Kitty Kahane, Buchillustratorin, Designerin und Malerin, präsentierte in Astana ihre neueste Publikation und entführte dabei die Anwesenden in die Essgewohnheiten Berlins. Für alle, die schon immer mal erfahren wollten, wie aufregend deutsche Küche sein kann.

Kitty Kahane in Astana – alle, die Deutsch können oder sich für Deutschland interessieren, konnten sie bei einer Lesung erleben. Es war eine Veranstaltung der PASCH-Schulen und des Goethe-Instituts und diente der Kultur– und Sprachvermittlung, demnach wurde es von besonders vielen Schülern besucht. Kitty stellte sich und ihre Projekte vor, insbesondere ging es dabei um das kürzlich publizierte Kochbuch-Projekt. Die Anwesenden vernahmen mit Freude die ausführlichen Erzählungen von Kitty Kahane und ließen sich nach Berlin entführen.

Ihr letztes Projekt heißt „Kittys Berlin-Kochbuch“. Das ist eine gemeinsame Arbeit von Kitty, ihrer Schwester und Kittys Mann. Die Zielgruppe sind junge und ältere Leute, alle, die sich für Berlin, die Geschichte und für die Küche interessieren. Das ist ein Mix aus Kochbarem und Geschichten. Die Schwestern wollten schwere Rezepte vereinfachen, denn es gibt viele Berlinkochbücher. Sie wollten aber etwas Einfaches anbieten und dabei nur auf regionale Produkte zurückgreifen. Auch in der hiesigen Kochkultur sieht Kitty ähnliche Gerichte, die auch an Berlin erinnern. Das sind Kartoffelpuffer, Borschtsch und vieles andere mehr.

Die Idee des Buches war, den ganzen Tag durch Berlin zu streifen und verschiedene Geschichten von der Stadt zu erzählen. Ihre Schwester recherchierte und kochte alle Rezepte selber nach. Schon die Namen der Berliner Gerichte sind oft fantasievoller als der Geschmack. Einer dieser Namen ist „Der arme Ritter“. So kommen Fragen: ob nur arme Leute das aßen, oder ob der Ritter arm war… Auf diese Fragen ging man dann mit Illustrationen ein. Die Autorinnen hatten in ihrem Projekt vor, die Stadt und das Lebensgefühl der Menschen einzufangen. Das Ergebnis ist, dass man nach der Lesung einen Hunger hat nach Berlin und nach den Gerichten, so schön sind die Rezepte und ihre Illustrationen gelungen.

Frühstück bis 16 Uhr? Klar wie Kloßbrühe!

Kitty Kahane während ihrer Präsentation | Bild: Autor

Das erste Kapitel widmet sich dem Frühstück. Es scheint so, als ob nichts Wesentliches darin zu finden sei, aber das täuscht. Die Tradition in Berlin erfordert ein langes Frühstück. Das Kapitel beschreibt ein paar schöne Rezepte, und die Illustrationen sammeln ein ganzes Bild der Gewohnheiten der Berliner. Man findet dort viele Leute, die sehr lange frühstücken – bis 16 Uhr!

Hingegen nach dem Frühstück rennt der Berliner. Er hat nie Zeit, deshalb gibt es sehr viele Imbisse und Familienunternehmen, die z.B. Currywurst nach einem eigenen Rezept würzen. Und die „Kilometer-Schlange“ wartet bereits auf das schnelle Essen.
Das Kapitel über die Suppen erzählt von den Gerichten, die man schon lange vergessen hat. Man denkt, dass sie schon niemand kocht. Aber ganz umgekehrt! Dafür spricht eine Reihe von illustrierten Suppenrezepten und Berliner Sprüche wie: „Ist doch klar wie Kloßbrühe!“.
Und Berliner Bierküche? Dieses Kapitel spricht einen auch an. Es gibt unzählige Biergärten, wo viele Berliner essen und trinken, sobald es warm wird.

Ein Rückblick ins Berlin der 20er Jahre eröffnet einen Blick auf das Sozialmilieu der Biergärten, offen für Literaten, Schriftsteller und Stars wie Marlene Dietrich und andere Berühmtheiten. Das Ganze im Einklang mit der Tanzfläche, wo 80-Jährige mit jungen Leuten tanzten. Aber auch heute sind die Biergärten beliebt, und nicht selten sieht man Hipster und andere progressive Zeitgenossen, auf ihren Notebooks tippend, neben der älteren Generation sitzend, am Bier nippen.

