Angesichts leerer Kassen ist das Fortbestehen des Deutschen Theaters von Almaty nicht mehr gesichert. Was fehlt, ist ein schlüssiges Zukunftskonzept, das potenzielle Förderer überzeugt. Zwei ehemalige Schauspieler des Theaters mit langjähriger Bühnenerfahrung in Deutschland sollen nun die entscheidenden Impulse bringen.

Angesichts leerer Kassen ist das Fortbestehen des Deutschen Theaters von Almaty nicht mehr gesichert. Was fehlt, ist ein schlüssiges Zukunftskonzept, das potenzielle Förderer überzeugt. Zwei ehemalige Schauspieler des Theaters mit langjähriger Bühnenerfahrung in Deutschland sollen nun die entscheidenden Impulse bringen.

Von dem Deutschen Theater zu reden, scheint vor allem zu heißen, über die Vergangenheit zu reden. Darüber, wie erfolgreich diese 1980 in Termitau als russlanddeutsches Theater gegründete Einrichtung einmal war. Wie bekannt es wurde, als die eingeschworene Schauspielerriege dann gut zehn Jahre später sich mit dem Stück „Glücksfelder“ auf den Weg durch halb Europa machte und sich mit intensivem, expressionistischem Spiel in die Herzen der Zuschauer spielte.

Auch in Sätzen wie „Uns liegt viel an dem Theater. Viele arbeiten hier heute getrennt, es gibt keinen richtigen Zusammenhalt mehr“ scheint noch ein Anflug von Nostalgie, eine Wendung ins Gestern zu liegen. Obwohl der sie spricht, alles andere als ein Nostalgiker ist. Im Gegenteil: Konstantin Droujinin, der von 1992 bis 1996 an der Schugenew-Akademie in Almaty studierte, zeitgleich im Deutschen Theater (DTA) mitwirkte und danach mit seiner Familie nach Russland und schließlich nach Deutschland auswanderte, ist zurückgekehrt, um dem Deutschen Theater einen entscheidenden Schliff in Richtung Modernisierung zu geben.

Gebeten wurde er darum von dem jetzigen Leiter des DTA, Bulat Atabajew, der die deutschen Traditionen mit dem Abwandern der letzten deutschsprachigen Schauspieler aussterben sieht. Zusammen mit seiner Kollegin Katharina Triebelgorn-Schmeer soll Droujinin das Theater nun retten und einen Ort aus ihm machen, wie Droujinin sagt, an dem mehr Deutsch gesprochen wird und es wieder „Lichtes und Helles gibt. Etwas, das die Zukunft erleuchtet.“

Nicht, dass das Deutsche Theater in den letzten beiden Jahren ein gruseliger, finsterer Ort gewesen wäre. Und nicht, dass es keine Versuche gegeben hätte, aus dem Deutschen Theater einen kritischen, lebendigen Ort des öffentlichen Diskurses, eine Art zeitgenössisches Migrationstheater zu machen. Erst ein paar Monate ist es her, als der Engländer Geoffrey Church mit einer mutigen Shakespeare-Inszenierung zeigte, wie man auch ohne einseitige Ausrichtung auf das Deutsche, für das nun einmal nur noch ein sehr zahlenschwaches Publikum in Almaty zugegen ist, internationales Theater auf hohem Niveau machen kann. Es war ein Stück, in dem gleich mehrere Sprachen gesprochen wurden, während eine Saison später „Deutsch als Fremd“ die Gedankenwelten von Migrantinnen in Deutschland auf nachdenkliche wie lustige Art inszenierte.

Doch es scheint, als würde man mit einer solchen Ausrichtung bei Förderern auf wenig Gegenliebe stoßen. Zumal, wie Atabajew betont, die Regierung Kasachstans das Theater nur als reines Minderheitentheater unterstützen will. Droujinin wünscht sich nun angesichts einer prekären finanziellen Lage und allgemeiner Ideenlosigkeit eine Neuorientierung. „Wir brauchen eine neue Zielgruppe, müssen uns aus der vertrackten Lage befreien“, sagt er.

Zum Beispiel müsse die Zusammenarbeit mit Studenten intensiviert werden. „Wir brauchen junge, neue Impulse für das Theater“. Mit seiner Ausbildung will er dabei selbst als Akteur einspringen, aber auch an der Akademie Phonetik und Bewegungslehre unterrichten. Anfangen möchte er mit einer Loriot-Komödie, davon verspricht sich Droujinin eine „inhaltliche Aufrischung“. Unklar ist noch, wie sein für mehrere Jahre geplanter Aufenthalt finanziert werden soll. Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) als möglicher Förderer ist angedacht, ein Konzeptpapier wird derzeit noch in der Deutschen Botschaft geprüft. „Wenn wir unterstützt werden“, darin ist sich Droujinin sicher, „wird es auch vorangehen.“ Vielleicht bedeutet dann, über das Deutsche Theater zu reden, mehr über die Zukunft und weniger über die Vergangenheit zu reden.

19/08/05

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