Ende Januar hat die russische Rockgruppe „Chizh & Co“ in Almaty ein Konzert gegeben. Die Musiker aus Sankt Petersburg genießen im russischsprachigen Raum mittlerweile Kultstatus. Die Band, die seit 14 Jahren zusammen rockt, ist in Almaty ein seltener Gast. Sie trat im Klub „5 oborotow“ auf.

Der Klub „5 Oborotow“ platzte aus allen Nähten. Der Sänger Sergej Tschigrakow wurde von Auditorium frenetisch begrüßt. Er aber verzichtete auf die Begrüßung und legte gleich los. Während des gesamten zweistündigen Konzerts richtete er zwischen den Liedern kein einziges Wort an das Publikum. Etwas verwundert waren die Fans schon, jedoch tat es der Stimmung keinen Abbruch. Jedes Lied wurde Strophe für Strophe von den Massen mitgesungen. Hits wie „Wetschnaja molodostj“, „Phantom“ und „Na pole tanki grochotali…“ kennt in Russland jeder, der schon mal selbst eine Gitarre in den Händen hielt.

Worte sind sinnlos

Nach dem Konzert stellte sich Sergej Tschigrakow den Journalisten und erklärte auch sein Schweigen auf der Bühne. „Wozu Worte? Sie sind sinnlos“, sagte er in dem Interview. „Ich bin kein Kabarettist. Wir haben Kontakt zu den Menschen durch die Musik. Alle sind gekommen, um Musik und Lieder zu hören. Das habe ich ihnen gegeben.“

In vielen seiner Texte kommt der Name Olga vor. Die erste Frage der Fans und Journalisten – wer ist diese Frau und warum widmet Tschigrakow ihr seine Lieder? „Olga ist meine zweite Ex-Frau. Jetzt bin ich bereits zum dritten Mal verheiratet. Ich liebe meine Hochzeiten, weil es da leckeres Essen gibt und es immer lustig ist“, erzählt der Frontmann mit ernster Miene. Außerdem liebe er als ein richtiger Mann alle Frauen und sei ständig verliebt. Mit dem 8. März, dem Internationalen Frauentag, der in Russland traditionell groß gefeiert wird, könne er sich nicht anfreunden und auch nicht mit dem Valentinstag: „Es ist doch Unsinn! Bedeutet das, dass wir nur zweimal pro Jahr unsere Frauen lieben und küssen sollen? Nein!“ Seiner Meinung nach sollen die Frauen für ein angenehmes Zuhause sorgen und Kinder erziehen. Zu arbeiten hätten nur die Männer. Erst recht, wenn es um Musik geht. Tourneen seien nichts für Frauen. „Ich habe nichts dagegen, wenn Frauen ihren Kindern Klavier- oder Gitarrespielen beibringen. Aber auf der Bühne sollten sie nicht Rockmusik spielen! Das machen nur Lesben!“

„Es gibt keine ehemalige Sowjetunion“

Die Band „Chizh & Co“ wurde im Sommer 1994 gegründet. Nach 13 Alben verspricht die Rockgruppe ihren Fans, demnächst ein neues herauszubringen. In den letzten 14 Jahren hat sie viele Anhänger in allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion gewonnen. Aber für Sergej Tschigrakow gibt es keine „ehemalige Sowjetunion“. „Ich liebe alle Städte gleichermaßen. Für mich bleiben wir alle eine Union. Bis heute unterscheide ich nicht zwischen Kasachstan, Ukraine oder Russland. Ich fühle mich dort wohl, wo man russisch spricht. Und ich trinke nur russischen Wodka. Ich habe alles probiert, aber Wodka ist am Besten!“

Von dem oft proklamierten Tod des russischen Rock hält er nicht viel. „Was für ein Quatsch! Haben diese Kritiker das Begräbnis der Rockmusik besucht? Na dann Prost! Für mich gibt es entweder Musik oder es gibt sie nicht!“ So ist er – immer geradeheraus, ohne Komplexe und ein Alkoholiker. So hat er sich einmal selbst bezeichnet. Trotzdem blieb er seiner Arbeit immer treu. Seine Band gehört jener Kategorie der Rockgruppen an, die man als unsterblich bezeichnet. „Wenn die Band nicht mehr existiert, werden ihre Lieder immer noch leben. Sogar unsere Enkel werden sie auf der Gitarre spielen. Es gibt nicht so viele Rocksänger, die in diese Welt kommen, um für ewig zu bleiben“, sagte ein Fan nach dem Konzert.

Von Aljona Judina

08/02/08

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