Vepa Atahanov hat beim DAZ-Wettbewerb „Nachhaltiges Zentralasien“ den dritten Platz in der Kategorie „Text Schüler“ belegt. In seinem Beitrag taucht er ein in die biologische Vielfalt Turkmenistans und gibt einen Überblick darüber, was sein Land für deren Schutz tut.

Turkmenistan ist ein Land mit einer alten Geschichte. Einige der ältesten Zivilisationen gediehen auf seinem Territorium, Karawanen durchquerten es auf ihrem Weg über die Große Seidenstraße, und es wurden blutige Kriege um seinen Besitz geführt. Das zentralasiatische Land ist zudem reich an landschaftlicher Vielfalt und einzigartigen Naturräumen.

Den westlichen Teil des Landes umspült das Kaspische Meer. Die Karakum-Wüste, auf Deutsch „Schwarzer Sand“, bedeckt 70 Prozent seines Territoriums. Der größte der Flüsse ist der Amudarya, der von den Gletschern des Pamirgebirges gespeist wird, während im Süden des Landes die Flüsse Tejen, Murghap und Etrek fließen.

Die landschaftliche Vielfalt bringt auch eine große Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten mit sich. Der turkmenische Staat ist in seiner Politik bestrebt, diese zu bewahren. Schließlich bilden die biologischen Arten ein sensibles Ökosystem, regulieren sich gegenseitig in ihrer Anzahl, und erfüllen weitere wichtige Funktionen. Hyänen etwa ernähren sich von Aas und reinigen so ihr Revier von Kadavern, Insekten beteiligen sich an der Bestäubung der Pflanzen, und Würmer und Termiten lockern den Boden auf.

Das Aussterben einiger Arten stellt auch einen Verlust für die Wissenschaft dar, die sich mit der Erforschung von Tieren und Pflanzen beschäftigt. Darüber hinaus bedeutet das Aussterben bestimmter Arten, dass der Menschheit in letzter Konsequenz weniger Auswahl bei den Nahrungsressourcen zur Verfügung stehen. Es mag den Anschein haben, dass die Handlungen einer einzigen Person wenig Einfluss auf ein so massives Problem haben. Tatsächlich aber kann man auf vielerlei Weise gefährdete Tiere und Pflanzen davor bewahren, zu Relikten zu werden.

Naturreservate und Rote Liste in Turkmenistan

Die Geschichte des Naturschutzes in Turkmenistan zählt mehr als 90 Jahre, seit 1927 auf der Grundlage der Sand- und Wüstenstation Repetek das erste Repetek-Reservat geschaffen wurde. 1979 wurde es im Rahmen des Programms „Mensch und Biosphäre“ in die Liste der Welt-Biosphärenreservate der UNESCO aufgenommen. In Turkmenistan gibt es heute neun Reservate und mehr als 15 Naturdenkmäler. Sie dienen als historische Heimat vieler seltener Tier- und Pflanzenarten, die für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts und der nachhaltigen Entwicklung von außergewöhnlichem Wert sind.

Die Rote Liste Turkmenistans wurde 1985 mit dem Ziel des Artenschutzes erstellt. Im Jahr 2011 umfasste die dritte Ausgabe der Roten Liste 3 Pilzarten, 112 Pflanzenarten, 45 Arten wirbelloser Tiere und 104 Wirbeltierarten. Die Aufnahme der Arten erfolgte auf Basis von Daten über ihren Zustand, ihre Anzahl, ihr Verbreitungsgebiet, sowie von allen anderen Informationen, die auf die Notwendigkeit besonderer Maßnahmen zu ihrer Erhaltung, ihrem Schutz und ihrer Wiederherstellung hindeuteten. Jede Aktivität, durch die ihre Zahl verringert wird, ist gesetzlich verboten. Sogar der Steinadler, ein Symbol der zentralasiatischen Länder, wurde als „seltener Vogel mit schwindenden Zahlen“ in die Rote Liste aufgenommen.

