Ende Juni fand in Almaty ein Training unter der Thematik „Gründung des sozialen Models zur Unterstützung der Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen in Kasachstan“ statt. Als ein Training für Trainer gedacht, sollte es die Grundsätze und Möglichkeiten des unabhängigen Lebensentwurfs für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen erörtern und Handlungsansätze erforschen. Neben der UN-Behindertenrechtskonvention, wurden deutsche Hilfssysteme präsentiert und in Arbeitsgruppen erörtert, welche Probleme und Lösungsstrategien für Kasachstan greifen.

Die Initiative zu einem Training für Trainer kam aus der Zivilgesellschaft durch die NRO Shyrak und wurde vom Deutschen Generalkonsulat Almaty und der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt. Bereits im letzten Jahr wurde die Zusammenarbeit zwischen der Friedrich-Ebert-Stiftung und der LebensRäume für Menschen in Duisburg gGmbH angeregt durch das Generalkonsulat angeregt. Mit „Shyrak“ (Assoziation von Frauen mit Behinderungen) kam ein starker gemeinnütziger Partner vor Ort in Kasachstan hinzu. Die Projektwoche war von Erfahrungsaustausch, Bestandsanalyse und Teamwork rund um Soziales Unternehmertum geprägt.

Es besteht derzeit die Idee, in Kasachstan Strukturen für ein selbstständiges Leben von Menschen mit Behinderung zu schaffen. Dazu zählen auch Wohn- und Arbeitsangebote für diesen Personenkreis. Sarah Güttler, die Geschäftsführerin der LebensRäume für Menschen in Duisburg gGmbH, besuchte bereits vor einem Jahr Kasachstan auf Initiative des Generalkonsults und Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Gemeinsam mit den LebensRäumen arbeitet die Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung gGmbH und das Deutsche Blindenhilfswerk e.V. Duisburg an dieser Aufgabe.

Inklusion ist das Stichwort. Es geht um mehr Selbst– und Mitbestimmung und eigenständige, vollwertige Lebenskonzepte, aber natürlich auch um Hilfestellungen im Alltag und Freizeit. Wie Inklusion funktioniert, kann man zum Beispiel an der Ladengalerie „Ars Vivendi“ in der Duisburger Innenstadt sehen, die mit eigens produzierten Waren aus Werkstätten aus ganz Europa, eine breite Produktpalette ansprechend präsentiert und zum Verkauf anbietet. „Unsere Produkte sind nicht nur in hervorragender Qualität, sondern auch im Design auf zeitgenössischem Niveau. Sie sind voll konkurrenzfähig auf dem Markt“, bemerkt Güttler sichtlich stolz. Auch im Bereich der Gastronomie hält man mit der Konkurrenz mit: Das Restaurant „Ziegenpeter“ und das Cafe „Der Kleine Prinz“ bieten hausgemachte, regionale Küche, die gut ankommt und soziale und ökonomische Nachhaltigkeit ins Konzept einschließt. In der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung sind in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen über 1100 Menschen beschäftigt.

Dank ihres Erfolges in Duisburg und der Region bemüht LebensRäume und die Duisburger Werkstatt sich auch an internationalen Projekten zu beteiligen und Wissen und Erfahrung in Regionen weiterzugeben, wo das soziale Unternehmertum erst in den Startlöchern steht. Derzeit werden Grundsteine für eine Zusammenarbeit in Kasachstan gelegt. In Astana ist man bereits dem Gesundheitsministerium vorstellig geworden und sei auf offene Ohren gestoßen, weiß Sarah Güttler zu berichten. Nun bliebe abzuwarten, wie sich das Projekt entwickelt.
Eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung aufzubauen, ist ein Entwicklungsprozess, der anders funktioniert als in der freien Wirtschaft. Diese muss Schritt für Schritt aufgebaut werden, in Stufen, die aufeinander aufbauen. Man startet mit kleineren Einheiten, zunächst als Pilotprojekt. Darauf kann nach der ersten Konsolidierung aufgebaut werden. „In Kasachstan steckt alles ein wenig in den Kinderschuhen. So eine Werkstatt wird nicht vom ersten Tag an ein funktionierendes Unternehmen sein, sondern sich nach und nach entwickeln“, erklärt erklärt Norbert Gatz, Pädagogischer Leiter der Werkstatt. Deshalb setzt man erst recht auf internationalen Erfahrungsaustausch und jahrelange Erfahrung mit sozialem Unternehmertum in Deutschland.

Mehr dazu im Interview mit Sarah Güttler

Julia Boxler

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