2015 feierte Kasachstan das 20-jährige Jubiläum seiner Verfassung. Kasachstan ist ein riesiges Land, in dem mehr als 130 Nationalitäten und Vertreter von 45 Konfessionen seit Langem in Einklang und Eintracht leben. Die Verfassung Kasachstans gewährleistet all diesen Völkern ihr Recht auf Freiheit, Bildung, Wohlstand, Auslebung ihrer Religion und weitere Menschenrechte. Als ein Beispiel dieses Miteinanders kann man das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Nr. 12 in Ostkasachstan nennen, in der Kinder nicht nur deutscher, sondern auch Familien aller anderer Nationalitäten vertieft Deutsch lernen können.


Das Alexander von Humboldt Gymnasium in Ust-Kamenogorsk ist 15 Jahre alt geworden. Dies ist das Alter, in dem man bereits reich an Erfahrung in Erziehung und Ausbildung ist. 15 Jahre unterrichtet man hier vertieft Deutsch mit Elementen der Waldorfpädagogik.
1991, als die erste deutsche Klasse im Rahmen der Schule №10 gegründet wurde, begann auch die Geschichte des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums. Damals wohnten in Ostkasachstan große Gruppen Deutschstämmiger, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg aus dem Wolgagebiet verbannt worden waren. Nach der Perestroika wollten sie wieder ihre Muttersprache, Kultur und ihre Traditionen pflegen. Ihr Wunsch war es ,deutsche Klassen zu gründen, in denen ihre Kinder ihre Muttersprache lernen konnten. Der Ruf der ersten deutschen Klasse verbreitete sich weiter, und es entstanden immer mehr. In diesem Jahr kommt die 25. erste Klasse.

Bei diesem Prozess bekamen wir große Unterstützung seitens Deutschlands. Wir erhielten Lernmaterialien, Lehrbücher. Viele Lehrer genossen ihre Fortbildung in Deutschland, besuchten das Waldorfseminar in Stuttgart, nahmen an Landeskunde– und DSD-Seminaren teil. Jedes Jahr kommen zu uns Lehrkräfte aus Deutschland, das sind Programmlehrer, Sprachassistenten, Freiwillige. Außerdem kombiniert unsere Schule vertieften Deutschunterricht mit Waldorfpädagogik.

Die unterschiedlichen Seminare und Veranstaltungen, durch die wir uns ausgiebig weiterbilden lassen konnten, haben viel Positives, Interessantes und Wertvolles zu unseren Tätigkeiten im Deutschunterricht beigetragen. Unsere Schüler in der Grundschule werden in einigen Fächern auf Deutsch unterrichtet. Sie spielen Flöte, singen deutsche Lieder, führen kleine Stücke in Deutsch auf. Man organisiert hier Sprachreisen in die Sprachschulen des Berliner Humboldt-Instituts.

Außer Deutsch lernen unsere Schüler auch Kasachisch und Englisch. Wir unterrichten schon lange Jahre diese Fächer im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen. Die Deutschlehrer organisieren für Englisch– und Kasachischlehrer Workshops darüber, wie man Didaktik und Methodik des Deutschunterrichtes in die Methodik der Muttersprache und anderer Fremdsprachen integrieren kann. Dank unserer Zusammenarbeit belegen unsere Schüler bei den Stadt-, Gebiets– und Staatsolympiaden Preisplätze. Jedes Jahr organisiert der
PAD (Pädagogischer Austauschdienst) für die DSD-Schulen einen Aufsatz-Wettbewerb. Jüngst schrieben Schüler einen Aufsatz über Sport und seine Rolle bei den schulischen Leistungen. Vier Schüler aus Kasachstan wurden als Sieger mit einer Reise nach Deutschland prämiert. Auch unsere Schüler wurden Sieger in diesem Aufsatzwettbewerb wie auch in anderen Projektwettbewerben, die vom Goethe-Institut ausgeschrieben werden.

Das Gymnasium wird regelmäßig von Vertretern Deutschlands besucht, auch deutsche Botschafter waren bereits mehrmals bei uns. 2014 bekamen wir sogar 32 Paar Lauf-Ski als Geschenk von der deutschen Botschaft. Alle zwei Jahre veranstaltet man Fußballturniere für die Kinder der deutschlernenden Schulen. Seit 2003 gehört unsere Schule außerdem zu den 8 DSD-Schulen Kasachstans, die ein Deutsches Sprachdiplom anbieten, die Schüler bestehen erfolgreich DSD-Prüfungen. Heute haben bereits 140 Absolventen DSD-Diplome und Zertifikate bekommen. Sie studieren erfolgreich an den Universitäten Kasachstans, Russlands, Deutschlands und anderer Länder, einige haben bereits ein Masterstudium in Deutschland
absolviert.

