Der Japaner Shigeo Katsu ist Vizepräsident der Weltbank und verantwortlich für den Bereich Osteuropa und Zentralasien. Während einer Pressekonferenz warnt Katsu vor einem Rückfall in die Armut für Millionen von Menschen in diesen Regionen.

35 Millionen Menschen in Osteuropa und Zentralasien werden durch die globale Krise zurück in die Armut gezwungen werden. Die Regierungen werden diesen Menschen mehr Schutz bieten müssen, so die Weltbank.

“Die Region ist eine der am stärksten von der Krise betroffenen, denn sie war tief in den Finanzmarkt involviert“, sagte Shigeo Katsu, Vize-Präsident der Weltbank und verantwortlich für Osteuropa und Zentralasien. „Länder, die über die letzten zehn Jahre hinweg fähig waren, 90 Millionen Menschen aus der Armut zu befreien, werden bis 2010 viele dieser Errungenschaften wieder einbüßen“, sagte er während der Pressekonferenz zum Frühjahrstreffen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Der IWF prophezeit den zentralasiatischen und osteuropäischen Volkswirtschaften für 2010 ein Schrumpfen von 3,7 Prozent, verglichen mit einem Wachstum von 2,9 Prozent im laufenden Jahr. Die Ukraine sei eines der am stärksten betroffenden Länder, und das Ausmaß ihrer Schulden sei explodiert, meint Katsu, nimmt allerdings auch eine Verbesserung wahr. „Sogar dort gibt es flüchtige Anzeichen für gute Nachrichten“, sagte er angesichts der Tatsache, dass sich die Investoren ein Herz gefasst hätten, nachdem der IWF am 17. April seine Bereitschaft zur weiteren Kreditvergabe an das osteuropäische Land erklärt hatte.
Die Türkei, eine der stärksten Ökonomien der Region, sei ebenfalls vom globalen Niedergang betroffen, insbesondere dem Nachfragerückgang beim Export. Katsu meint allerdings, die Reformen, die das Land nach einer Wirtschaftskrise im Jahr 2001 durchlaufen hätte, würden es jetzt in relativ guter Form zeigen. „Alles in allem sind sie diesmal in einer wesentlich besseren Situation. Mein Eindruck ist, dass die Türkei durchkommen wird“, sagte er.

Ausbau der sozialen Netze gefordert

Umfangreiche Schuldenaufnahme der osteuropäischen und postsowjetischen Länder hätten diese abängig von Wohlwollen und Finanzkraft der Gläubiger gemacht. Der IWF hatte in seinem letzten Weltwirtschaftsausblick davor gewarnt, dass unbändige grenzüberschreitende Fremdkapitalaufnahme die größte Bedrohung für die Region sei. „Doch – vorausgesetzt, wichtige Banken bleiben in der Lage, die Kreditierung weiter zu gewährleisten – bleiben diese Risiken beherrschbar“, meint Katsu.

Keines der osteuropäischen Länder verfügt über genügend Spielraum, den Nachfrageeinbruch mit finanzpolitischen Maßnahmen aufzufangen, wie etwa ihre westlichen Nachbarn. „Die beste Option für Osteuropa und Zentralasien ist, Handel mit den Ländern zu betreiben, die ihre Ökonomien mit Finanzspritzen stützen“, meinte Indermit Gill, Weltbank-Chefökonom für die Region. „Es ist nicht die Zeit für Protektionismus“, sagte er auf der Pressekonferenz.
Stattdessen drängt die Weltbank die betroffenen Länder zum Ausbau ihrer sozialen Netze, insbesondere zur Rettung von Arbeitsplätzen und dem Schutz der Armen bei gleichzeitiger Stabilisierung des Finanzsektors. Vorschriften will die internationale Geldinstitution den Regierungen nicht machen. Man habe die Lektionen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. „Was zählt, ist, dass die Regierungen Herren über ihre Reformen sind. Man kann so etwas nicht von außen in Bewegung bringen“, meint Shigeo Katsu. (china daily / Ferghana.ru / DAZ)

01/05/09

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