Wolfgang Herrendorf, Autor der Erfolgsromane „Tschick“, „Sand“ und „In Plüschgewittern“, ist gestorben. Obwohl er an einem bösartigen Gehirntumor litt, überraschte sein Tod die Literaturszene. Sein erfolgreichster Roman handelt von einem Russlanddeutschen aus Berlin-Hellersdorf.

Wolfgang Herrendorf ist seit mindestens drei Jahren mit seinen Romanen „In Plüschgewittern“, „Sand“ und „Tschick“ eine Berühmtheit in der deutschen Literaturszene. Der erfolgreiche Bestseller-Autor erkrankte jedoch an einem bösartigen Gehirntumor und starb im Alter von 48 Jahren, berichtete die „Deutsche Welle“. Selbst den berühmten Leipziger Buchpreis für seinen Agententhriller „Sand“ konnte er schon nicht mehr persönlich entgegennehmen. Vor kurzem hatte der Rowohlt-Verlag den Tod des Autors bestätigt, jedoch die Todesursache im Unklaren gelassen. In einem Tweet seiner Freundin und Kollegin, Kathrin Passig, war zu lesen, dass Herrendorf sich „am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen habe“.

Seine Krankheit brachte Wolfgang Herrendorf dazu, in seinem Blog „Arbeit und Struktur“ öffentlich Tagebuch über sein Leben mit dem Tumor zu führen. So dokumentierte er unter anderem seine zunehmende Unfähigkeit, aufzustehen und das Gleichgewicht zu behalten. Offensichtlich hatte die Schwere der Krankheit ihm den Lebensmut genommen.
Dennoch kam der plötzliche Tod überraschend. Kulturstaatsminister Bernd Neumann bewunderte Herrendorf, der „ein großartiger Bestsellerautor gewesen sei, von dessen Sprachwitz, Intelligenz und Träumen man sich gern mitreißen ließ. Sein Tod bedeutet für die Literaturlandschaft in Deutschland einen großen Verlust“.

Ein großer Erfolg wurde sein Roman „Tschick“, für den Wolfgang Herrendorf 2010 mit dem Jugendbuchpreis, dem Clemens-Bretano-Preis und dem Hans-Fallada-Preis ausgezeichnet wurde. Das Werk ist nach einer der Hauptfiguren, Andrej Tschichatschow, benannt. „Tschick“ ist russlanddeutscher Spätaussiedler, der in einer Plattenbausiedlung in Berlin-Hellersdorf wohnt, und Außenseiter in seiner Klasse ist. Letzteres ist er jedoch nicht wegen der Herkunft seiner Familie, sondern vielmehr wegen seines Verhaltens. Er spricht einfach nicht mit seinen Mitschülern und erscheint angetrunken im Unterricht.

Er hat eigentlich nur eine Bezugsperson: Maik. Der Erzähler der Geschichte ist einer seiner Mitschüler aus bürgerlichen Verhältnissen, der sich bereitwillig von seinen Klassenkameraden „Psycho“ nennen lässt, weil er die Gabe besitzt, mit naiv poetischem Freimut die Alkoholkrankheit seiner Mutter in seinen Aufsätzen zu entblößen. Seine Mutter lässt ihn in den Ferien alleine, weil sie die Zeit auf der „Schönheitsfarm“, so nennt sie die Entzugsklinik, verbringt. Ihm ist eigentlich alles und jeder gleichgültig, bis auf seinen heimlichen Schwarm Tatjana. Maik möchte eigentlich nur auf ihrer Geburtstagsparty erscheinen, um auf sich aufmerksam zu machen. Tschick nimmt ihn in seinem geklauten Lada mit auf seine Reise in die Walachei zu seinen Verwandten. So beginnt für beide ein Roadtrip durch die ostdeutsche Provinz.

Mit diesem Roman ist es Herrendorf gelungen, das Genre des Bildungsromans mit einem Heimat-Abendteuerroman zu verbinden. Er stellt das Thema eigene und gesellschaftliche Ausgrenzung aus der lakonischen Perspektive eines gut situierten, jedoch eigenbrötlerischen Jugendlichen und eines Russlanddeutschen dar. Dies gelingt ihm vor allem durch eine sehr gut getroffene Nachahmung des Jugendjargons der jeweiligen Protagonisten. Das macht das Buch auch interessant für denjenigen Leser, der sich für ein Abbild der Lebenswelt russlanddeutscher Jugendlicher in Deutschland interessiert.

Von Dominik Vorhölter

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