Auch im Sommer schläft die Kunstszene von Almaty nicht. Die Galerie Tengri-Umai präsentierte Anfang August zusammen mit der Österreichischen Botschaft in Kasachstan das Fotoprojekt „Europe – work in progress“. Auf über 500 schwarz-weißen Schnappschüssen werfen Barbara Zeidler und Abbé Libansky einen vielfältigen Blick auf die „Baustelle Europa“, auf den Prozess des Zusammenwachsens 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.

/Bild: Christine Karmann. ‚Das Fotoprojekt „Europe – work in progress“ – eine frische Perspektive auf den europäischen Integrationsprozess.’/

Beim Rundgang durch die Ausstellung „Europe – work in progress“ hat Michael Müller, Handelsattaché der Österreichischen Botschaft in Kasachstan, bereits den Flughafen London-Stansted auf einem Foto in der Galerie Tengri-Umai entdeckt. Das war schon schwierig zu erkennen. Julia Timoschenko-Matrjoschkas oder Lech Walesa auf dem Titelbild der Zeitung „Fakt“ lassen sich da leichter einem Land zuordnen. Die Serie „Europe – work in progress“ umfasst über 500 schwarz-weiße Einzelbilder, die Europa und vor allem Alltagssituationen seiner Bewohner zeigen.

Die Fotos wurden in den Jahren 1989 bis 2009 in fast ganz Europa aufgenommen: von England, Spanien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich über die Türkei und Griechenland, den Balkan nach Tschechien, Ungarn, Polen, in die Slowakei und Ukraine. „20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zeigt die Ausstellung eine frische Perspektive auf den europäischen Integrationsprozess“, sagt Michael Müller. „Österreich liegt heute im Herzen eines Europas ohne Grenzen und hat von der Ostöffnung neue Impulse bekommen. Vor allem die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den neuen Nachbarn hat Österreich von Anfang an sehr aktiv gefördert.“

Dass der Kapitalismus in Osteuropa angekommen ist, zeigen neben elegant eingedeckten Restauranttischen und Fassaden von Luxusimmobilien auch die Graffitis der Straßenkünstler: Ein Lehrer erklärt seinen Schülern das Dollarzeichen. Friss, juice cafe, heißt es auf einem anderen Bild. Barbara Zeidler, Fotografin und Projektmanagerin in Wien, möchte mit den Bildern zeigen, dass Veränderungen nicht nur als Verlust und Bedrohung, sondern auch als Bereicherung angesehen werden können. Für die Gründerin des Instituts für kulturresistente Güter ist „Europe in the making“ ein kreativer Ort mit Möglichkeiten für jeden Menschen.

Von Christine Karmann

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