Obwohl in Kasachstan das Umherziehen zur Nomadenkultur gehört, ist es für ein Theater eher unpraktisch, zu jeder neuen Saison eine neue Bühne suchen zu müssen. Nun hat das Deutsche Theater in Almaty nach zwölf Jahren endlich ein neues Zuhause gefunden.

Eine Frau, von der alle etwas wollen, der aber niemand etwas zurückgeben möchte. Als Arbeitsbiene missbraucht und verkannt, von Fremden, den Nachbarn, gar den eigenen Kindern. Gerade als die Mutter sich das Leben nehmen möchte, kommt Herr König um die Ecke und wirft ihre Tabletten in den Mülleimer. Doch auch er verfolgt nur seine eigenen Pläne: Er sucht ein Dach über dem Kopf. Die Frau nimmt ihn dankbar auf – gegen den Protest ihrer Kinder – und geht eine Affäre mit ihm ein. Es beginnt ein „Küchenmärchen“, wie Kerstin Specht ihr Stück untertitelt.

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Natascha Dubs
Nach zwölf Jahren endlich wieder eine Gebäude: Natascha Dubs dankt den

Am 10. November feierte „Die Froschkönigin“ in seiner russischsprachigen Version „Бреющие полеты“ am Deutschen Theater in Almaty Premiere. Es ist eine Geschichte, die auch 20 Jahre nach ihrer Veröffentlichung aktueller kaum sein könnte. Es geht um den Wunsch nach Veränderung, etwas Neues zu beginnen, Emanzipation, den eigenen Weg zu gehen.

Das Stück passt nach Kasachstan, spiegelt es doch auch die Situation der hiesigen Gesellschaft wieder. Irgendwie wollen zwar alle, dass das Land vorankommt, sich etwas ändert, aber kaum einer will etwas dafür tun – so wie sich auch in der „Froschkönigin“ alle darauf verlassen, dass sich die Mutter schon darum kümmern wird.

„Die Froschkönigin“ ist auch ein passender Auftakt für die mittlerweile 38. Theatersaison des Deutschen Theaters, das ebenfalls eine Art Neuanfang feiern kann. Nach zwölf Jahren des Nomadentums, des alljährlichen Umzugs von Spielstätte zu Spielstätte, hat das Theater wieder eine feste Bühne: das Gebäude des Koreanischen Theaters. Im etwas abgelegenen Turksibskij-Distrikt begrüßt einen noch das koreanische Erbe an der Außenwand, doch drinnen strahlt alles im neuen Glanz. Einen Monat hat die Theatergruppe für die Renovierung gebraucht, erzählt die künstlerische Leiterin und Regisseurin Natascha Dubs.

Froschkönigin
Szene aus „Die Froschkönigin“. | Foto: Anton Turovinin

An einer Wand werden Szenen aus vergangenen Aufführungen projiziert. An einer anderen Wand hängen Plakate bisheriger Stücke. Zur Eröffnungsparty sind ehemalige Kollegen, Freunde und Interessierte erschienen. Frühere Schauspieler und Wegbegleiter des „Deutschen Theaters“, die mittlerweile in Deutschland leben, haben Videogrüße geschickt.

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Lydia Hann, eine der wenigen, die bereits im Gründungsjahr 1980 auf der Bühne des Deutschen Theaters stand und nicht vom „Virus der Auswanderung“ infiziert worden ist, ist gekommen. Auch Viktor Nemtschenko, der Ender der 1990er Jahre die deutsche Theaterakademie absolvierte und anschließend als Schauspieler und Regisseur im Deutschen Theater arbeitete, ist dabei, ebenso wie deutschstämmige Sängerin Eva Becher. Alle freuen sich, dass das Theater ein neues Zuhause gefunden hat.

Froschkönigin
Kuchen zur Eröffnung: Die Einweihung des neuen Gebäudes wurde groß gefeiert. | Foto: Anton Turovinin

Heute hat Großteil der insgesamt 24 Schauspieler des Theaters keine deutschen Wurzeln mehr. Doch das macht nichts. Die Akteure haben sichtlich Spaß an ihrer Arbeit und reißen auch diejenigen Zuschauer, die weniger gut Russisch verstehen, mit ihrem Spiel mit. Man merkt deutlich den Unterschied zum sonst eher steifen und klassischen russischen oder kasachischen Theater.

Die Stimmung an diesem Eröffnungsabend ist ausgelassen. Am Ende wird Sekt angestoßen, Geburtstagskuchen gegessen, gesungen und getanzt. „Die Froschkönigin“ ist ein guter Anfang für die kommende Spielzeit, von denen es wohl noch viele geben wird – und wofür sich der Weg in den Randbezirk Almatys auf jeden Fall lohnt.

Othmara Glas

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