Ein kurzer Rückblick auf Ereignisse des Jahres aus deutscher, kasachischer und kasachstandeutscher Perspektive. Neue Handelsabkommen und zahlreiche Jubiläen, aber auch Krisen und Katastrophen bestimmten die vergangenen zwölf Monate in Europa, aber auch Zentralasien.

Das Jahr 2015 sollte in der BRD im Zeichen des 25. Jubiläums der Wiedervereinigung Deutschlands stehen. Diesen Feierlichkeiten wurde auch eine große Aufmerksamkeit zuteil, selbst in Kasachstan, wo unter anderem in Almaty und Astana groß angelegte Themenwochen und Feierlichkeiten stattfanden. Länderübergreifend erinnerte man an politische und historische Umstände in Form von Veranstaltungen, Ausstellungen, medialen Rückblicken, vielen Reden oder Sonderausgaben. Man gedachte der Einzelschicksale von Menschen, zerrissenen Familien und blickte auch zurück auf die Strapazen und Schicksale von fliehenden Menschen vor und den Ausnahmezustand nach der Wiedervereinigung. Geschichte, die noch nicht lange zurückliegt. Diese ist dabei, aufgearbeitet zu werden – von einzelnen Betroffenen, Familien und der gesamten Gesellschaft. Dabei bleiben nach wie vor noch zahlreiche Fragen und Wunden offen.

Eine wohl wesentlich größere Aufmerksamkeit erfuhren Menschen, die aktuell Schutz in europäischen Ländern suchen und oft Grausamkeit und Flucht hinter sich haben – Opfer von (Staats-)Terror und Krieg. Erst kenternde Boote und Leichen an Sandstränden – die man in Europa sonst nur mit Urlaubsbildern verbindet – lenkten die Blicke auf die bereits seit Jahren ansteigende Anzahl der vor Gewalt fliehenden Menschen. So schlichen sich in den vergangenen Monaten nach und nach immer mehr Bilder von Ausnahmezuständen innerhalb und außerhalb Europas in die internationale Berichterstattung und drängten sich immer mehr Fragen um politische und wirtschaftliche Verantwortung von führenden Staatsmächten, darunter auch Deutschland, auf.

Diese Ereignisse stellten die Berichterstattung um die zuvor heiße Debatte zur griechischen Schuldenkrise und leider auch um den noch andauernden Krieg in der Ukraine etwas in den Schatten.

Was die Deutschen außerdem noch dieses Jahr beschäftigte neben Skandalen in Automobilbranche, Bahn– und Flugstreiks sind Katastrophen, wie der herbeigeführte Absturz der Germanwings-Maschine, der den Tod von 150 Menschen bedeutete, oder auch gleich mehrere Terroranschläge innerhalb eines Jahres im Nachbarland Frankreich.

Erweiterung von Handelszonen

Kasachstan schien von all dem in der gewohnten geographisch sicheren Ferne zu verbleiben. Hier herrschten andere Themen vor. Vor allem der Währungskurs sorgte für Sorgenfalten bei den Kasachstanern. Ein immer schwächer werdender Tenge, der von der Regierung ab Ende August gar ganz in den freien Fall losgelassen wurde und mit der Einführung der Zwanzigtausend-Tenge-Note im Dezember seinen bisherigen traurigen Krisen-Höhepunkt erreichte. Zuvor im April wurde spontan die Präsidentenwahl vorgezogen; normalerweise hätte sie 2017 stattgefunden.

Der offizielle Beitritt Kasachstans zur Welthandelsorganisation (WTO) nach 20 Verhandlungsjahren war ein bedeutender Schritt für die Positionierung und das Image Kasachstans in der Welt. Um weiter in das Investitionsklima zu investieren, erfolgte die Erweiterung der Visafreiheit für 15 Tage Aufenthalt auf nun 37 Staaten. Mit dem Beitritt Kirgisistans in die 2014 gegründete Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) fielen im August 2015 die Zollgrenzen zwischen den beiden Ländern. Nun, zum Ende des Jahres wurde das seit 2011 verhandelte und Anfang des Jahres abgezeichnete vertiefte Partnerschafts– und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Kasachstan endgültig ratifiziert. Mysteriös war das plötzliche Massensterben der vom Aussterben bedrohten Saiga-Antilopen in der kasachischen Steppe Mitte des Jahres, was bis heute die Wissenschaftler rätseln lässt. Und besonders nah ging vielen Kasachstanern der frühe Tod des allseits beliebten Popstars Batyrchan Schukenow.

Im Zeichen der Jubiläen

Auch ein weiterer Todesfall erschütterte die Kulturszene und insbesondere auch die kasachstandeutsche Gemeinde: Herold Berger verstarb im Februar.

Aus Sicht der deutschen Minderheit in Kasachstan war es trotz allem ein abwechslungsreiches Jahr mit mehrfachen Besuchen des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, seines aus Kasachstan stammenden russlanddeutschen Kollegen und Bundestagsabgeordneten Heinrich Zertik, wie auch weiteren zahlreichen internationalen Gästen. Besonders die Festlichkeiten rund um den Tag der Deutschen Einheit wurden dieses Jahr üppig gestaltet, darunter auch das Volksfest 2015 mit spannendem Tanz– und Gesangsprogramm in Almaty. Unterstützt wurde das Ganze von der kasachischen Volksversammlung, die dieses Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum unter dem Motto „Einheit, Einvernehmen und Freundschaft“ feierte. Im Mai wurde zudem eine Wanderausstellung zur Geschichte der Deutschen in Kasachstan in Almaty eröffnet, die sich seitdem durch ganz Kasachstan bewegt. Auch ein Deutsches Theaterfestival mit Theatergruppen aus verschiedenen Regionen wurde, neben vielen anderen Projekten, erfolgreich durchgeführt.

Die kasachisch-deutschen Beziehungen konnten auch dieses Jahr mit diplomatischem Austausch, vielen Branchen-Treffs und kulturellen Symbiosen weiterhin ausgebaut werden.
Ein Rückblick, der sicherlich nicht auf Vollständigkeit plädiert. Die DAZ-Redaktion ist gespannt auf das kommende Jahr und kommende Themen, und wünscht ihren Leserinnen und Lesern fröhliche Feiertage und einen angenehmen Jahreswechsel. Übrigens, das Jahr 2016 ist auch ein Jubiläumsjahr, es kommt der 75. Jahrestag der Vertreibung der Russlanddeutschen und ein bedeutendes Jubiläum für die DAZ. Freuen Sie sich neben einer Sonderausgabe zum 50. DAZ-Jubiläum im Jahresbeginn auf weitere Aktionen im Jahresverlauf!

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