Deutsche Unternehmen haben ein steigendes Interesse am kasachischen Markt. Das gilt besonders bei der Förderung der vielen Bodenschätze im Land. Die internationale Konkurrenz ist groß, doch die Deutschen sind dabei, sich Nischen zu erschließen.

Wenn Bagger und Lastwagen vor großen Hallen parken und Männer in Businesskleidung vor Pappwänden Visitenkarten tauschen, dann ist wieder Geschäftszeit auf der Bergbaumesse Almaty. Die Branche ist weltweit in Bewegung, auch in Deutschland. In der vergangenen Woche hat die Bundesregierung ihren Plan zur Erfüllung der Pariser Klimaziele ausgehandelt, Kohleausstieg zwischen 2032 und 2038 inklusive. Das beeinflusst den Bergbau enorm: „Schon jetzt exportiert Deutschland 95 Prozent seiner Technologien ins Ausland, Tendenz steigend“, bemerkte Monika Bind von der Vertretung des deutschen Wirtschaftsministeriums auf der 25. „MiningWorld“-Messe in Almaty.

Insgesamt waren hier vom 18. bis 20. September 320 Unternehmen aus 30 Ländern vertreten. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Steigerung um fast 40 Prozent. Auf die deutsche Beteiligung ist dieses erhöhte Interesse jedoch nur teilweise zurückzuführen: Zwar hat sich die Zahl der Stände deutscher Unternehmen von 10 auf 21 mehr als verdoppelt, seit diese auf der Messe vertreten sind. Allerdings betrifft das den Zeitraum der letzten vier Jahre. Neben einer Vertretung des Wirtschaftsministeriums war auch die Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien (AHK) Ansprechpartner für die anwesenden Unternehmen des Mittelstandes.

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Fast alle Elemente aus Mendelejews Periodensystem sind in Kasachstan zugänglich. Gerade diese Ressourcenvielfalt ist für den technologischen Fortschritt in einem hoch industrialisierten Land wie Deutschland von großer Bedeutung. Allerdings funktionieren Business und Handelskultur in jedem Teil der Welt anders, so auch in Kasachstan. Die deutschen Vertreter auf der Mining-Messe waren sich einig: Für stabile Geschäftsbeziehungen braucht es eine Präsenz vor Ort, Zeit, Respekt und Werteverständnis. Gerade Letzteres ist für europäische Unternehmen manchmal schwer verhandelbar. Im Bereich der Förderung von Mineralien nimmt das Interesse am kasachischen Markt immer mehr zu. Deutschland liegt als Anbieter von Fördertechnik im europäischen Vergleich auf Platz drei – direkt nach Schweden und Finnland. Größter Konkurrent für die europäischen Unternehmen ist mit weitem Abstand die Volksrepublik China.

„Neue Seidenstraße“ attraktiver

Unter den deutschen Ausstellern besteht allgemeiner Konsens, dass die Bergbauindustrie Zentralasiens unter einem Fachkräftemangel leidet. Wenn ein Konzern anspruchsvolle Maschinen in Kasachstan verkaufen möchte, muss er ein Gesamtpaket bieten, das auch die Schulung von Arbeitskräften enthält. Deren Dauer variiert – je nach Grad der Komplexität der Technologie – zwischen wenigen Monaten und zwei Jahren. Es ist eine Weiterbildung, die kostenintensives Lehrpersonal erfordert. Außerdem erschweren fehlende Patentrechte und längere Lieferwege die Konkurrenzfähigkeit. „Wir können dagegen in Nischen gut punkten“, sagt Andreas Freund vom Unternehmen Köppern. „Wenn ein Kunde hochwertige spezielle Technologie verlangt, langfristige Zusammenarbeit sucht und wenig Personalaufwand möchte, dann wird bei uns investiert“, beschreibt Freund die aus deutscher Sicht interessante Marktlücke in Kasachstan. Köppern blickt auf 25 Jahre Geschäftserfahrung zurück und war während dieser ganzen Zeit in Kasachstan präsent.

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Auf politischer Ebene erreichten die deutsch-kasachischen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Rohstoffabkommen 2012 ihren Höhepunkt. „Rohstoffe für Technologietransfer“ – so lautete das Motto des Papiers, das jedoch leider nur geringe Auswirkungen auf die Geschäfte mittelständischer Firmen hatte. Keiner der deutschen Repräsentanten auf der Messe hat von dem Abkommen gehört. Eine Studie, die im Auftrag des Bundestages erstellt wurde, legt nahe, dass es sich von deutscher Seite um eine veraltete Strategie für den Import von seltenen Erden handelt. „Selten werden die übergebenen Technologien vom Land selber genutzt, oder der Partner ist nicht im Besitz der nötigen Fachkräfte für den Einsatz der Technologien“, heißt es darin. Angesichts des mäßigen Erfolgs erscheint es naheliegend, dass Infrastrukturprojekte wie die „Neue Seidenstraße“ ein attraktiveres Handelsmodell darstellen als die nicht verwendbaren Technologien.

Der Einstieg in einen ausländischen Markt stellt die Betriebe oft vor große Herausforderungen. Diese nehmen zu, je weiter das Land entfernt und je fremder die Geschäftskultur ist. Im Bereich der Fachkräfteausbildung sind bereits einige Brücken gebaut. Mit Blick auf Markttransparenz und gleichwertige Wettbewerbsbedingungen bleiben jedoch einige Baustellen bestehen.

Lukas Kunzmann

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