Gian Paolo Minelli ist 1968 in Genf, Schweiz, geboren und in Chiasso aufgewachsen. Er studierte Kunst in Mailand. Bereits zu Beginn seiner Künstlerkarriere begeisterte er sich für Architektur– und Industriefotografie. Mittlerweile wurden seine Arbeiten in zahlreichen Einzel– und Gruppenausstellungen in über 75 Städten der Welt ausgestellt. Daneben bekam er eine Reihe von Auszeichnungen, absolvierte Künstleraufenthalte und publizierte mehrere Bücher. Seit 1999 lebt und arbeitet er vorrangig in Buenos Aires, Argentinien.

Wie ist Ihre Motivation, in diesen schwierigen Gegenden mit solchen Schicksalen zu arbeiten, ist es etwas Persönliches?

Es ist etwas Persönliches. Ich bin bereits in einer Doppelrealität zwischen einem idyllischen Dorf in der Schweiz und Neapel, wo meine Mutter herkommt. Und auch durch mein Studium der zeitgenössischen Fotografie bei Gabriele Basilico in Mailand. Dieser bekannte Architekturfotograf und Mentor beschäftigte sich vorrangig mit der Peripherie, einem Ort, an dem alles in Bewegung ist und viel geschieht.

Die Fotoserie im Auftrag der Kazzinc. Ltd in Ust-Kamenogorsk, 2014. | Bild: Julia Boxler

Dann kann ich mir vorstellen, dass der urbane Raum in Kasachstan ihnen auch zusagt?

Ja, ich würde noch gern mehr umherkommen. Als ich in Ust-Kamenogorsk war, habe ich auch viel Zeit in der Stadt verbracht. Dabei bewegte ich mich sehr intuitiv durch die Stadt, da ich weder deren Realität, noch jemanden persönlich kannte. Diese Stadt verfügt zudem über ein ungewöhnliches natürliches Licht, das kaum Schatten wirft. Diese Region hat mich auch an Patagonien erinnert, eine Region im Süden Argentiniens. Aber auch in Astana hielt ich mich auf – diese Stadt finde ich sehr interessant in ihrer Neuerschaffung. Und Almaty überrascht mit seinem Grün und seiner freundschaftlichen, warmen Atmosphäre.

Wie kam es zu dem Projekt in Ust-Kamenogorsk?

Es war wirklich ein herausragender und überraschender Auftrag. Kazzinc hat mir vollkommene Freiheit in meiner Arbeit gegeben und nicht darauf bestanden, dass ich z.B. einzelne Produktionsschritte dokumentiere.

Der schweizerische Botschafter Mauro Reina, der meine Arbeit sehr gut kennt, hat uns zusammengebracht. Ich habe aber auch die Hockeyspieler der Mannschaft „Kazzinc Torpedo“ porträtiert. Dabei entstanden ca. 250 Porträts.

Die Illegalität der Peripherien, das Ghetto zwischen Elementen der Kriminalität, aber auch Subkultur – haben Sie selbst persönliche Erfahrungen in dieser Sphäre, haben Sie vielleicht selbst einst Wände bemalt?

Nein, das nicht, aber ich habe Breakdance getanzt. Die Hip-Hop-Kultur der 70er Jahre erwischte natürlich auch mich. Ich lebte zwar in einer kleinen Stadt, aber an der Grenze. Und an dieser Grenze habe ich viele Situationen miterlebt. Es gab viele Situationen grenzpolitischer Fragen während des Jugoslawien-Kriegs, der Integrationsarbeit und Auseinandersetzung mit Lebensschicksalen.

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