Minusgrade, starker Schneefall, Lawinen: Der Winter hat Almaty derzeit fest im Griff. Dabei war es bisher für die Jahreszeit viel zu warm. Zeit sich ein bisschen mehr mit dem Wetter zu beschäftigen, meint unser Autor.     

Almaty hat eine höchst faszinierende Geographie und, damit zusammenhängend, auch ein ganz besonderes Klima. Auf der nördlichen Seite zieht sich das Stadtgebiet bis in die weiten Steppen Südkasachstans, im Süden steigen die Ausläufer des Tien-Schan-Gebirges steil nach oben, mit ganzjährig schneebedeckten Gletschergipfeln von einer Höhe bis zu fast 5000 Metern. Aber mit dem Wetter ist es so eine Krux. Der Klimawandel existiert und ist nicht mehr zu bestreiten. Wie das Wetter funktioniert, wie die Dinge zusammenhängen, ist für mich als Nicht-Meteorologe trotzdem ein Rätsel. Es wird Zeit, mal etwas genauer hinzuschauen.

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Als ich diese Woche aus dem Fenster schaute, sah ich einige Male überhaupt nichts: Nebel, starkes Schneetreiben. Räumfahrzeuge patrouillierten in Kolonne von früh bis in die späte Nacht durch die Straßen Almatys und räumten den Schneematsch zur Seite. Die Technik funktioniert, und man scheint für den Wintereinbruch gut gerüstet zu sein. Am Wochenende sank das Thermometer in der Nacht auf minus 20 Grad. Es soll zwar wieder wärmer werden, aber die Schneefälle werden wohl anhalten.

In Almaty gilt im Jahresdurchschnitt der Januar als der kälteste Monat, dicht gefolgt vom Februar. Der bisherige Winter war aber auch in Kasachstan in diesem Jahr viel zu warm. Zwar hat sich Astana auf minus 20 Grad eingependelt, und auch in Öskemen im Altai, wohl der kältesten Ecke des Landes, sind minus 25 Grad und noch sehr viel weniger momentan nichts Ungewöhnliches. Almaty wartet allerdings noch auf den richtigen Winter. Vielleicht kommt der jetzt? Allein am 12. Februar gingen im Gebiet Medeu und Schymbulak ganze drei Schneelawinen ab. Kontrollierte Lawinensprengungen sind geplant, falls sich die Lage durch Starkwind und Neuschnee bedeutend verschlechtert.

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Je nach Information erstreckt sich Almaty auf einer Höhe von 500 bis 1000 Metern, manchmal auch bis 1700 Metern. Selbstverständlich ist das in dieser Größenordnung eine im Alltag völlig unbrauchbare, viel zu ungenaue Angabe. Es kann gleichzeitig an verschiedenen Enden der Stadt ganz unterschiedliches Wetter herrschen. Oben ist schweres Schneetreiben und unten ein sonniger Frühlingstag, oder eben andersherum. Die Frage nach dem Wetter ist also nicht immer eindeutig zu beantworten. Aber ich wollte eigentlich schon immer viel eher wissen, auf welcher Höhe ich mich in verschiedenen Teilen der Stadt eigentlich gerade befinde. Bei einigen Orten in Almaty ist die Höhe bekannt: Das Eisstadion Medeu liegt auf 1701 Metern, die Bergstation des Schymbulak-Skiliftes auf knapp 3200 Metern und die Spitze des Hausbergs von Almaty, des Kök-Töbe, befindet sich auf 1130 Metern.

Schwieriger ist die Frage nach der Höhe meines Schlafzimmers. Ich habe mir einen Luftdruckmesser zugelegt, mit dessen Werten sich, zumindest bei konstantem Wetter, die Höhe errechnen lässt. Ich lebe im oberen Teil der Stadt, wohne im 12. Stock eines Hochhauses. Mein Luftdruckmessgerät kommt auf einen Wert von circa 924 Hektopascal. Somit bette ich mich nach einer vereinfachten Berechnung auf einer Höhe von rund 775 Metern, inklusive der Höhe des Hauses. Ziemlich hoch gelegen für einen Flachlandtiroler wie mich.

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Wenn der Luftdruck schwankt, sind natürlich auch die Messwerte nicht mehr genau. Dann allerdings lassen sich Aussagen über kurzfristige Wetterschwankungen treffen. Steigt der Luftdruck in kurzer Zeit, wird das Wetter besser, sinkt er, kommt schlechtes Wetter. In einer alpinen Region wie Almaty, wo sich das Klima sehr schnell ändern kann, sind das natürlich spannende Informationen.

Ich werde Luftdruck, Höhe und Temperatur genau im Blick behalten. Als wetterfühliger Mensch werde ich nicht selten von Kopfweh geplagt. Ich bin gespannt, ob der Luftdruck wirklich Auswirkungen auf mein Wohlbefinden hat. Auch über die Luftqualität oder die Seismologie will ich mehr erfahren. Unsere Natur hat uns viele spannende Informationen mitzugeben, insbesondere in so einer aufregenden Region wie Almaty. Wir können viel von unserem ökologischen Umfeld lernen, wenn wir die Zeichen von Mutter Natur nur zu deuten wissen. Es gibt eine ganze Menge zu entdecken!

Philipp Dippl

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