Wenn die Menschen keine Ausstellungen besuchen können, muss die Ausstellung eben zu ihnen kommen. Zur Feier des Internationalen Tages der Museen öffnete gestern das Nationalmuseum Kasachstans seine Pforten für einen virtuellen Rundgang. Zu Gast war dort der deutsche Botschafter Thilo Klinner, der in einer Jurte unter anderem über Humboldt, Brehm und Abai sprach.

Am 18. Mai feiert die Welt den Internationalen Tag der Museen. Für viele Einrichtungen ist dies traditionell ein willkommener Anlass, mit besonderen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen und so neue Besucherkreise zu gewinnen. Am bekanntesten sind dabei wohl die „Langen Nächte der Museen“, bei denen sich Museen eines Ortes zusammentun, ihre Öffnungszeiten bis in die Nacht hinein verlängern und die Veranstaltungen gemeinsam vermarkten. Gemeinsame Eintrittskarten ermöglichen den Besuch mehrerer Häuser und die kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs. Den Ausgang nahm die Idee in Berlin, das zum ersten Mal 1997 eine Lange Nacht der Museen veranstaltete. Auf Initiative des Europarats gab es aber auch schon länderübergreifende Initiativen, an denen sich zahlreiche europäische Städte beteiligten.

Besuch beim „Goldenen Menschen“

Da momentan in vielen Ländern Orte mit großen Menschenansammlungen noch nicht zugänglich sind, sind von den Museen in diesem Jahr Flexibilität und Kreativität gefordert. Zum Museumstag boten viele von ihnen virtuelle Rundgänge durch ihre Räume an, um ihr Publikum wenigstens online zu adressieren. Auch die Gäste des Nationalmuseums Kasachstans konnten so am Montag eine Reihe von Exponaten bestaunen – darunter den „Goldenen Menschen“, einen Sakischen Krieger in goldener Uniform, als eines der Nationalsymbole Kasachstans.

Die Präsentation der archäologischen Funde wechselte mit Gesprächen, bei denen die Zuschauer unter anderem Wissenswertes über die Exponate zu erfahren bekamen. In einer Jurte, die ebenfalls zu den Ausstellungsgegenständen zählt, empfing das Museum auch Thilo Klinner als Gast. Der deutsche Botschafter in Kasachstan gratulierte den Mitarbeitern des Hauses und sprach mit einem seiner Vertreter über die deutsch-kasachische Zusammenarbeit im Kulturbereich.

Er erwähnte die 180.000 Kasachstandeutschen, welche die deutschen Traditionen in Kasachstan pflegten. Auch die Botschaft selbst entwickle regelmäßig eigene Kulturprogramme und setze diese gemeinsam mit den kasachischen Partnern um. Unter anderem hob Klinner die frühere Initiative „Abai-Goethe“ hervor. „Wir wissen, dass Abai Goethe sehr geschätzt hat“, so Botschafter Klinner. Deshalb gebe es auch in der Literatur eine „lebendige Tradition“.

Wachsendes Interesse an der kasachischen Sprache

Doch Klinner blickte in dem Gespräch nicht nur in die Vergangenheit, sondern gab auch einen Ausblick darauf, was die Botschaft künftig plant. Falls sich die Corona-Situation im Laufe des Jahres entspannt, ist demnach für November eine Ausstellung über den deutschen Naturforscher und Schriftsteller Alfred Brehm geplant. Brehm unternahm 1876 eine Sibirienreise, die ihn und seine Begleiter bis ins chinesische Grenzgebiet führte. Unterwegs durchquerte er auch Kasachstan und traf dort in den Steppen und Gebirgen auf eine reiche Fauna. In seinen Berichten gewinnt man den Eindruck, dass es ihm das Riesenwildschaf Argali besonders angetan hatte. Auch Botschafter Klinner hob die Verdienste Brehms bei der Bestimmung der hiesigen Pflanzen- und Tierwelt hervor. So sei er etwa der erste westliche Wissenschaftler gewesen, der die Saiga-Antilope bestimmt habe.

Ein anderer bekannter Kasachstan-Reisender, dessen 250. Geburtstagsjubiläum die Welt im vergangenen Jahr feierte, war Alexander von Humboldt. Auch sein Name steht heute gewissermaßen als Symbol für die deutsch-kasachischen Kulturbeziehungen. Denn im Zentralasien-Seminar der Berliner Humboldt-Universität gibt es den einzigen Lehrstuhl für kasachische Sprache. In dem Zusammenhang zeigte sich Klinner erfreut über das wachsende Interesse an Kasachisch in Deutschland. Zum Abschied gab es für den Botschafter noch ein Buch über das Nationalmuseum als kleines Geschenk des Gastgebers.

Christoph Strauch

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