In einer Fotoausstellung der Künstlers Andrej Starkow wurde gegen den Umbau Kok-Shailaus zum Skigebiet protestiert. Man vermutet hinter diesem Plan eine Tarnung zur Erschließung einer neuen Luxuswohngegend und möchte diesen einzigartigen Ort schützen.

„100 Wanderungen in Kok-Shailau“ – unter diesem Titel war im Februar im Kastejew-Kunstmuseum in Almaty eine Foto-Ausstellung des kasachstanischen Fotografen Andrej Starkow zu sehen, der mit seiner Kunst auf das Problem des Bergplateaus Kok-Shailau aufmerksam machen will.

Kok-Shailau ist eine Bergscheide in der Nähe von Almaty, die im Zentrum des Nationalparks Ile-Alatau liegt. Das Problem besteht in Plänen der Regierung, dort ein Skigebiet zu errichten. Das würde die Vernichtung des ursprünglichsten Ökosystems bedeuten, wie es mittlerweile nur noch selten auf der Erde zu finden ist und welches dazu beiträgt, unser Leben und das der Pflanzen und Tiere auf der Welt zu erhalten. Umweltschützer sehen in der Zerstörung der einzigartigen Natur in der Gegend die Gefahr ökologischer Probleme für Almaty.

Ein Bergsteiger mit Staffelei

„Bergsteiger mit Staffelei“ – so wird Andrej Starkow häufig in den Medien genannt. Sowohl Sport, als auch die Natur und die Gabe, diese Natur zu genießen, spielen eine große Rolle in seinem Leben. Als ihm auffiel, was für eine Menge an Fotos aus Kok-Shailau in seinem Archiv lagerten, kam ihm die Idee zu der Ausstellung. „Und ich hoffe, dass diese Fotos nicht irgendwann nur noch Erinnerungsdokumente sein werden“, verlieh Starkow gegenüber Ausstellungsbesuchern seiner Hoffnung auf Erhalt der naturbelassenen Landschaft Ausdruck.
Die Ausstellung besteht aus 70 Fotos der Berglandschaften von Kok-Shailau, die in verschiedenen Jahren und unter verschiedenen Wetterbedingungen gemacht wurden. Die Veranstaltung wird von Vertretern aller Generationen besucht: Alte und junge Menschen und Kinder, Naturliebhaber, die man an ihrer Ausrüstung, die sie scheinbar niemals ablegen, erkennt, Künstler, Fotografen, Studenten, Schüler und Rentner.

„Ich erkenne diese Winterlandschaften wieder!“, „Überall in Kok-Shailau treffen wir Bekannte!“, „Wenn du dort warst, dann kannst du dich an so viele angenehme Momente erinnern“ – derlei Aussagen waren während der Ausstellung zu hören. Außerdem konnte man Gitarrenmusik vernehmen, die ein Mann während der Ausstellung spielte, um die Atmosphäre der romantischen Bergwelt zu untermalen.

Einige fotografierten sich mit den Flugblättern zum Schutz des Kok-Shailau. Verteilt werden diese Flugblätter in Almaty unter anderem von Dagmar Schreiber, einer deutschen Expertin für Ökotourismus, die Kasachstan zu ihrer Wahlheimat gemacht hat. Sie ist eine von den Organisatoren der Veranstaltung. „Solche Veranstaltungen kann man nicht allein organisieren, man braucht Hilfe und Unterstützung“, erklärte mir Schreiber. Ich habe mich danach ein bisschen beschämt gefühlt, dass sogar die Deutschen, also Ausländer, so achtsam und sorgsam mit den Risiken für unsere Natur umgehen, während nicht alle von unserer heimischen Bevölkerung über das Problem des Kok-Shailau Bescheid wissen, nichts dagegen unternehmen oder es für uninteressant befinden. Das ist fürchterlich.

„Sind Sie Journalistin?“, wurde ich von einem älteren, sehr lustigen und lächelnden Man gefragt. „Ja, von der Deutschen Allgemeinen Zeitung“, antwortete ich. Ich war sehr überrascht, als er sagte, dass er in den 60er Jahren als Fotograf für die DAZ gearbeitet hatte. Wie klein ist die Welt! Jetzt ist er Präsident des Fotoclubs „Medeu“ und Professor an der Turan-Universität. Valeri Korentschuk, wie der Mann heißt, hat mir seine Meinung über Kok-Shailau mitgeteilt. Mit Sarkasmus sagte er: „Naja, nicht jede Stadt kann mit solchen Schönheiten der Natur prahlen, dann sollten wir das auch nicht, wir müssen also alles zerstören! Wieso sollten wir besonderer sein als andere auf dieser Welt? Es gibt nirgends auf der Welt einen solchen Platz wie Kok Shailau, also lasst uns wie die anderen sein!“ Und dann fügte er hinzu: „Wissen Sie, niemand zerstört die Natur so, wie die Menschen, bei denen die Natur sich entspannt.“

(Anm.: Russische Redewendung: Wenn die Natur bei der Schaffung eines Menschen entspannt, ist er nicht sehr klug.)

Von Nurgul Zhazykbayeva

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