Die Europäische Union ist der Musterschüler, wenn es um den Einsatz erneuerbarer Energien geht – bereits 2005 stammten 8,5 Prozent der konsumierten Energie in der EU aus erneuerbaren Quellen; 2020 soll der Anteil sogar 20 Prozent betragen. Nun zieht auch Kasachstan nach. Im vergangenen Jahr hat sich die kasachische Regierung zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch bis zum Jahr 2024 auf immerhin fünf Prozent zu steigern. Mit welchen Technologien dies realisiert werden kann, zeigt gegenwärtig die Ausstellung „renewables – made in Germany“ in der Zentralen Ausstellungshalle in Almaty.

/Bild: Christine Karmann . ‚„renewables – made in Germany“: die Ausstellung informiert über moderne Technologien im Bereich Erneuerbare Energien’/

Ehrengäste der Ausstellung: Bakyt Ospanow, Maksat Nurmagambetow, Dr. Gerold Amelung

Sonne, Wind und Biomasse – wie man daraus Energie gewinnen kann, ist momentan in der Zentralen Ausstellungshalle in Almaty zu erfahren. Die Wanderausstellung „renewables – made in Germany“ der Deutschen Energie-Agentur (DENA) stellt moderne Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien vor. Auf insgesamt 26 anschaulichen Tafeln werden die Möglichkeiten der Energiegewinnung aus erneuerbarer Energien sowie der effizienten Nutzung dieser dargestellt.

Technologietransfer nach Kasachstan

Wenn es um Energiesicherheit, die Gewinnung sowie die effiziente und umweltverträgliche Nutzung von Energie geht, stünden sowohl Kasachstan als auch Deutschland in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Eine Zusammenarbeit beider Staaten wäre wohl für alle gewinnbringend, erklärt Dr. Gerold Amelung, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Almaty. „In Deutschland werden erneuerbare Energien schon seit Jahren genutzt. Deutsche Unternehmen sind dabei in vielen Bereichen marktführend.“
In Kasachstan hingegen stammt bisher nur ein sehr geringer Anteil des gesamten Energiekonsums aus erneuerbaren Energien. Insgesamt 98 Prozent der in Kasachstan konsumierten Energie wurden 2004, nach Angaben des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, United Nations Development Programm (UNDP), aus Kohle, Öl und Gas gewonnen, wobei über 80 Prozent in den Kohlekraftwerken im Norden des Landes generiert wurden. Und auch heute übersteigt der Anteil der erneuerbaren Energie am Gesamtkonsum Kasachstans kaum die
Zweiprozentmarke.

Dezentral lautet die Devise

Der nun bevorstehende, gesetzlich geregelte Wechsel von herkömmlichen fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen hat in Kasachstan mehrfaltige Gründe. Neben wirtschaftlichen und umweltpolitischen Zielen stehen auch die Erschließung dörflicher Regionen sowie die Versorgung ländlicher Bevölkerung mit Elektrizität im Mittelpunkt. Aufgrund der geographischen Größe Kasachstans sind entlegene Landstriche nicht oder nur sehr schlecht an das zentrale Stromnetz angeschlossen. Außerdem kommt es durch die weiten Entfernungen zu großen Energieverlusten – bis zu einem Viertel der transportierten Energie gehen auf den insgesamt immerhin 460.000 Kilometern Stromleitungen verloren.
„Dezentrale Lösungen sind in Kasachstan zukunftsträchtig“, da ist sich Dr. Heino Hertel, GTZ-Beauftragter und Manager des Projekts „Nachhaltiges Weidemanagement“ sicher, „dadurch können größere Energieverluste vermieden und abgelegene Siedlungen ausreichend versorgt werden. Vor allem kleine Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke und Solaranlagen auf Gehöften und in abgelegenen Ortschaften seien aussichtsreich.“

Ein Land mit Potenzial

Eine durchaus realistische Perspektive in Anbetracht des großen Potenzials, über das Kasachstan hinsichtlich erneuerbarer Energiequellen verfügt. In weiten Teilen des Landes herrschen Windgeschwindigkeiten von vier bis fünf Meter pro Sekunde, an der Küste des Kaspischen Meers sogar Geschwindigkeiten bis zu sechs Meter pro Sekunde. Folglich bietet sich die Nutzung der Windenergie hier besonders an. Bis zu 1,3 Trillion kwh jährlich könnten dadurch erzeugt werden. Ein erstes Projekt im Bereich der Windenergie wurde 2004 in Zusammenarbeit mit UNDP gestartet. Dieses Projekt hatte zum Ziel einen Windenergie-Sektor in Kasachstan zu entwickeln. Infolge einer mehrjährigen Studie wurde in der Dsungarischen Pforte im Osten Kasachstans der Bau einer Windkraftanlage vorangetrieben.
Auch in Bereich der Solarenergie besteht in Kasachstan – mit 2.200 bis 3.000 Sonnenstunden jährlich – großes Potential, welches bislang allerdings nicht genutzt wird. 2002 wurde zwar ein Pilotprojekt in Kysylorda gestartet, in dem in einem Waisenhaus eine thermische Solaranlage installiert wurde. Nachfolgeprojekte gab es jedoch keine.

Staatliche Zielvorgabe

Dabei ist es ein erklärtes Ziel der kasachischen Regierung, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch zu steigern. Um die effiziente Nutzung von Treibstoffen und Energien voranzutreiben, hatte die kasachische Regierung bereits 1997 ein sogenanntes Energie-Spar-Gesetz erlassen, welches u. a. auch die Nutzung permanenter bzw. erneuerbarer Energiequellen, wie bspw. Wind, Sonne, Erdwärme, Biomasse oder Wasserkraft empfiehlt. Mit dem 2009 verabschiedetem Gesetz über Erneuerbare Energien wurde dann ein weiterer wesentlicher Schritt hin zur effektiveren Nutzung erneuerbarer Energiequellen gemacht. Bis dato fehlte in Kasachstan ein regulierender Rechtsrahmen für die Nutzung erneuerbarer Energien auf dem Markt. Das neue Gesetz stellt gleichzeitig das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien in Kasachstan bis zum Jahr 2024 auf mindestens fünf Prozent zu steigern.

Eines ist also sicher: Kasachstan wird in den kommenden Jahren noch viel in die Förderung neuer Technologien und in die Nutzbarmachung erneuerbarer Energiequellen investieren müssen, um die reichlich vorhandenen Ressourcen zu nutzen und sein selbstgesetztes Ziel erreichen zu können. Dr. Heino Hertel erklärte dies damit, dass jedes Zeitalter seine eigene Energiequelle habe. „Erdöl und Atomkraft waren die Energiequellen des 20. Jahrhunderts. Nun ist es an der Zeit, eine neue Ära zu beginnen: Die Ära der erneuerbaren Energien.“ Auch in Kasachstan.

Von Antje Pfeifer

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