Dagmar Schreiber ist Tourismus-Expertin und kennt Zentralasien wie keine andere. Ihr Reiseführer hilft vielen deutschen Touristen, sich in Kasachstan zurechtzufinden. Nun ist sie nach Deutschland zurückgekehrt und hat mit der DAZ darüber gesprochen, wie schwer ihr das gefallen ist.

Wie ist es für Dich, nach knapp 20 Jahren Kasachstan zu verlassen?

Das ist nicht zu fassen … Ich bin das erste Mal 1994 hergekommen. Ich habeeigentlich keine Lust wegzufahren. 20 Jahre: das ist mehr als die Hälfte meines Arbeitslebens, die ich hier verbracht habe … Ich würde gerne wiederkommen, auch weiter Tourismus anbieten in Kasachstan oder auch in ganz Zentralasien. Ob das was wird, hängt leider nicht von mir ab. Das komfortable Dienstvisum, das ich bisher hatte, läuft morgen ab. Ich muss also jetzt in einer relativ schwierigen Visasituation ein neues Visumbeantragen und werde hoffentlich wenigstens ein Tourismusvisum bekommen. Das würde mir das Recht geben, 90 Tage pro Jahr in Summe hier zu sein. Wenn das wirklich so käme, dann könnte ich immerhin drei Reisegruppen in dieser Saison begleiten.

Was hast Du bei der CIM gemacht?

Bei der CIM habe ich mich Expertin für Ökotourismus genannt. Ich bin hergekommen und war bestimmt nur zu 50 Prozent Expertin, bin es dann aber hier wohl oder übel geworden. Es gibt hier so viele Probleme, an denen man sich abarbeiten und weiterentwickeln kann. Jemand, der das gerne und mit eingeschaltetem Gehirn macht, wird dabei unweigerlich zum Experten.

Was sind nun Deine Pläne?

Jetzt wo ich keine CIMlerin mehr bin, werde ich meine ehemalige Reiseberatung wiederbeatmen. Dieses kleine Einzelunternehmen war steuerlich stillgelegt während der letzten sechs Jahre. Ich werde es wiedereröffnen und ein bisschen umprofilieren. Ich möchte mehr als Kasachstan anbieten. In der Zeit, in der ich hier war, habe ich meine Fühler ein bisschen ausgestreckt nach Usbekistan, Tadschikistan, nach Kirgisistan sowieso. Dort habe ich viele Freunde und potenzielle Partner. Auch in Deutschland habe ich Partner, die helfen können, den Tourismus hier so auf die Beine zu stellen, dass sich Leute aus Westeuropa hierher trauen. Da geht es um Qualitätsmanagement und Zertifizierungen – letztendlich also um Vertrauen. Ich hoffe, dass das klappt.

Was machst du nun, wenn Du in Deutschland bist?

Ich werde die fünfte Ausgabe von meinem Reiseführer fertigschreiben und im Verlag abgeben, und dann gibt es auch schon den nächsten Auftrag. Wir erstellen einen Masterplan für Tourismusentwicklung für den Oblast Almaty – mit Kollegen, die auch heute bei der Veranstaltung waren. Das machen wir bis April, ich bin als Mitglied der Arbeitsgruppe am Laptop in Deutschland dabei. Im April, falls ich ein Visum erhalte, komme ich wieder und begleite ein paar botanische und ornithologische Gruppen und dann bin ich schon wieder mitten drin. Das heißt, dieser Ausklang heute war gleichzeitig auch der Beginn vom Neuanfang. Das war die Tür, die zugeht, aber nur angelehnt ist, damit ich wieder reinkommen kann.

Interview: Dominik Vorhölter.

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