Raus aus Deutschland: Jedes Jahr entsendet das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) junge Deutsche nach Osteuropa und Zentralasien. Sie arbeiten bei Zeitungen der deutschen Minderheit als Redakteure oder Medienwirte. Antonie Rietzschel aus Dresden ist eine von ihnen. Als Medienwirtin wird sie sich ein Jahr um Vertrieb und Marketing der Deutschen Allgemeinen Zeitung kümmern. Wieso sie eigentlich nach Russland wollte und warum sie mit ihrer Zweitwahl Kasachstan jetzt doch glücklich ist, erzählt die 23-Jährige im Interview.

/ Bild: privat. ‚Ein neues Gesicht im Deutschen Haus: Antonie Rietzschel wird ein Jahr als Medienwirtin bei der DAZ arbeiten.’/

Ein Jahr als Medienwirtin in Kasachstan – wie kamst du dazu?

Nach der Uni wollte ich unbedingt nochmal nach Osteuropa. Während des Studiums hatte ich ein Praktikum bei der Deutschen Zeitung in Moskau gemacht und fand es superspannend dort. Um die russische Sprache und Gesellschaft noch besser kennenzulernen, und weil ich viele Freunde in Moskau habe, wollte ich unbedingt nochmal in diese Stadt. Leider gab es keine freien Plätze über das ifa, und so habe ich mich für Polen, Rumänien und Kasachstan beworben. Ich hatte eigentlich schon mit einer Absage gerechnet und war schockiert, als die Zusage kam. Im ersten Moment dachte ich – nein, ich will doch nicht, aber ein paar Minuten später stand die Entscheidung: Du machst das.

Welche Beziehung hast du zum Journalismus?

Mit vierzehn habe ich angefangen journalistisch zu arbeiten, da hab ich ein Praktikum bei der Lokalzeitung gemacht und wurde gleich alleine zu Terminen geschickt. Da habe ich das Schreiben für mich entdeckt. Mit fünfzehn gehörte ich zu den ersten freien Autoren des Jugendmagazins „Spiesser“. Nach dem Abi hatte ich noch keine Lust zu studieren und hab dann erst mal die Internetseite des Spiessers hochgezogen. Nach einem Jahr hatte ich dann immer noch keine Lust auf Uni und habe noch ein weiteres Jahr in der Heftredaktion gearbeitet. Danach meinten meine Eltern, jetzt sei es aber mal Zeit fürs Studium. Weil mich Politik immer interessiert hat, hab ich dann Politikwissenschaften auf Bachelor in Bremen studiert – was mir nichts gebracht hat, außer mir den Schreibstil zu versauen.

Wie fühlst du dich jetzt nach knapp einer Woche in Almaty?

Erstmal habe ich mich ja nicht aus der Wohnung getraut und vom Fenster aus Kinder auf der Straße beobachtet. Als ich mich dann zu einem ersten Spaziergang überwunden hatte, dachte ich: „Oh nein, wie soll ich’s hier nur ein Jahr aushalten?“ Ich habe bisher nur in Städten „wie Museen“ gelebt, also alten Städten, wo es immer was Schönes zum Anschauen gab. Dann habe ich aber schnell gemerkt: Die Leute hier machen das wett. Sie sind viel freundlicher als in Moskau, sie lächeln, sie versuchen mich zu verstehen, und sie brüllen mich nicht an, weil ich nicht perfekt Russisch kann.

Was ist dir bisher ansonsten aufgefallen?

Für alles müssen die Berge herhalten! Ob am Wochenende oder den ganzen Winter über. Ich habe das Gefühl, die Almatyner leben in den Bergen, in der Stadt schlafen und arbeiten sie nur. Bei meinem ersten Ausflug hoch zum Medeu habe ich dann auch verstanden, warum: Es ist wahnsinnig schön in den Bergen. Außer dass ich dort die schlimmste Treppe in meinem Leben hochgekeucht bin.

Was erwartest du von deinem Jahr bei der DAZ?

Ich hoffe, dass ich einen besseren Rundumblick fürs Zeitungmachen bekomme. Bisher war ich kaum für Organisatorisches zuständig und will jetzt lernen, wie eine Zeitung insgesamt funktioniert.  Außerdem will ich ganz viel vom Land sehen, ich weiß ja praktisch nichts über Kasachstan und Zentralasien. Und ich will Leute, die hier leben, ihre Geschichten und ihren Alltag kennenlernen. Bisher ein bisschen schwierig bei den vielen Deutschen, die hier herumlaufen!

Das Interview führte Julia Burkhart.

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