In der Ausstellung „Alma-Ata mit Liebe“ stellen derzeit 60 Künstler in der „Tengri-Umai“-Galerie ihre Werke mit einer ganz persönlichen Sicht auf Almaty aus. Zum letzten Mal wird im alten Lermontow-Theater ausgestellt, denn danach wird es restauriert. Was mit der Galerie passiert, ist bisher unklar.

Alma-Ata, der Vater des Apfels. So hieß Almaty noch bis vor gut zehn Jahren. Die Spur des Apfels ist nicht nur im neuen Stadtnamen, Almaty, zu finden, sondern auch eines der vielen Motive bei der Ausstellung „Alma-Ata mit Liebe“. Im Foyer des Lermontow-Theaters in der Abai-Strasse inmitten der Almatyer Innenstadt erklingt leichte Klaviermusik. Sie begleitet die Besucher beim Rundgang durch die „Tengri-Umai“-Galerie. Dort wurde am 5. Mai die vorerst letzte Ausstellung mit 60 Malereien eröffnet. Nur noch bis Mitte Mai können Interessierte die erst in den vergangenen Wochen entstandenen Werke anschauen, denn danach beginnt die Sanierung des maroden Sowjetbaus.

Der Weg durch die Galerie ist wie ein Frühlingsspaziergang durch Almaty. Die Christi-Auferstehungskathedrale erstrahlt in leuchtenden Farben, gleich neben dem Blick auf den Hausberg Kök-Töbe. Bedeutende Bauten und Orte, wie der Platz der Republik mit der monumentalen Stadtverwaltung finden sich genauso unter den Motiven, wie Winkel, denen sonst nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Kleine, unbedeutend erscheinende Straßen, Hinterhöfe oder auch ein gewöhnlicher Garten sind oft sehr liebevoll dargestellt. In Öl oder Acryl malten die Künstler auch das Eisstadion von Medeu, die überragende Pyramide des Pik Talgar oder den großen Almatiner See. Nur ein Motiv durchzieht die gesamte Ausstellung – die Almatyer Umgebung mit ihrer atemberaubenden Bergkulisse.

Freiluftmalerei nach Herzenslust

Wladimir Filatow ist der Direktor der „Tengri-Umai“-Galerie und erklärt das Besondere an dieser Ausstellung: „Es sind sehr persönliche Malereien. Wir Initiatoren haben nur das Thema „Alma-Ata mit Liebe“ vorgegeben und dass alle Bilder im Freien entstehen müssen. Die Vielzahl der verschiedenen Werke zeigt, wie facettenreich unsere Stadt ist. Die Künstler konnten die Motive selbst wählen, damit erzählt jedes Bild eine eigene Geschichte.“

Seit 2002 lädt die „Tengri-Umai“-Galerie Künstler aus Kasachstan, aber auch ganz Zentralasien ein, um gemeinsam im Freien zu malen. In diesem Jahr waren es ungefähr 20 Künstler, die teilnahmen. Die meisten kommen aus Almaty, doch auch aus Kirgisistan gab es zwei, die mitpinselten.

Swetlana Skopina ist Psychologiestudentin in Almaty und äußert sich begeistert über den persönlichen Blick auf ihre Heimatstadt: „Es ist schön, zu sehen, wie farbenfroh Almaty dargestellt wird. Ich lebe schon immer hier und liebe es deswegen natürlich. Aber ich bin froh, dass ich mit dieser Ansicht nicht allein bin.“ Bunt sind die Bilder alle, doch sie wirken sehr verschieden auf die Betrachter. So sagt die 20-Jährige: „Ich bin begeistert davon, wie unterschiedlich gleiche Motive dargestellt worden sind. Zum Beispiel habe ich zwei Mal das Apfel-Denkmal, das auf dem Kök Töbe steht, gesehen. Und obwohl die Kunstwerke praktisch identisch sind, faszinierend sind sie beide durch die persönliche Note des Künstlers.“

Warten auf ein Wunder

Die „Tengri-Umai“-Galerie wurde 1992 eröffnet und gehört zu den ersten privaten in Kasachstan. „Wir wollen Künstler, die fernab des Mainstreams wirken, finanziell unterstützen, um den spirituell-kulturellen Bereich der modernen Kunst zu fördern“, sagt Wladimir Filatow, der Direktor der Galerie. Seit 14 Jahren wechselten fast monatlich die Ausstellungsgegenstände, dabei waren der Kreativität bisher keine Grenzen gesetzt, wie Filatow beschreibt: „Uns ist es nur wichtig, ein modernes Kasachstan zu präsentieren. Wir verstehen uns als zeitgemäße Initiative, und genauso wie die ganze Welt in stetem Wandel ist, sind auch wir es. Das wird durch die vielfältigen Themen, die hier präsentiert werden, sehr deutlich.“  Neben Ausstellungen von Bildern, Grafiken und Skulpturen ist der Eingangsbereich des Lermontow-Theaters auch Bühne für Schauspieler, Schriftsteller und Musiker. Manchmal werden auch Stücke für gemeinnützige Zwecke aufgeführt, oder es gibt verschiedene Programme von Kindern für Kinder. Der Name „Tengri-Umai“ ist nicht nur zufällig an die Vorstellungswelt der heidnischen Turkvölker angelehnt – denn so, wie es der Name ausdrückt, sind auch die Völker unter dem Zeichen der Kunst miteinander vereint. Doch obwohl sich die Galerie offen und vielseitig präsentiert, steht es derzeit schlecht um ihre Zukunft. Der Direktor der Galerie, Wladimir Filatow, zeigt sich besorgt: „Im Moment wissen wir nicht, was aus uns wird. In maximal zehn Tagen muss hier alles raus sein. Eine Alternative haben wir bisher noch nicht gefunden, es ist schwer in Almaty einen Ort zu finden, in dem zum einen genügend Raum für unsere Bilder ist und der zum anderen auch finanzierbar ist.“ Schnell fügt er bewegt hinzu: „Wir warten also auf ein kleines Wunder.“

Von Natascha Heinrich

12/05/06

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