Ein Merkmal unserer Schule ist die Teilnahme an internationalen Projekten. Gemeinsam mit den Partnerschulen aus Göppingen und Gröbenzell haben wir viele Projekte ausgeführt. Zu den besten gehört „Deportiert und vertrieben“ – über das Schicksal der deutschen Diaspora in Kasachstan. Das Projekt wurde von der Stiftung „Europeans for peace“ mit einem Award ausgezeichnet. Das Projekt „Religionsfreiheit bei Diktatur und Demokratie“ belegte den 4. Platz und wurde vom Präsidenten Deutschlands Joachim Gauck mit einer Urkunde ausgezeichnet. Mit dem Projekt „Dicke Luft in den Städten – Preis des technischen Fortschritts“ hat unser Team an dem vom Goethe-Institut ausgeschriebenen Wettbewerb den 1. Platz belegt und die Stadt München besucht. Gemeinsam mit unseren Partnern aus der Rudolf-Steiner-Waldorfschule Gröbenzell haben wir unsere Arbeit an dem Projekt fortgesetzt. Beim Gegenbesuch der deutschen Schüler entwickelten wir das Thema „Stopp für atomares Wettrüsten!“.

Während der Arbeit an den Projekten lernen die Schüler selbständig arbeiten, lesen viel zusätzliche Literatur auf Russisch und Deutsch, recherchieren im Internet, diskutieren in Gruppen, befragen die Bevölkerung zum Projektthema, lernen ihre Ergebnisse kreativ auszuwerten. Und das Wichtigste: Die Schüler erlangen soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Toleranz. Als Endergebnis wurden Broschüren und Prospekte herausgegeben. Inhalt und Layout wurden von den Schülern besorgt. Diese Broschüren sind in der Schulbibliothek zu haben, auch bekamen die Teilnehmer je eine Broschüre. Unsere Projektarbeiten wurden in der Puschkin-Bibliothek des Gebiets präsentiert, Vertreter der Öffentlichkeit waren eingeladen.

Im Juni jedes Jahres machen unsere Schüler ihr Feldpraktikum. Dessen Ziel ist es, die Natur unseres Gebietes, die Tier– und Pflanzenwelt unserer Region, das Leben auf dem Lande kennenzulernen und mathematische Kenntnisse beim elementaren Feldmessen praktisch anzuwenden.

Unsere Schule ist das Mitglied der IAO (Internationale Assoziation der Waldorfschulen). Schon das dritte Jahr nehmen wir am WOW-Day teil. Im Laufe dieser Aktion veranstalten wir den Herbstmarkt, verkaufen selbstgebastelte Sachen, Gemüse aus den Gärten unserer Landhäuser, Gebäck und anderes. Mit dem Erlös davon haben wir einen bescheidenen Beitrag zur Waldorfbewegung in der Welt geleistet. Unsere Schule war dabei, und wir sind stolz darauf.

Unsere Schulfeste spielen ebenfalls ihre Rolle bei der Erziehung unserer Schüler. Wir feiern sowohl staatliche als auch deutsche Volksfeste. Unvergesslich bleibt uns das Sankt-Michaelsfest. An einem frühen Septembermorgen treffen sich alle Schüler im Schulhof und gehen gemeinsam zur Mündung der Ulba in den Irtysch. Jede Klasse bereitet für unser Monatsfest etwas vor: eine Klasse führt ein Bühnenstück auf, andere singen Lieder oder rezitieren im Chor. Danach lassen die Erstklässler und Elftklässler ihre Schiffchen mit Lichtern an Bord in den Fluss schwimmen.

Im November feiern wir das Laternenfest: die Grundschüler basteln schöne Laternen und machen am Abend einen Laternenzug, dabei singen sie Kinderlieder.

Im Dezember beginnt die Adventszeit: man macht ein Adventsgärtlein, die Kinder singen Adventslieder, hören Weihnachtsgeschichten. Am 6. Dezember kommt Sankt Nikolaus und bringt den Kindern Geschenke. Zur guten Tradition gehört unser Weihnachtskonzert, alle Schüler nehmen daran teil. Viele Gäste kommen gern zum Konzert und genießen die Kunst unserer Schüler.

Jedes Jahr organisiert man in der Schule einen Weihnachtsmarkt, viele Cafés und Attraktionen. Von dem Erlös kauft man wichtige Utensilien für die Schüler.

Unsere Schüler nehmen an zahlreichen Veranstaltungen der Stadt teil, sie sind gute Sportler und Künstler.

Im Laufe dieser 25 Jahre hat unsere Schule viel geleistet und erzielt. 2015 wurde unser Gymnasium mit der Schule Nr. 40 vereinigt. Wir hoffen, dass aus diesem Zusammenschluss ein neues kreatives Team entsteht.

Die Verfassung Kasachstans sieht wichtige Programme für die Entwicklung der Republik im Bereich der Bildung vor. Unsere Schule ist ein Beispiel für diese Politik.

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