Druckgrafiken asiatischer und europäischer Künstler zeigt die Tengri-Umai-Galerie seit Anfang November. Im Beisein von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll ist die Ausstellung „East – West Graphic Print” eröffnet worden.

In der Almatyer Tengri-Umai-Galerie drängten sich die Besucher der neueröffneten Ausstellung „East – West Graphic Print” vergangene Woche vor den Exponaten, die sowohl von zentralasiatischen als auch österreichischen Künstlern stammen. So unterschiedlich die Herkunft der Künstler, so verschieden sind auch ihre Arbeiten. Jedes Bild ist anders, manche sind kräftig ausgeführt, andere wieder sehr zart. Die Motivauswahl reicht von einem Blumenstrauß bis zu abstrakten Zeichnungen. Die Besucher wandern von einem zum andern und können so einen Eindruck von der Verschiedenartigkeit der Zugangsweisen gewinnen.
Entstanden sind diese Arbeiten während der vier Symposien, die abwechselnd in der „Kulturwerkstatt Uferstöckl” im niederösterreichischen Wallsee und in verschiedenen zentralasiatischen Ländern gehalten wurden. Während dieser Workshops arbeiten Künstler aus Österreich und Zentralasien gemeinsam in einem Atelier, und können so voneinander lernen. Das erste dieser Symposien wurde im Frühling 2004 am Wallsee veranstaltet, seitdem intensiviert sich die Zusammenarbeit der Druckgrafiker immer weiter. „Wir wollen eine interkulturelle Plattform schaffen und zur Vernetzung europäischer und zentralasiatischer Künstler beitragen”, erklärt Rudi Hörschläger sein Engament. In der von ihm und seiner Frau Eva betriebenen Kulturwerkstatt finden jährlich die Symposien auf österreichischem Boden statt, das Paar ist zusätzlich für die Organisation zuständig und begleitet auch die zentralasiatischen Pendants, dieses Jahr in Kirgisien. In der Tengri-Umai-Galerie wurden nun alle Arbeiten der vergangenen Symposien in einer einzigen Ausstellung präsentiert. Wladimir Filatow, der Leiter der Galerie, stellte 2004 auf Bitte der österreichischen Botschafterin für Zentralasien, Heidemaria Gürer, die ersten Kontakte mit kasachischen Künstlern her. Für 2007 ist eine weitere gemeinsame Ausstellung geplant.

Gegenseitiges „Über-die-Schulter-schauen”

Die sprachlichen Barrieren seien kein Problem, meinen die Hörschlägers. Auch in den verschiedenen Mentalitäten stecke kein Konfliktpotenzial. „Ich habe zentralasiatische Künstler im Vergleich zu europäischen als reger, lebendiger und weltoffener kennengelernt”, sagt Eva Hörschläger. Der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll, der mit einer niederösterreichischen Wirtschaftsdelegation in Kasachstan war, meinte dazu im Zuge der Ausstellungseröffnung: „Ich bin beeindruckt vom Zusammenleben der Kulturen in Kasachstan, von der gelebten Toleranz.” „Wir sehen uns gegenseitig bei der Arbeit zu und lernen so andere Arbeitstechniken und vor allem auch andere Zugangsweisen”, erklärt Evas Mann Rudi die Arbeitsweise während der Symposien. Am Ende jedes Workshops wird eine Mappenedition erstellt, die die besten Arbeiten enthält und auch käuflich zu erwerben ist. Die Einnahmen dienen wiederrum der Unterstützung der zentralasiatischen Künstler. Jeder Künstler kann zweimal an einem Symposium in Österreich teilnehmen; so erhält der Austausch immer wieder neue Impulse. „Auch die Vernetzung der Künstler ist uns sehr wichtig, es soll ein starkes Kollektiv entstehen”, sagen die Hörschlägers. Die Zusammenarbeit zwischen Europa und Zentralasien beschränkt sich jedoch nicht nur auf interkulturellen und künstlerischen Austausch.

Aufbau von druckgrafischen Zentren

„Unser Ziel ist es, in jedem zentralasiatischen Land ein druckgrafisches Zentrum zu initiieren”, führt Eva Hörschlager weiter aus. „In Bischkek ist schon ein erster Erfolg zu sehen, wir konnten unseren Workshop im Juli bereits im neuen Zentrum in Bischkek abhalten”, meint sie zufrieden. In Tadschikistan sei ein ähnliches Projekt in Planung, die bestehende druckgrafische Schule soll weiter ausgebaut werden, sagt Hörschläger. „Möglich ist dies vor allem dadurch, dass wir keine explizit politische Kunst machen, das wäre auch gar nicht machbar bei den verschiedenen politischen Verhältnissen”, versucht Rudi Hörschläger zu erklären, warum sich zentralasiatische Regierungen wieder auf die alte Kunst der Druckgrafik einlassen. Das Zentrum in Bischkek sei zu 20 Prozent von der öffentlichen Hand subventioniert.
Nach der Renovierung der Werkstättenbereiche werde nun eine Künstlerdatenbank erstellt, sowie eine Website, auf der sich die beteiligten Künstler präsentieren können. „Wir wünschen uns, dass diese Projekte eine Eigendynamik entwickeln und wir irgendwann nicht mehr gebraucht werden”, drückt Rudi Hörschläger seine Hoffnungen für die Zukunft aus.

Die Ausstellung ist noch bis zum 16. November 2005 in der Tengri-Umai-Galerie (Abai-Prospekt 43, im Gebäude des Lermontow-Theaters) zu sehen.

11/11/05

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