„Die Berliner mögen ihr Berlin“, so Kitty. Man mag es auch, dass es in Berlin noch möglich ist, gut und günstig zu essen. „Berlin war und ist ein Magnet und Hoffnungsträger“. Für Neugierige schlägt das Buch eine Liste mit spannenden Orten in Berlin vor – natürlich mit Küchenbeschreibung.

Das Familienprojekt fand einen großen Anklang unter den Besuchern der Lesung. Es wurde aufmerksam zugehört, man stellte Fragen und fotografierte sich anschließend ausgiebig in der Gruppe.

Eines der derzeitigen Projekte für Kahane ist das Weltreiseprojekt „180 Tage durch die Welt“ wie bei Jules Verne. Dieses PASCH-Projekt ist ein Teil davon. Ein weiterer Plan ist die Zusammenarbeit mit dem Bauhaus in Dessau.

Naturkind Kitty

Mit der Mischpoche in die neue Heimat: In den Zwanzigern sprach man von Charlottengrad, der luxuriösen russischen Kolonie rings um die Gedächtniskirche. Und im einfachen Scheunenviertel lebten eingewanderte Ostjuden Tür an Tür mit Berlins Unterwelt. Die Gepflogenheiten der fremden Küchen fanden schnell Einzug in die Berliner Töpfe. Bis heute pflegt man in Böhmisch Rixdorf Knödelrezepte und traurige Lieder aus der Heimat.

Die Zuschauer erfuhren im Laufe des Abends auch sehr viele Details aus Kitty Kahanes Privatleben, was durchaus außergewöhnlich zu sein scheint.

Die sehr naturverbundene und träumerische Kindheit übte einen großen Einfluss auf Kitty Kahane aus. Sie wuchs auf dem Land, aber zugleich in einer großen Stadt auf, wo es prächtige Natur gibt. Diese Stadt ist üppig und vereint die Nachteile einer amerikanischen Großstadt mit einer deutschen Provinzstadt, wie Kurt Tucholsky zu sagen pflegte. Natürlich ist das Berlin.

Die Eltern waren Selbstversorger mit eigenem Bauernhof. Der Hof war immer voll von Tauben und Hühnern, die alle eigene Namen hatten. Selbst heute lebt Kittys Bruder die alte Tradition der Familie in einem Haus bei Berg und Wald. Zahlreiche warme Kindheitserinnerungen machten Berlin zum unersetzlichen Lebensmittelpunkt für die Illustratorin Kahane. Vielleicht sind ihre Bilder und Werke infolgedessen so lebendig und vielfarbig.

Als sie 18 Jahre alt war, konnte sie etwas Zeichnen und Mathematik, und ihr Vater fragte sie, ob sie nach Meißen gehen wolle. Damals wie heute gibt es die Meißner Porzellanmanufaktur, und der Vater half seiner Tochter, dort den Beruf zu finden. Sie machte die Ausbildung in verschiedenen Abteilungen. Zunächst spielte sie mit dem Gedanken, Produktdesign zu studieren, später arbeitete sie allerdings ein Jahr in einem Verlag und studierte dann Grafik und Zeichnen.

Ihr Tätigkeitsbereich ist vielseitig und erfordert viel Fantasie, sie gestaltet unter anderem Plakate, Porträts, Kalender, Geschirr, Produktverpackungen, Teppiche und Textilien, Werbung und sogar Tarot-Karten! Neben ihr selbst sind in ihrer Familie auch andere künstlerisch tätig: ihr Mann ist Grafiker und Typograf, und die Schwester Brit Hartmann ist Autorin.

In ihrer Arbeit versucht sie Außergewöhnliches anzubieten und neue Gestaltungselemente einzufügen, so in einem Projekt zu einem internationalen Kinderbuch, das man ausklappen und in einen Kreis verwandeln kann wie ein Rad. Das Buch erzählt von einem Mädchen, das mit einem Rad fährt durch die Welt. In einem Projekt für Brockhaus gestaltete sie die Buchrücken der 27 Bände, wo jeder Bandrücken eine eigene Geschichte erzählt, aber zusammengestellt auch eine Komposition ergibt. Die Arbeit ist für sie nach eigener Aussage vor allem Leidenschaft und Spaß, und so erfüllend leben zu können wünscht sie jedem.

Diana Odinzowa

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