Eine Ausstellung zweier deutscher Historikerinnen veranschaulicht seit mehr als einem Jahr, wie menschliche Gefühle auf politische Entwicklungen wirken. Hierfür werden Fotografien aus hundert Jahren deutscher Geschichte anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von Mauerfall und Wiedervereinigung ausgestellt. Seit vergangenem Donnerstag ist die Ausstellung auch im Zentralen Staatsmuseum in Almaty zu sehen.

Angst und Hoffnung, Liebe und Hass, Neid und Empathie – Emotionen haben nicht nur einen großen Einfluss auf das menschliche Handeln, sondern können auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen hervorrufen und sich auf politische Entscheidungen auswirken. Wie hat sich das in den vergangenen hundert Jahren ausgewirkt, die geprägt waren vom rasanten Wechsel unterschiedlicher politischer Systeme zwischen Demokratie und Diktatur? Der Frage kann man seit vergangenem Donnerstag im Zentralen Staatsmuseum der Republik Kasachstan nachgehen. Dieses präsentiert vom 15. Oktober bis zum 30. November 2020 gemeinsam mit dem Goethe-Institut Kasachstan die Ausstellung „Die Macht der Gefühle. Deutschland19/19“.

Organisiert wird die Ausstellung von den bekannten deutschen Historikerinnen Ute und Bettina Frevert. Herausgeber sind die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ sowie die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Heiko Maas. Insgesamt bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer 130 Fotografien zu sehen, die 20 unterschiedliche Emotionen und menschliche Gemütszustände darstellen.

Bereits sechste Ausstellung über Deutschland

Bei der Eröffnungsveranstaltung äußerte sich David Härtl, der Leiter der Sprachabteilung im Goethe-Institut Kasachstan, zu der Ausstellung. Die Arbeit der Historikerinnen ziele darauf ab, zu zeigen, welche Macht Gefühle über das Handeln der Menschen hatten und nach wie vor haben. Weil unser alltägliches und politisches Leben mit Gefühlen und Emotionen verbunden sei, präsentiere die aktuelle Ausstellung sie in Verbindung mit markanten Ereignissen der deutschen Geschichte, so Härtl.

Auch die stellvertretende Direktorin des Zentralen Staatsmuseums Galia Temirton hob die Bedeutung der Ausstellung vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen Situation aktuell hervor. „In diesem Jahr mussten wir wegen der Quarantäne mit einem verkürzten Programm arbeiten; durch den Übergang zum Online-Betrieb hat sich auch die Zahl der Ausstellungen verringert“, so Temirton. „Nichtsdestotrotz setzen wir die Zusammenarbeit mit den ausländischen Vertretungen zahlreicher Länder fort und freuen uns dementsprechend, den Einwohnern und Gästen Almatys die nunmehr sechste Ausstellung über Deutschland vorzustellen.“

Ausstellung sowohl im Online-Format als auch im Museum

„Die Macht der Gefühle“ ist nicht zuletzt dem 30-jährigen Jubiläum des Falls der Berliner Mauer im vergangenen Jahr und der deutschen Wiedervereinigung gewidmet. An den einzelnen Stationen soll den Besucherinnen und Besuchern die Geschichte der Entwicklung von Demokratie und Diktatur vermittelt werden. Außerdem sollen sie einen markanteren Eindruck von den entscheidenden Umbruchsituationen während der vergangenen hundert Jahre gewinnen.

Die Ausstellung wird präsentiert auf Kasachisch, Russisch, Deutsch und Englisch. Wegen der Pandemiesituation findet sie sowohl im Onlinemodus als auch in den Sälen des Museums statt. Die Zahl der Besucher ist jedoch auf 30 Personen beschränkt.

Galia Temirton hob im Zuge der Ausstellungseröffnung auch das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Kasachstan hervor. Angesichts gemeinsamer historischer Erfahrungen seien die Menschen in Kasachstan keineswegs gleichgültig: „Schließlich konnten alle Kasachstaner während der Jahre der Deportation die deutsche Kultur und Sprache kennenlernen und sich mit den Deutschen selbst anfreunden – dem Volk, dessen Angehörige bis zum heutigen Tage in Kasachstan leben.“, so die stellvertretende Museumsleiterin. (til)

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