicht in Ziffern, nicht in Tenge oder Euro ausgedrückt werden, und sie ist auch nicht kurzfristig zu benennen. Neugier auf ein Land durch ein Mehr an Information, Sympathie durch Überwinden von Vorurteilen und Klischees, das sind länger dauernde Prozesse. Aber ich werde immer noch so oft und so positiv auf das Deutschlandjahr angesprochen, deshalb bin ich auch von der positiven Bilanz überzeugt.

Wie schätzen Sie allgemein den Einfluss von soft power und Kulturdiplomatie ein?

Ich glaube, dass man mit soft power, mit Kulturdiplomatie vieles erreichen kann. Bringen wir doch einfach Deutschland zu denen, die es noch nicht selbst gesehen haben, nicht gereist sind. Zeigen wir ihnen Dinge, also deutsche Realitäten, die sie noch nicht oder nur vage gekannt haben, zeigen wir die Deutschen in ihrem deutschen Alltag – ich glaube schon, dass dies Wirkung hat, dass es Interesse und Neugier schafft. Es darf nur keine Reklame oder Propaganda sein, Ehrlichkeit ist wichtig in der Public Diplomacy! Und Geduld, Klischees sind nur schwer abzubauen.

Worin lagen Schwerpunkte Ihrer Arbeit in Kasachstan?

Die Schwerpunkte waren Wirtschaft (Stichwort Bankenkrise und die Folgen), Politik (Stichwort Besuche auf höchster Ebene), die Deutsch-Kasachische Universität (Stichwort Unterbringung), Verstärkung der Beziehungen zur „Wiedergeburt“ (Stichwort Runder Tisch) und Reisen in die wichtigsten Städte, um Kasachstan kennen zu lernen, Kontakte herzustellen und für Deutschland zu werben – Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft.

Welches Souvenir werden Sie aus Kasachstan mitnehmen?

Als „hardware“ viele Geschenke, als „software“ Erinnerungen an ein großartiges Land mit großartigen Menschen, deren Herzlichkeit und Deutschfreundlichkeit. Auch über die Distanz werden Verbindungen bestehen bleiben.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Woran erinnern Sie sich gerne zurück, wenn Sie an Ihre Arbeit als Diplomat denken?

Ich werde erst einmal ausspannen und versuchen, dem Ruhestand gute Seiten abzugewinnen. Sicher werde ich eine Beschäftigung, eine Aufgabe suchen und hoffentlich finden. Es wäre schön, sie in Kasachstan zu finden! Das Schöne am Diplomatenleben ist der Wechsel, die Möglichkeit, andere Kulturen zu erleben, neue Themen zu bearbeiten, neue Probleme zu lösen, etwas anders zu leben. Aber der Wechsel ist auch die Schwierigkeit, man verliert Freunde, man ist nirgends richtig verwurzelt. Natürlich denke ich auch gerne an die eine oder andere vergnügliche Situation zurück, an die Treffen mit Persönlichkeiten bis in die oberste Ebene.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit während ihrer Arbeit in Kasachstan gestaltet? Was wünschen Sie den Russlanddeutschen für die Zukunft?

Als ich meinen Dienst antrat war die Zusammenarbeit mit den Organisationen der „Wiedergeburt“ ziemlich begrenzt. Wir haben vor zwei Jahren den „Runden Tisch“ als Treffen mit vielen Vertretern der „Wiedergeburt“ gegründet, wir haben die gegenseitige Unterrichtung ausgebaut und vor allem im Deutschlandjahr vieles gemeinsam gemacht. Ich bin den Organisationen von „Wiedergeburt“ dankbar für diese Unterstützung. Bei meinen Reisen habe ich so oft wie möglich versucht, die örtliche „Wiedergeburt“ zu besuchen, um zu hören, wie es geht, was gebraucht wird, was man gemeinsam tun kann. Allen Deutschen in Kasachstan wünsche ich eine gute Zukunft in diesem Land, Wohlergehen, Glück, Erfolg und vor allem Gesundheit!

Interview: Christine Karmann

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Rainer Eugen Schlageter ist im Süden Deutschlands geboren, in Lörrach, und dort auch groß geworden. In Heidelberg hat er studiert. 1976 ist er in den Diplomatischen Dienst eingetreten und war danach auf Posten in Kabul, in Moskau als Leiter des Pressereferats, in Brüssel als Pressesprecher der Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Union, in Zagreb als Leiter der deutschen Delegation beim internationalen Stab ECMM, in Tokio als Gesandter für Wirtschaft und zuletzt in Astana als Botschafter.

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