Der Einfluss von Mensch und Natur auf die Artenvielfalt

Die Gründe für den Verlust der biologischen Vielfalt sind komplex und landesspezifischer, regionaler wie globaler Natur. Urheber können sowohl der Mensch als auch die Natur selbst sein, wie der Verlust von Lebensräumen bestimmter Arten, der Einfluss invasiver Arten, die Übernutzung natürlicher Ressourcen, der Klimawandel und das Problem der Umweltverschmutzung zeigen.

Dort, wo anthropogene Einflüsse fehlen, konnten sich jedoch zum Beispiel zahlreiche Vogelarten ungestört ausbreiten. Dazu zählen Schwäne, Flamingos, Sumpfmonde, Enten, Möwen und Reiher. Auch Weiß- und Schwarzkopfstelzen sowie der Terek-Strandläufer nisten hier. Zudem gelangten weitere neue Arten klimabedingt oder durch Veränderungen der Verbreitungsgrenzen auf turkmenisches Territorium.

Abkommen und Gesetze zum Erhalt der biologischen Vielfalt

Um die biologische Vielfalt zu fördern, hat der turkmenische Staat schon vor Jahren gesetzliche Grundlagen geschaffen und Abkommen mit Partnern geschlossen. So wurden etwa in den Jahren 2012 und 2013 zwei wichtige Präsidialdekrete verabschiedet: zum einen die „Nationale Strategie Turkmenistans zum Klimawandel“, welche die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegen jenen Klimawandel erhöhen soll; zum anderen das „Nationale Waldprogramm Turkmenistans“ zur Erhaltung und Ausweitung der natürlichen Wälder sowie zur Schaffung künstlicher Waldplantagen.

Am 29. September fand das Vierte Gipfeltreffen der Staatschefs der kaspischen Staaten in Astrachan statt. Dort unterzeichneten die Teilnehmer das Abkommen über die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung der kaspischen Bioressourcen. Dies sollte insbesondere dem Schutz und der Erhaltung der Störfische dienen.

Es ist darüber hinaus gesetzlich verankert, dass die natürlichen Ressourcen des Landes ein nationales Gut sind. Ihr Schutz und ihre rationelle Nutzung ist ein Grundprinzip der staatlichen Politik. Um das nationale und internationale natürliche Gleichgewicht zu erhalten, beteiligt sich Turkmenistan an den UN-Umweltprogrammen, dem Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen (UNFCCC), dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt, dem Basler Übereinkommen, dem Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung und anderen.

Stabilisierung auf niedrigem Niveau

Inzwischen hat sich die Zahl einiger bedrohter Arten stabilisiert – etwa die der Bucharahirsche, die am Rande des Aussterbens standen. Bestimmte Schlangenarten profitieren davon, dass ihre Ausfuhr aus dem Land verboten, Herpetarien geschlossen und Schutzmaßnahmen verstärkt wurden. So stieg etwa die Zahl der zentralasiatischen Kobras und Levanteottern. Auch die Population des Wüstenwarans stieg an, weshalb dieser gemeinsam mit der Kobra 2011 von der Roten Liste Turkmenistans verschwand. Die Zahl der Leoparden, Turkmenischen Kulane, und einiger Aasfresser wie dem Gänsegeier bleibt stabil, wenngleich auf niedrigem Niveau.

Für einige Vertreter der Flora und Fauna Turkmenistans kommen die großen Anstrengungen der letzten Jahre und Jahrzehnte jedoch zu spät. Sie waren bereits verschwunden, bevor sich der Mensch über nachhaltiges Wirtschaften und die verantwortungsvolle Nutzung der biologischen Ressourcen Gedanken machte. In den 1970er Jahren traf dieses Schicksal den Turan-Tiger – nicht nur in Turkmenistan, sondern weltweit. Der asiatische Gepard und der Schuppengrünspecht sind dagegen Beispiele für Tiere, die in Turkmenistan verschwanden.

Das zeigt, wie wichtig es ist, dass der Naturschutz in Turkmenistan eine der vorrangigsten Aufgaben ist. Wie Mahatma Gandhi einst sagte: „Die Größe einer Nation und ihr moralischer Fortschritt können daran gemessen werden, wie sie mit Tieren umgeht“.

Vepa Atahanov

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Projekts entstanden, das vom Institut für Auslandsbeziehungen e.V. aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.
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