Literaturkenner trafen sich in der Gesellschaft „Wiedergeburt“ in Karaganda, um des Lebens und der Werke Herold Belgers zu gedenken. Viele der Gäste stellten fest, dass sie bisher wenig über den berühmten Schriftsteller wussten.

Am 7. Februar 2015 verschied der große kasachstandeutsche Schriftsteller, Essayist und Übersetzer Herold Karlowitsch Belger. Bis zum Ende seines Lebens sprühte „Ger-aga“, wie viele kasachstanische Wegbegleiter ihn liebevoll nannten, vor Ideen und wirkte ohne Unterlass an seinen literarischen Projekten. Eines davon war ein vor kurzem erschienener Gedichtband mit Versen von 17 deutschstämmigen Autoren. Er konnte erst nach seinem Tod in Almaty vorgestellt werden. Einen Tag darauf, versammelten sich in Karaganda Bewunderer des besonderen dreisprachigen Schaffens Herold Belgers.

Dr. Katharina Buck und Olga Stein moderierten den Literaturkreis. | Bild: BiZ-Karaganda

Unter dem Dach der „Wiedergeburt“ trafen sich Literaturkenner, deutschstämmige Einwohner Karagandas, Deutschlehrer und –lerner des Oblasts, Bibliothekare aus der hiesigen Gogol-Bibliothek sowie einige deutsche Gäste, um sich die vielen Stationen und Herausforderungen im bewegten Leben Belgers zu vergegenwärtigen, sich gegenseitig aus seinen Werken vorzulesen und dieserart des großen Erzählers und Kulturmittlers zu gedenken. Trotz all der vielen Berichte und Porträts in den Gazetten und Journalen ist vielen der Gäste Herold Belger weithin unbekannt geblieben. So las Valentina Rasumowa, Kuratorin der Sprachprojekte bei der „Wiedergeburt“, aus den Einlassungen des kasachstanischen Schriftstellers Jermek Tursynow vor. Trotz all der jüngsten Veröffentlichungen wissen wir noch zu wenig von ihm. Ja, unser Verständnis ist ein einseitiges, gar ein verzerrtes geblieben.
Also ließen wir „Ger-aga“ selbst „sprechen“; hörten durch die vielen Zeugnisse seiner Arbeit, die er uns hinterlassen hat, den Verstorbenen selbst. Wir sahen ihn noch einmal im Film aus den Werken Abais, Lermontows und Goethes vortragen; in den drei Sprachen, die ihm gleichsam wie Muttersprachen waren. Wir trugen vor aus seinen Essays und aus dem „Haus des Heimatlosen“ vor, seinem wohl zu Recht berühmtesten, autobiographisch angelegten Roman über die Stalinsche Deportation der Wolgadeutschen in die zentralasiatischen Steppen und das Zurechtfinden im zunächst so fremden kasachischen Aul. Zuvor machte uns Anna Brunowna Minejewa, die Bibliothekarin der Gogol-Bücherei, mit einer Einführung in den reichen Belger-Literaturschatz der Bibliothek Lust auf weitere literarische Entdeckungseisen.

Schließlich las Viktor Kist, Vorsitzender der „Wiedergeburt“ in Karaganda, zum Abschluss in furioser Weise ein Zeitungsinterview vor, das die Liebe und das Engagement Belgers für die kasachische Sprache illustrierte. Es erinnerte uns daran, dass das Erblühen Kasachstans, seines letzten Heimatlandes, und die Bewahrung des kulturellen Reichtums dieses Landes vielleicht das dringendste Anliegen des großen Literaten war.

Mein besonderer Dank für diese rundum gelungene, bewegende Veranstaltung gilt Olga Stein, die mit viel Sinn für das Œuvre Herold Belgers ein feines Programm zusammengestellt hatte. Sie gab der Veranstaltung mit einer kenntnisreichen Einführung in das Leben und Wirken des Verstorbenen den Rahmen und sorgte mit Umsicht dafür, dass noch Raum blieb, die Worte des Verstorbenen nachhallen zu lassen, ihnen nachzulauschen und seiner still zu gedenken.

Dr. Katharina Buck ist Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der Staatlichen Buketow-Universität Karaganda

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