Kirgisistan ist ein Land in dem Kleinbauern überwiegend Pferde, Rinder und kleine Wiederkäuer das ganze Jahr über auf Weidenflächen halten. Dementsprechend sind viele Wiesen überweidet. Eine Alternative wäre, die Tiere in den Bergwiesen weiden zu lassen. Es existiert kaum Wissen unter den Bauern, inwieweit modernes Weidemanagement möglich ist. Um dies zu ändern, gibt es das Projekt UPAGES-KYR an der Agraruniversität „K.J. Skrjabin“, das im Jahr 2012 startete.

Das von der Volkswagenstiftung geförderte Studienprojekt, soll das Know-how über nachhaltige Landwirtschaft unter den Schlüsselpersonen heben. Ziel des Projekts ist, während einer zweijährigen Förderung landwirtschaftliche Forschungs– und Lehrprojekte zu realisieren, um die zukünftigen Entscheidungsträger auf eine Transformation der kirgisischen Landwirtschaft vorzubereiten. Dabei spielt die Ausbildung von Agrarstudenten eine besondere Rolle.

Ausgewählte Studentengruppen erhalten in Seminaren inhaltliches und methodisches Wissen zum Thema nachhaltiger Landbewirtschaftung. Die Fächer werden von deutschen Dozenten der Humboldt-Universität zu Berlin abgehalten, die als Gastdozenten an die Kirgisische Nationale Agraruniversitӓt „K.J. Skrjabina“ nach Bischkek reisen. In den Seminaren werden ergänzende Arbeitsaufgaben für die Studenten zum Bearbeiten vergeben. Kürzlich war Prof. Dr. agr. Ruprecht Herbst von der HU zu Gast. Im Rahmen des Projektes UPAGES-KYR unterrichtete er die Studenten zum Thema Geographische Informationssysteme (GIS) und globale Satellitennavigationssysteme (GNSS) in der Landwirtschaft und teilte der DAZ seine Eindrücke mit. Diese moderne Technik ist nötig, um den Ertrag zu erhöhen. Anhand der Geräte lassen sich zum Beispiel Boden– und Wetterdaten ermitteln, die dabei helfen können, den Ertrag der Ernte zu steigern.

Herr Herbst, wie finden Sie dieses Lehrprojekt an der kirgisischen Universität?

Das Projekt ist inhaltlich ordentlich strukturiert, die Studenten sind sehr gut ausgewählt und fachlich gut ausgebildet. Auch sind ihre Deutschkenntnisse auf einem hohen Niveau. Die Studenten wurden gut vorbereitet. In der Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe, herrschte eine intensive Arbeitsatmosphäre.

Welche Perspektiven ergeben sich aus Ihrem Kurs für die Studenten?

Ich habe in meinem Kurs Grundlagen für den Einsatz von neuen Technologien wie GNSS und GIS im Kontext mit Präzisionslandwirtschaft, auch teilschlagbezogene Landwirtschaft genannt, aufgezeigt. Dabei handelt es sich um das Betreiben einer zielgerichteten Landwirtschaft auf der Basis von Daten zur Ertragsfähigkeit von verschiedenen Böden.
Es wird in Zukunft die Aufgabe der Studenten sein, ihr Wissen in der kirgisischen Landwirtschaft anzuwenden und die neuen Technologien zu etablieren.

Was hat Sie dazu motiviert, an diesem Projekt mitzumachen?

Ich möchte den Studenten GIS– und GNSS– Technologien vorstellen und diese im Kontext mit der kirgisischen Landwirtschaft diskutieren. Das heißt ich möchte über zukünftige Einsatzmöglichkeiten und Potentiale dieser Technik sprechen. Heutzutage gibt es kostengünstige Lösungen für den Einsatz von GIS-und GNSS-Techniken, die auch in der kirgisischen Landwirtschaft großen Nutzen bringen können, unter anderem Ertragskartierungssysteme, Parallelfahrsysteme oder auch digitales Datenmanagement.

Was glauben Sie, wie wird das in Kirgisistan funktionieren?

Es ist sicherlich auch immer eine Frage der Ausbildung bzw. des Wissensstands des Landwirtes über die bestehenden Möglichkeiten. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich mit neuen Dingen auseinander zu setzen. Sicherlich ist auch Mut notwendig, in neue, unbekannte Technik zu investieren.

Wie gefällt es Ihnen, mit den kirgisischen Studenten zu arbeiten, bemerken Sie Unterschiede?

Prinzipiell gibt es kaum Unterschiede in der Arbeit mit meinen Studenten in Kirgisistan und Deutschland. Ich habe allerdings auch nur wenige der vielen Studenten hier kennen gelernt und habe den Eindruck, dass sie sehr motiviert und wissbegierig sind. Mir hat dieser Kurs sehr gut gefallen und ich komme gern wieder nach Bischkek.

Wo sehen Sie Probleme bei der Umsetzung solcher Projekte wie UPAGES?

Es hapert hier oft an der Laborausstattung und an Englischkenntnissen, um an internationalen Forschungskonsortien teilnehmen zu können. Denn die Wissenschaftssprache in der internationalen Literatur ist inzwischen hauptsächlich Englisch.

Sie sind jetzt zum zweiten Mal in Kirgisistan, wie hat es Ihnen hier gefallen?

Leider bin ich bei meinem jetzigen Aufenthalt gar nicht aus Bischkek heraus gekommen. Ich finde die Leute hier sehr aufgeschlossen und freundlich und werde sicherlich nochmals mit meiner Familie wiederkommen.

Mit Prof. Dr. agr. Ruprecht Herbst sprach Samara Turganowa

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