Zu einer zweiwöchigen Gastvorlesung waren im Oktober der deutsche Politik-Professor Helmut Wagner und der Rechtsanwalt Torge Hamkens zu Besuch an der Fakultät für Internationale Beziehungen der Al-Farabi-Universität. Auf dem Programm stand europäische Politik und die Europäische Union.

„Es ist so spannend, aus erster Hand etwas über die Politik in Europa und Deutschland zu erfahren, von Leuten, die dort leben und unterrichten!“ Alma Nurschaichowa ist begeistert. Die 26jährige Politikdoktorandin war Teilnehmerin eines Seminars zu Internationaler Politik, das zwei deutsche Experten im Oktober an der Almatyer Al-Farabi-Universität anboten. Der Politikwissenschaftler Helmut Wagner und der Rechtsanwalt Torge Hamkens waren für zwei Wochen nach Almaty gekommen, um die Studenten der Fakultät für Internationale Beziehungen zu unterrichten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Zentralasien, besonders Kasachstan. So gab es Informationen zu den Institutionen der EU, der EU-Verfassung und der Erweiterung der Europäischen Union. Auch die neue Außenpolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Energiefrage und Russland waren Themen des Seminars. „Wir wollen natürlich Internationale Beziehungen lehren und uns nicht nur auf die zwischen Europa und Kasachstan beschränken“, sagt Helmut Wagner. So haben die Referenten unter anderem ein Treffen mit dem Chef der Delegation der EU-Kommission in Almaty, Adriaan van der Meer, organisiert.

Der Berliner Politikprofessor Helmut Wagner unterrichtet eigentlich an der Freien Universität Berlin und ist Polen-Experte. Wie die Umwandlungsprozesse, die in Osteuropa fast abgeschlossen sind, in Zentralasien ablaufen, das interessierte die beiden Berliner besonders während ihres Kasachstan-Besuchs. „Aus europäischer Perspektive liegt Zentralasien ja ein bisschen im Dunkeln. Und Kasachstan hat eine führende Rolle. Mir geht es vor allem um den Vergleich zu anderen Ländern. So war ich mit einem ähnlichen Seminar zum Beispiel schon in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas“, erzählt Torge Hamkens, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Bundestagsabgeordneten in Berlin angestellt ist. In Almaty lehren die beiden unter anderem das politische System Deutschlands mit seinen rechtlichen Aspekten und internationalen Bezügen.

Organisiert hat das Seminar Mara Gubaidullina, Professorin an der Fakultät für Internationale Beziehungen. „Wir laden viele Gastprofessoren ein, besonders Amerikaner und Briten, aber der europäische Einfluss hier, besonders der deutsche, ist uns wichtig“, macht Gubaidullina klar.“ Sie hat in Deutschland bei Helmut Wagner promoviert, ihr Dissertationsthema war „Die Rolle Deutschlands in der EU-Integration“, die Einladung Wagners für ein Gastseminar in Almaty also nahe liegend.

Von den zentralasiatischen Studenten sind die deutschen Gastlektoren schwer begeistert: „Wir haben hier sehr interessierte junge Leute getroffen, die Spaß am Mitdenken und Diskutieren haben“, freut sich Hamkens.

Und so schätzte auch die 26jährige Semi-narteilnehmerin Alma Nurschaichowa besonders den Unterrichtsstil der Deutschen: „Ich mag es, wenn solche Seminare nicht nur Vorlesungen sind, sondern es auch Diskussionen gibt und wir unsere unterschiedlichen Meinungen austauschen können“, sagt Nurschaichowa. Die Kasachin ist Doktorandin an der Fakultät für Internationale Beziehungen und freut sich auch über den aktuellen wissenschaftlichen Lesestoff der Deutschen.

Hamkens will den Aufbruch in Zentralasien unterstützen, indem er den Studenten das Thema Euroäische Union nahe bringt. „Hier geht es um die Frage, wohin sich junge Menschen orientieren, deshalb sollten wir als Europäer hier präsent sein und erklären, wie Europa funktioniert“, so Hamkens. „Uns ist wichtig, dass die Studenten Wissen über die EU aus erster Hand, also von einem echten deutschen Professor, bekommen“, erzählt Gubaidullina.
Finanziert wird das Seminar durch ein Programm der kasachischen Regierung, das die Einladung ausländischer Professoren an hiesige Universitäten unterstützt.

Von Cornelia Riedel

01/12/06

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